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Oberst Cole, die Stadt zu stürmen. Er griff gleich-
zeitig von vier Seiten an, und nach etwa
anderthalbstündigem, vom Feind mit großer Bra-
vour und Hartnäckigkeit geführten Gefecht trafen
die Kolonnen vor dem Gebäude des Emirs zu-
sammen.= Der Emir selbst und sein Sohn waren
im Kampf gefallen. Oberst Cole schreibt die er-
staunliche Tapferkeit des Feindes hauptsächlich dem
Umstande zu, daß er vorher noch nie dem Feuer
der Magazingewehre gegenüber gestanden hatte
und seit Generationen von seinen Nachbarn sehr
gefürchtet war. «
Während des Kampfes waren etwa 3000 bis
4000 wehrlose Einwohner zu den Engländern
übergegangen. Es trug sehr zur Beruhigung
des Landes bei, daß diese von den Engländern
gut ausgenommen wurden und nach Eroberung der
Stadt wieder ihre Hütte angewiesen erhielten.
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Weitere Gerüchte von einer Bewegung der
Senussi im Nordosten Nigerias — es hieß sogar
ein Senussenheer marschiere auf Kanem — be-
stätigten sich nicht. Offenbar hatte das starke
Truppenaufgebot, das die Franzosen an der
Grenze unterhielten, die Bewegung nicht zum
Ausbruch kommen lassen.
Die Sisendahnen In der portuglesischen Kolon#e#
Mozambique.
Auf der Eisenbahnstrecke von Lourenco
Marques bis Ressano Garcia, der Grenzstation
nach Transvaal, wurden im Jahre 1905 an
Gütern 549 964 Tonnen befördert (die Tonne
zu 2000 engl. Pfund gerechnet). Von Januar
bis Ende September 1906 belief sich die Anzahl
auf 409 003 Tonnen. An Reisenden wurden im
Jahre 1905 85 112 Personen befördert und von
Januar bis September 1906 79 850 Personen.
In der Mitte des Jahres 1905 wurde mit
dem Bau der Swaziland-Bahn begonnen. Die
Linie hat bis zur Swaziland-Grenze eine Aus-
dehnung von etwa 72 km. Sie wird, wie man
annehmen darf, auf englischem Gebiet bis nach
Johannesburg fortgesetzt werden. Der gerade
Lauf der Linie wird die Verbindung von Lou-
rengo Marques nach Johannesburg zeitlich auf
etwa 12 Stunden ermäßigen.
Man erwartet wohl mit Recht von dieser
Linie große Vorteile für Lourenco Marques.
Einmal bedeutet die schnelle Verbindung mit Jo-
hannesburg einen weiteren Vorzug von Lourenco
Marques gegenüber den britischen Hafenplätzen
Südafrikas. Weiterhin ist aber zu hoffen, daß
die Linie das Swaziland erschließt, das nach An-
sicht von Kennern des Landes reiche Mineral-=
schätze bergen soll. Der Abbau dieser Mineralien
wird der portugiesischen Linie wie dem Hafen
von Lourenco Marques reichen Verkehr zuführen.
In Voraussicht hierfür ist die Linie dem süd-
afrikanischen Bahnsystem angepaßt. Die Bahn
wird ferner so gebaut werden, daß die schwersten
Lasten darüber befördert werden können.
twa zwei Drittel der Linie sind bis jetzt
fertiggestellt worden, und man denkt die ganze
Strecke Ende des Jahres 1907 dem Verkehr über-
geben zu können. Abgesehen von der etwa 914 m
langen Brücke über den Umbelusi-Fluß wird aller-
dings der Bau des letzten Drittels der Bahn der
schwierigste Teil sein. Er erfordert unter anderm
den Bau von zwei Tunnels, von denen der eine
etwa 800 m lang sein wird.
Die Bahnstrecke ist zunächst mit leichterem
Schienenmaterial belegt worden. Man wird
dieses Material jetzt durch schwereres ersetzen und
die bisher benutzten Schienen für den Bau einer
innerkolonialen Bahn von Lourenco Marques
nach dem Gazaland benutzen. Diese Bahn, die
zunächst nur bis Maracuene geführt werden kann,
hofft man später über Chai-Chai bis nach In-
hambane fortzusetzen. Diese Bahn wird wesent-
lich zur wirtschaftlichen Hebung des Gazalandes
beitragen. Die ganze Strecke bis nach Inhambane
würde eine Ausdehnung von 350 km haben.
Anläßlich dieses Bahnprojektes mag auch noch
das der Selatibahn Erwähnung finden, das
ebenfalls für die Entwicklung von Lourenco
Marques von hoher Bedeutung werden kann,
dessen Ausführung aber in den Händen der
Transvaal-Regierung ruht. Die Selatibahn soll
von Komatipoort an der portugiesisch-englischen
Bahn bis nach den Murchison-Goldfeldern bei
Leydsdorp geführt werden. Von Komatipoort
aus gerechnet, sind bereits etwa 70 km fertig-
gestellt worden, die Bahnstrecke wird aber zur
Zeit nicht benutzt. Es ist wohl anzunehmen, daß
die Bahn, die den Zoutpansberg-Distrikt erschließen
wird, fertiggestellt wird, sobald sich wieder die
Geldverhältnisse in Transvaal bessern. Es be-
steht dann die weitere Absicht, die Bahn von
Leydsdorp über Pietersburg, Rhodes-Drift bis
nach Bulowayo fortzusetzen. Es liegt auf der
Hand, daß Lourengo Marques von dieser Bahn
großen Nutzen ziehen würde. Die Verlängerung
der Bahn bis nach Bulowayo muß aber vor-
läufig noch als Zukunftsmusik bezeichnet werden.
An tatsächlichen Verbesserungen, die von der
Eisenbahnverwaltung ausgeführt worden sind, ist,
abgesehen von dem Bau der Swaziland-Bahn
und sonstigen Bauten, noch der Ankauf zahlreicher
Waggons von der kapländischen Eisenbahnverwal-
tung zu erwähnen. Auch die Einstellung dieser