Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Es gibt eine französische Schule in Konakry, 
in Dakar eine Handwerkerschule, die Pinet- 
Laprade-Schule und im Innern mehrere Gewerbe- 
oder Ackerbauschulen. Dort müßte der berufs- 
mäßige Unterricht noch erweitert werden. 
„Nur zwei Schulen, Cayes und Timbuktu“, 
sagt Herr Mairot in seinem Berichte, „besitzen 
Werkstätten für Handarbeiten. Aus einer 
primitiven Einrichtung in Timbuktu heraus- 
gewachsen, sind diese Werkstätten in Cayes unter 
die sachmäßige Leitung zweier Handwerker vom 
Pionierkorps gestellt; sie liefern der Eisenbahn gute 
Holzarbeiter und Monteure. Eine Abteilung 
Maurer und Steinhauer soll in kurzer Zeit in 
Tätigkeit treten.“ 
„So gut sie auch eingerichtet ist“, fügt er 
hinzu, „eine einzige Schule kann für eine so 
ausgedehnte Kolonie wie Ober-Senegal nicht ge- 
nügen. Ist es zulässig, daß von Cayes im 
äußersten Westen des Sudan bis Timubktu, den 
vorgeschobenen Posten der Kolonie im Nordosten, 
keine Anstalt den eingeborenen Schülern die 
Mittel bietet, sich in Handarbeiten zu üben?“ 
Saint-Pierre und Miguelon. 
1896 waren dort alle öffentlichen Schulen 
Ordensschulen; es gab deren sechs. Heute sind 
alle diese Schulen Laienschulen; es gibt nur eine 
Privatschule. Man kann die Zahl der Kinder, 
die sie besuchen, auf tausend schätzen, die 75 v. H. 
der schulpflichtigen Kinder überhaupt darstellen. 
Martinigque. 
1898 gab es in Martinique: 1. eine von 
94 Studenten besuchte Rechtsschule; 2. ein 
Knabenlyceum mit 450 Schülern; 3. ein Kolonial- 
pensionat für junge Mädchen; 4. zwei Normal- 
kurse, einen für Lehrer, den andern für 
Lehrerinnen; 5. 80 öffentliche, von 6585 Knaben 
und 4861 Mädchen besuchte Elementarschulen; 
6. 62 Privatschulen (55 Laien= und 7 Ordens- 
schulen), die an 571 Knaben und an 1480 
Mädchen Unterricht erteilten. 
1906 zählt die Rechtsschule 54 Studierende; 
das Lyceum 237. Dieses Lyceum umfaßt: 
1. eine Abteilung für Elementarunterricht; 2. eine 
Abteilung für mittleren Unterricht zu zwei Kursen; 
3. einen Normalkursus; 4. einen Kursus von 
drei Jahren zur Vorbereitung für Kunst= und 
Handwerkerschulen; 5. einen Seemannskursus für 
die eingeschriebenen Schiffer, die das Führer- 
zeugnis für Küstenschiffahrt zu erhalten wünschen. 
Das Kolonialpensionat für junge Mädchen 
wird, wie das Lyceum, durch einen Normal- 
kurfus und eine Abteilung für Handfertigkeits- 
unterricht ergänzt. Es hat 237 Schülerinnen. 
Elementarschulen gibt es 105, davon 73 öffent- 
  
liche und 32 Privatschulen; unter den letzteren 
sind 29 Laien= und 3 Ordensanstalten. Das 
Unglück von Saint-Pierre erklärt die Abnahme 
der Zahl der Schulen. 1898 schätzte man die 
Zahl der Schulbesucher auf 14 000; 1905 zählte 
man 20 000 Kinder (Knaben und Mädchen von 
sechs bis zu dreizehn Jahren) und nur 10 000 
sind in die Schullisten eingetragen (etwa 89 v. H. 
in die öffentlichen und 11 v. H. in die privaten). 
Man kann also sagen, daß 50 v. H. der Kinder 
keinerlei Schulung erhalten. 
Guadeloupe. 
Auf Guadeloupe zählte man 1897/98 
119 Schulen (102 öffentliche, 17 private), die 
von 10 850 Schülern (5558 Knaben und 6322 
Mädchen) besucht wurden. Der Unterricht der 
Knaben war schon fast ganz in den Händen der 
Laienlehrer (5076 gegen 432); dagegen war der 
Unterricht der Mädchen zu einem sehr großen 
Teile den Schwestern anvertraut; die öffentlichen 
Ordensschulen für Mädchen hatten 3727 Schüle- 
rinnen, die Laienschulen nur 1009. 
1898 gab es auf Guadeloupe zwei Normal- 
kurse zur Ausbildung der Lehrer. Auch ein 
mittlerer Kursus für junge Mädchen war vor- 
handen, ebenso eine Privatschule und ein Lyceum 
für die Knaben. Dieses Lyceum zählte 1898 
320 Schüler, das Ordenshaus 283. 
1905 zählt das Lyceum 266 Schüler, die 
Ordensanstalt besteht nicht mehr. Es gibt außer- 
dem öffentliche mittlere Kurse für junge Mädchen 
und 4 mittlere Privatkurse. Offentliche Schulen 
sind 99 vorhanden (51 für Knaben, 43 für 
Mädchen, 5 gemischte). Privatschulen gibt es 12 
(2 Knaben-, 9 Mädchen-, 1 gemischte Schule). 
Das Lyceum hat einen Lehrerausbildungs- 
(Normal-Kursus. 
Die Elementarschulen werden von 12 702 
Schülern besucht (11 998 in öffentlichen und 704 
in den Privatschulen). Die Hälfte der schul- 
pflichtigen Kinder genießt keinen Unterricht. 
Guyana. 
Bis jetzt gehörte das in dieser unserer alten 
Kolonie bestehende Unterrichtswesen zu den mangel- 
haftesten. Durch eine Reihe von Erlassen vom 
30. Oktober 1889 hat man die den Elementar- 
unterricht betreffenden Vorschriften des Mutter- 
landes in Anwendung gebracht. 
Um dieselbe Zeit wurde das Gymnasium in 
Cayenne, das um 1880 gegründet worden war, 
in eine höhere Elementarschule verwandelt. 1894 
wurde es wieder Gymnasium mit nenzeitlichem 
Unterricht. 
Alle Wandlungen brachten aber nur sehr 
schlechte Ergebnisse — trotz der 200 000 Franken 
Ausgaben im Kapitel für öffentlichen Unterricht.
	        
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