Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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geld, Deine Hütte ist leer, Du bist nicht wie ich, 
ich habe Muschelgeld liegen, ich mäste ein Schwein! 
Deine Verwandten sind keine Häuptlinge, meine 
Verwandten sind Häuptlinge. 
Erzählung von der Einführung des 
Feuers. Früher gab es in Muliama kein Feuer. 
Der Vogel Kauko pickte es in Kaptuntun (einem 
Dorfe der Nachbarlandschaft) auf, und seitdem ist 
das Feuer hier nicht mehr ausgegangen. 
Erzählung von der Entstehung der Kokos- 
palme. Es war einmal ein Mann, der hieß 
Tom Sosotala und war sehr faul. Eines Tages 
sagte sein Bruder zu ihm: „Tom Sosotala komm', 
wir wollen aufs Feld zur Arbeit gehen.“ „AUch," 
antwortete dieser, „ich gehe lieber Fische speeren."“ 
Die anderen gingen aufs Feld, er speerte Fische, 
und als die anderen am Abend heimkamen, sprach 
er zu ihnen: „Habt ihr nichts für mich zu essen?“ 
Sie gaben ihm aber nichts zu essen, sondern nur 
Wasser zu trinken. Er war sehr hungrig. Er 
nahm eine Fackel (aus dürren Blättern), zündete 
sie an und ging in die Nacht hinaus. Er band 
sich die Fackel um den Kopf und grub nach wilden 
Süßkartoffeln. Das Feuer der Fackel faßte sein 
Haar, und er verbrannte. Sein Bruder war 
hinter ihm drein gegangen und suchte ihn, fand 
aber nur noch seinen Kopf. Der sprach zu ihm: 
„Vergrabe den Kopf bei Deiner Hütte, Du wirst 
ein Blatt (das Keimblatt) hervorsprossen sehen. 
  
Zäune mich ein, damit andere mich nicht sehen, 
ich werde wachsen, habe Geduld, ich werde 
Früchte tragen.“) Sieh' nach mir, zerbrich meine 
grüne Hülle, Du wirst zwei Augen sehen, mach' 
ein Loch in meinen Mund,“) Du kannst mich 
(d. h. die Kokosmilch) trinken, zerschlage mich, 
und Du kannst mich essen. 
7.5 
Samoa. 
Erneute ARusbrüche des vVultans auf Sawall. 
Nach einem soeben eingetroffenen Berichte 
des Amtmanns Williams auf Sawaii zeigt der 
dortige Vulkan neuerdings wieder eine erhöhte 
Tätigkeit. Die Lava hat seit Sonntag, dem 
10. Mai d. Is., weitere Verheerungen angerichtet; 
ein bisher verschont gebliebener Teil des Dorfes 
Sale Aula ist zerstört und der Rest desselben 
schwer bedroht. Der Lavastrom schreitet in dem 
Sumpf hinter dem Dorfe sowie an der Küste 
stetig vorwärts; falls der Vulkan nicht bald 
wieder zum Stillstand kommt, ist leider eine noch 
stärkere Verwüstung dieses einst so blühenden 
Distrikts zu befürchten. 
  
Kolonialwirtschaftliche Mittellungen. 
Kautschuh, Guttapercha und Balatao.)) 
Zuletzt ist die Bedentung des wichtigsten der 
kolonialen Rohstoffe, der Baumwolle, für das 
deutsche Wirtschaftsleben behandelt worden. Im 
nachfolgenden soll das gleiche für den Kautschuk 
und die ihm verwandten Stoffe, wie Gutta- 
percha und Balata,) geschehen, die unter den 
kolonialen Rohprodukten, welche die Deutsche 
Industrie benötigt, die zweite Stelle einnehmen. 
Der Weltverbrauch von Kautschuk und Gutta- 
percha ist seit zwei Menschenaltern außerordentlich 
1) Plelensgniushelicem III. Aus dem Reichs- 
Wbeitsblatt- (Jun „Deutsches Kol. Bl.“ 
1908 11, mis da“ 18. S. 631 ff. 
. S.vv Guttapercha und Balata sind 
die Produlte aus dem hauptsächlich in der Rinde dreier 
verschiedener Pflanzengruppen enthaltenen Milchsaft. 
Sie zeigen trotz naher chemischer Verwandtschaft einige 
sie voneinander unterscheidende Eigenschaften. So# 
besitt Guttapercha im Gegensatz zum Kautschuk die 
Fähigkeit, in der Wärme knetbar zu sein und nach dem 
Erkahen die ihm gegebene Form beizubehalten, wäh- 
rend ihm die Elastizität fehlt. Balata zeigt mehr 
Verwandtschaft mit Guttapercha als mit Kautschuk. 
  
gestiegen, und zwar im engen Zusammenhang 
mit der Entwicklung vor allem der elektrischen 
Industrie und dem Aufblühen der Fahrrad= und 
Automobilindustrie. Während im Jahre 1830 
erst 230 Tonnen Kautschuk nach Europa kamen, 
und im Jahre 1840 noch 400 Tonnen den Ge- 
samtweltkonsum deckten, war dieser im Jahre 
1906/07 (1. Juli bis 30. Juni) auf 68 173 
Tonnen und die gesamte Weltproduktion auf 
74 023 Tonnen angewachsen. 
*) Die Kokospalme trägt erst nach sechs bis 
sieben Jahren. 
*) Die Kokosnuß ist eine breitsächerige Steinfrucht, 
von deren Fruchtfächern zwei fehlschlagen. Ihre Keim- 
löcher sind als leicht schräg gestellte Narben in der 
Steinschale zu erkennen. 56 dritte, wirkliche Keim- 
loch, ist mit einem dünnen Häutchen überspannt. Diese 
drei Keimlöcher als „Augen- und -Mund“ rufen auch 
schon bei geringer Phantasie den Eindruck eines Ge- 
sichts hervor. Offenbar ist die ganze Erzählung nur 
ein naiver Versuch, die Entstehung dieses „Gesichtes“ 
auf einer so überaus wichtigen Frucht, wie der Kokos- 
nuß, zu erklären.
	        
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