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sache es gar nicht das tropische Klima sei, welches
die tropische Nervenschwäche verursache, sondern
die äußeren Verhältnisse, die Einsamkeit, man-
gelnde Anregung und dergleichen. Das scheint
mir, außer unter besonderen Verhältnissen, wie
Kriegsunruhen, unrichtig: Wenn wir in der Hast
des modernen Lebens und im Lärm der Groß-=
stadt nervös geworden sind, so erholen wir uns
wieder unter primitiven Verhältnissen auf dem
Lande, ohne daß wir besonderer Anregungen, wie
Theater und dergleichen, bedürfen. Das Leben
in den Tropen ist aber im ganzen, wenigstens
auf den Innenstationen, ein ruhiges, und die
Tätigkeit zum mindesten bei den älteren Beamten
und Offizieren eine selbständige und, wenn auch
angestrengte, doch durch die ihnen obliegenden
schönen Aufgaben der Landeskultivierung in sich
selbst befriedigende. Ich glaube daher, daß es
zum mindesten in der Hauptsache das Klima selbst
ist, welches man für die Entstehung der vielen
Erkrankungen an Nervenschwäche verantwortlich
machen muß.
Bei der Untersuchung der zurückgekehrten
Kolonialbeamten und -offiziere war es mir auf-
gefallen, daß gar kein großer Unterschied darin
zu erkennen war, ob sie an der Küste oder im
Innern des Landes tätig gewesen waren. Auch
solche, welche im Höhenklima ihren Sitz gehabt
hatten, kehrten häufig mit Nervenschwäche zurück.
Kohlbrugge, der lange Jahre auf Java
tätig war, behauptet direkt, daß auch das tropische
Gebirgsklima das Nervensystem schädige. Er
schreibt:
„Ein Fehlschritt würde es sein, wenn der Tropen-
bewohner nur in Gebirgen wohnen wollte, denn
auch deren Klima wirkt auf die Dauer er-
schlaffend, wie die Erfahrungen am Himalayn und
auf Java gezeigt haben, so daß die Bewohner der
Gebirge in den Tropen wieder neue Kraft und Energie
schöpfen aus einem zeitweiligen Aufenthalt in tro-
pischer Hitze.“
Es sind das alles Fragen, die nur durch dos
praktische Leben gelöst werden können, und
vielleicht einfacher gelöst werden als wir denken,
es wäre aber auch möglich, daß daraus mehr
oder weniger große Hindernisse für die Ansiedlung
entstehen. Wenn der deutsche Bauer auch nur
wenig von seiner Arbeitskraft einbüßt, so kann es
dort, wo er mit bedürfnislosen, aber gerade in
der Bodenbearbeitung nicht ganz ungeschickten
Eingeborenen konkurrieren soll, seine Exristenz
bedeuten. Ich erinnere Sie nur daran, daß
gegenwärtig die Kakaoplantagen in West-
afrika gegenüber den Kulturen der freien Neger
einen harten Kampf zu bestehen haben. Wenn
der Kakao der Negerkulturen auch weniger sorg-
fältig gepflegt und deshalb minderwertig ist, so
hat er doch durch die große Masse auf den Markt
einen Einfluß gewonnen.
Die Entstehung einer Mischbevölkerung ist
im tropischen Afrika nicht so sehr zu befürchten,
weil der Neger uns Germanen allzu fern steht.
In Südwestafrika haben wir ja allerdings schon
ein Mischvolk, die Bastards, aber sie sind eine
Mischung von germanischem und Hottentottenblut.
Mischlinge zwischen Deutschen und Negern sind
bisher, wenigstens in unseren Kolonien, sehr selten.
Die Erfahrungen anderer Kolonialvölker geben
für die Frage der Möglichkeit einer europäischen
Besiedlung tropischer Hochländer nur wenig An-
haltspunkte, weil die Kolonisation solcher Gebiete
noch sehr wenig versucht worden ist. Man führt
oft die Buren als Beispiel an. Sie leben aber
nicht in den Tropen, sondern in den Subtropen,
und haben erst vor kurzer Zeit den Wendekreis
überschritten, so daß man noch nicht weiß, ob sie
sich auch in den Tropen zu halten vermögen.
Sie sind jetzt erst etwa in der dritten Generation
in Südafrika, haben sich aber so kräftig fortge-
pflanzt, daß man wohl schon jetzt von einer voll-
kommenen Akklimatisation sprechen kann. Von
einzelnen wird allerdings auch von den Buren
behauptet, daß sie bereits degenerieren. So führr
Professor Passarge aus, daß die Buren vielfach
herzkrank seien und daß Nervosität unter ihnen
sehr verbreitet sei. Er schreibt dann:
„Viel schlimmer aber ist der Einfluß, den das
Zusammenleben mit den unterworfenen Kaffern ausübt.
Denn einmal gewöhnt man sich bekanntlich sehr rasch
daran, den Herrn zu svielen, bei jeder Gelegenheit die
schwarzen Schepsels-, wie man die farbigen Bedienten
nennt, zur Arbeit zu kommandieren, auch da, wo es
eine Kleinigleit wäre, selber Hand anzulegen. Dadurch
wird ihnen schon von Kind auf veine gewisse Faulheit
und Hochmut anerzogen. schlimmer aber ist
der Einfluß auf die beranwachsenren Kinder.“
und später sagt er:
fza Rrieg mit den Engländern. at so recht diese
— Verhälmmisse aufgede Volk, das zu
einem Dritteil aus dehleen Sein u und Vater-
landsverrätern besteht, mußte unterliegen. Der mora-
lische Defekt ist der Hauptgrund für den ungünstigen
Ausgang des Prieges.“
Die Wechselwirkung der Beziehungen zwischen
eingewanderten Europäern und den Eingeborenen
spielt in der Frage der Kolonisation eine sehr
wichtige Rolle, ich will hier aber nicht darauf
eingehen, da dies mehr in das politische, soziale
und wirtschaftliche Gebiet gehört. Jedenfalls sind
die Buren für unsere Frage nicht von Bedeutung,
da ihre Landstriche von den eigentlich tropischen
Hochländern doch wesentlich verschieden sind, sie
find vielmehr einem Teile unseres südwestafrika-
nischen Schutzgebiets sehr ähnlich.
Bezüglich der europäischen Ansiedlungen in
den Hochländern von Mexiko hat der Herr