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Deutschland übertragen würde das (bei 232000
Webstühlen und 9,3 Millionen Spindeln) ein An-
lagekapital von rund 700 Millionen Mk.
bedeuten.
Nach den Rechnungsergebnissen der deutschen
„Berufsgenossenschaften“ stellt sich die Zahl der
Textilbetriebe mit den darin beschäftigten
(versicherten) Personen und den (für die Bei-
tragsberechnung zur Unfallversicherung in An-
rechnung zu bringenden) gezahlten Lohn-
summen 1885 wie folgt:
ch rn
7 mittlich Lohnbeträge
Jahr Betriebe ersicherte
Personen (Mill. Mark)
1885 7 876 511 667 71.0
1880 8940 543 179 309.6
1887 10 292 571 767 316.4
1888 11 309 598 018 331.7
1880 11 787 630 135 354,.1
1800 10 331 64709 370.4
1891. 10 008 65 663 372,.9
1892. 10 030 618 371 375.7
1893 10 033 63 084 399.6
1894. 10 176 663 266 100.9
1895 10 310 702 831 427.9
1896 10 506 720 140 152,6
1897. 10 684 729 601 460.2
1898 10 794 748 641 170.7
1809 10 988 763 438 500,1
1900. 11 467 770 192 514.6
1901 12 044 763 468 518.0
1902. 13 189 7092 020 5146.6
1903. 13 145 815.69 569.8
1904. 13 879 822 5900 585.5
1905 14 031 856 515 612.0
1906 14 697 875 498. 655.0
Nach den letzten Jahresberichten der Gewerbe-
aufsichtsbeamten für das Jahr 1906 waren in
14 749 Textilfabriken insgesamt 847 784 Ar-
beiter, darunter 447 032 weiblichen Geschlechts,
beschäftigt. Da von diesen Arbeitern ein Teil
zwar andere Gewebstoffe als Baumwolle ver-
arbeitet, anderseits aber auch die von der Ge-
werbeaufsicht nicht erfaßten und die von der
Baumwollindustrie abhängigen Betriebe mit zu
berücksichtigen sind, so dürste die Baumwoll=
verarbeitung einschließlich der verwandten Branchen
in Deutschland immerhin einer Million Ar-
beiter, d. h. dem achten Teil der Industrie-
arbeiter, ihren Lebensunterhalt gewähren und
einen jährlichen Produktionswert von über
1 Milliarde Mark erzeugen.
Die gedeihliche Entwicklung unserer Baum-
wollindustrie ist somit eine Lebensfrage für unsere
nationale Volkswirtschaft geworden. Je stärker
der allgemeine Bedarf an Rohbaumwolle steigt,
um so lebhafteres Interesse gewinnt die Frage,
ob die Produktion dieses Rohstoffes mit dem
steigenden Konsum Schritt hält, und ob unsere
Industrie auch für die Zukunft auf eine aus-
reichende und preiswerte Deckung ihres Bedarfs
an Rohbaumwolle rechnen kann.
Von der Baumwollernte der Welt im
Jahre 1906, die rund 19,9 Millionen Ballen betrug,
entfielen auf die Vereinigten Staaten von
Amerika 13, auf Britisch-Indien 3,7, auf
Agypten 1,4 und auf die sonstigen Produktions=
gebiete 1,8 Millionen Ballen. Amerika kommt
mithin nach wie vor als Hauptlieferant in Be-
tracht, und zwar auch für Deutschland, wie sich
aus den oben angeführten Einfuhrzahlen ohne
weiteres ergibt. Nach denselben bezog Deutschland
im Jahre 1900; 82, 1901: 77, 1902: 77, 1903:
70, 1904: 71, 1905: 74, 1906: 73,4, 1907:
68,1 v. H. der eingeführten Rohbaumwolle aus
Amerika. Welche Gefahren unter solchen Um-
ständen eine Mißernte, selbst nur eine verminderte
Ernte in Amerika oder gar eine bei politischen
Verwicklungen etwa eintretende Baumwollsperre
für die vom amerikanischen Markt abhängigen
Baumwollindustrien herbeiführen könnte, hat die
Geschichte mehrfach gezeigt. Es sei hier nur an
die Cotton Famine (Baumwoll-Hungersnot) in
England erinnert, als infolge des amerikanischen
Bürgerkrieges (1861 bis 1864) die Baumwoll-
zufuhr aufhörte, die englischen Textilfabriken
schließen mußten und eine halbe Million Textil=
arbeiter mit ihren Familien jahrelang dem
größten Elend anheimfielen.
Abgesehen von der zunehmenden Spannung
zwischen Gesamtproduktion und Gesamtkonsumtion
an Rohbaumwolle zeigt sich neuerdings die un-
verkennbare Neigung der Erzeugungsländer, in
steigendem Maße selbst Baumwollartikel herzu-
stellen und allmählich die übrige Welt nicht mehr
mit dem Rohstoff, sondern — zugunsten ihrer
eigenen und zum Schaden der fremden Industrie
— mit Fabrikaten zu versorgen. Diese Ent-
wicklung läßt sich deutlich aus der verschieden
starken Zunahme der Spindelzahl in den nach-
bezeichneten Gebieten erkennen:
Spindeln Zu-
Gebiete in Millionen nahme
1800 1606 in
Ver. Stachen von Amerika. 14.6 25,.5 74
Ostind . 8,4 5.2 55
Eurspesscher Kontinent . 26.0 36.7 41
Großbritannien . 4it,8·51,0 14
Die beiden ersten Gebiete erzeugen selbst
Rohbaumwolle, die beiden letzten find im Be-
zug derselben vom Auslande abhängig.