Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Oberst Cole, die Stadt zu stürmen. Er griff gleich- 
zeitig von vier Seiten an, und nach etwa 
anderthalbstündigem, vom Feind mit großer Bra- 
vour und Hartnäckigkeit geführten Gefecht trafen 
die Kolonnen vor dem Gebäude des Emirs zu- 
sammen.= Der Emir selbst und sein Sohn waren 
im Kampf gefallen. Oberst Cole schreibt die er- 
staunliche Tapferkeit des Feindes hauptsächlich dem 
Umstande zu, daß er vorher noch nie dem Feuer 
der Magazingewehre gegenüber gestanden hatte 
und seit Generationen von seinen Nachbarn sehr 
gefürchtet war. « 
Während des Kampfes waren etwa 3000 bis 
4000 wehrlose Einwohner zu den Engländern 
übergegangen. Es trug sehr zur Beruhigung 
des Landes bei, daß diese von den Engländern 
gut ausgenommen wurden und nach Eroberung der 
Stadt wieder ihre Hütte angewiesen erhielten. 
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Weitere Gerüchte von einer Bewegung der 
Senussi im Nordosten Nigerias — es hieß sogar 
ein Senussenheer marschiere auf Kanem — be- 
stätigten sich nicht. Offenbar hatte das starke 
Truppenaufgebot, das die Franzosen an der 
Grenze unterhielten, die Bewegung nicht zum 
Ausbruch kommen lassen. 
Die Sisendahnen In der portuglesischen Kolon#e# 
Mozambique. 
Auf der Eisenbahnstrecke von Lourenco 
Marques bis Ressano Garcia, der Grenzstation 
nach Transvaal, wurden im Jahre 1905 an 
Gütern 549 964 Tonnen befördert (die Tonne 
zu 2000 engl. Pfund gerechnet). Von Januar 
bis Ende September 1906 belief sich die Anzahl 
auf 409 003 Tonnen. An Reisenden wurden im 
Jahre 1905 85 112 Personen befördert und von 
Januar bis September 1906 79 850 Personen. 
In der Mitte des Jahres 1905 wurde mit 
dem Bau der Swaziland-Bahn begonnen. Die 
Linie hat bis zur Swaziland-Grenze eine Aus- 
dehnung von etwa 72 km. Sie wird, wie man 
annehmen darf, auf englischem Gebiet bis nach 
Johannesburg fortgesetzt werden. Der gerade 
Lauf der Linie wird die Verbindung von Lou- 
rengo Marques nach Johannesburg zeitlich auf 
etwa 12 Stunden ermäßigen. 
Man erwartet wohl mit Recht von dieser 
Linie große Vorteile für Lourenco Marques. 
Einmal bedeutet die schnelle Verbindung mit Jo- 
hannesburg einen weiteren Vorzug von Lourenco 
Marques gegenüber den britischen Hafenplätzen 
Südafrikas. Weiterhin ist aber zu hoffen, daß 
die Linie das Swaziland erschließt, das nach An- 
  
sicht von Kennern des Landes reiche Mineral-= 
schätze bergen soll. Der Abbau dieser Mineralien 
wird der portugiesischen Linie wie dem Hafen 
von Lourenco Marques reichen Verkehr zuführen. 
In Voraussicht hierfür ist die Linie dem süd- 
afrikanischen Bahnsystem angepaßt. Die Bahn 
wird ferner so gebaut werden, daß die schwersten 
Lasten darüber befördert werden können. 
twa zwei Drittel der Linie sind bis jetzt 
fertiggestellt worden, und man denkt die ganze 
Strecke Ende des Jahres 1907 dem Verkehr über- 
geben zu können. Abgesehen von der etwa 914 m 
langen Brücke über den Umbelusi-Fluß wird aller- 
dings der Bau des letzten Drittels der Bahn der 
schwierigste Teil sein. Er erfordert unter anderm 
den Bau von zwei Tunnels, von denen der eine 
etwa 800 m lang sein wird. 
Die Bahnstrecke ist zunächst mit leichterem 
Schienenmaterial belegt worden. Man wird 
dieses Material jetzt durch schwereres ersetzen und 
die bisher benutzten Schienen für den Bau einer 
innerkolonialen Bahn von Lourenco Marques 
nach dem Gazaland benutzen. Diese Bahn, die 
zunächst nur bis Maracuene geführt werden kann, 
hofft man später über Chai-Chai bis nach In- 
hambane fortzusetzen. Diese Bahn wird wesent- 
lich zur wirtschaftlichen Hebung des Gazalandes 
beitragen. Die ganze Strecke bis nach Inhambane 
würde eine Ausdehnung von 350 km haben. 
Anläßlich dieses Bahnprojektes mag auch noch 
das der Selatibahn Erwähnung finden, das 
ebenfalls für die Entwicklung von Lourenco 
Marques von hoher Bedeutung werden kann, 
dessen Ausführung aber in den Händen der 
Transvaal-Regierung ruht. Die Selatibahn soll 
von Komatipoort an der portugiesisch-englischen 
Bahn bis nach den Murchison-Goldfeldern bei 
Leydsdorp geführt werden. Von Komatipoort 
aus gerechnet, sind bereits etwa 70 km fertig- 
gestellt worden, die Bahnstrecke wird aber zur 
Zeit nicht benutzt. Es ist wohl anzunehmen, daß 
die Bahn, die den Zoutpansberg-Distrikt erschließen 
wird, fertiggestellt wird, sobald sich wieder die 
Geldverhältnisse in Transvaal bessern. Es be- 
steht dann die weitere Absicht, die Bahn von 
Leydsdorp über Pietersburg, Rhodes-Drift bis 
nach Bulowayo fortzusetzen. Es liegt auf der 
Hand, daß Lourengo Marques von dieser Bahn 
großen Nutzen ziehen würde. Die Verlängerung 
der Bahn bis nach Bulowayo muß aber vor- 
läufig noch als Zukunftsmusik bezeichnet werden. 
An tatsächlichen Verbesserungen, die von der 
Eisenbahnverwaltung ausgeführt worden sind, ist, 
abgesehen von dem Bau der Swaziland-Bahn 
und sonstigen Bauten, noch der Ankauf zahlreicher 
Waggons von der kapländischen Eisenbahnverwal- 
tung zu erwähnen. Auch die Einstellung dieser
	        
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