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finden würde, da sie noch Geld erwarteten und
dafür Kühe kaufen möchten. Seitens der Re-
gierung ist in Aussicht genommen, in einigen
Monaten voraussichtlich wieder einige hundert
Tiere zum Verkauf zu stellen. Bei dieser Auf-
stellung ist auf neuankommende Farmer noch
keine Rücksicht genommen worden. Es wird
daher in solchen Fällen für diese Leute schwer,
wenn nicht teilweise unmöglich sein, gutes Zucht-
vieh zu erhalten. Dem Gouvernement steht für
diese Nachfragen noch ein Transport Kühe und
Färsen von ungefähr 500 Stück zur Verfügung.
Leider ist bereits vor längerer Zeit unter diesem
Vieh die Lungenseuche ausgebrochen; es dauert
noch etwa anderthalb Monate, bis die Quarantäne
aufgehoben werden kann. Der Lieferant hat
bisher stets sehr gutes Bieh geliefert, seine Kühe
werden besonders gern gekauft. Da dieser Trans-
vort bereits gegen Lungenseuche geimpft ist, so
steht diese Vieheinfuhr für uns insofern besonders
günstig, als nach Ankauf der Tiere sofort eine
Veräußerung stattfinden kann.
Der Bestand an Zuchtvieh auf dem Gou-
vernementsposten ist zur Zeit nur noch gering
und macht einen Wert von ungefähr 30 000 Mk.
aus. Es sind in der Hauptsache nur noch Färsen
und abgesetzte Kälber. Eine Veräußerung ist zur
Zeit nicht zu empfehlen, da fie einen zu geringen
Preis bringen würden. Der Verkauf soll in etwa
6 bis 9 Monaten erfolgen. Bei den Vieh-
verkäufen wurde von einem großen Teil der Farmer
der Wunsch ausgesprochen, daß das Gouvernement
die Bieheinfuhr selbst fortführen möge; es wird
befürchtet, daß sonst schlechtes und teures Vieh
zum Verkauf angeboten wird. Bezüglich der
Qualität des verkauften Viehs muß hervorgehoben
werden, daß dasselbe wirklich gut ist. Wir haben
ledzt im Schutzgebiet besseres Vieh als vor
dem Aufstand.
Die Einfuhr von Großvieh wird sich im
Norden stets leichter gestalten, da hier mit keiner
Lungenseuche zu rechnen ist. Wir haben mit den
letzigen Viehtransporten Glück gehabt und nur
zwei Tiere verloren.
Da die Hebung der Biehzucht zu den vor-
nehmsten Aufgaben der Verwaltung gehört, so
beabsichtigt der Gouverneur, wenn die Nachfrage
so bleibt und preiswerte Bezugsquellen nicht er-
schlossen werden, die weiterhin erforderliche Anzahl
Großvieh ankaufen, gegen Lungenseuche impfen
und zu ermäßigten Preisen absetzen zu lassen.
Es ist insbesondere für den Norden geplant, einen
Transport starker Friesen, eventuell Oldenburger
Tiere, im Alter von einem Jahr einzuführen.
Die Tiere werden sich eher akklimatisieren, auch
nicht so teuer sein und die zu kleine Form des
Rindviehs im Norden des Schutzgebiets verstärken
und veredeln.
Eine besondere Förderung muß auch ferner
der Wollschafzucht zuteil werden. Besonders
zufrieden sind die Farmer mit den von der Kap-
kolonie gelieferten Wollschafen; nach diesen Tieren
ist eine erhöhte Nachfrage vorhanden, es ist aber
alles verkauft. Wenn die Nachfrage so bleibt,
werden alsbald noch tausend dieser Tiere ein-
geführt und zu den bisherigen Bedingungen ab-
gegeben werden.
Ein Rückblick auf die gesamte Vieheinfuhr
in Deutsch-Südwestafrika ergibt folgendes Bild:
es sind bis zum 3. Juni d. Is. durch das Gou-
vernement verkauft worden: 107 Bullen, 6107 Kühe
und Färsen, 384 Kälber, 1185 Wollschafe I. Klasse
und 9 Böcke, 5496 Wollschafe II. Klasse und
100 Böcke, 2566 Ziegen, 11 500 Afrikanerschafe,
96 Böcke und 56 Lämmer, 544 Perserschafe und
45 Böcke, 243 Angoraziegen und 9 Böcke.
Bei richtiger Anwendung der verfügbaren
Mittel kann noch viel Gutes für unsere Viehzucht
geschaffen werden. Jedenfalls hat kaum eine
Maßnahme des Gouvernements so den Beifall
der Bewohner des Schutzgebiets gefunden wie
diese Vieheinfuhr. Großer Dank gebührt der
Wohlfahrtslotterie; denn wenn diese nicht erheb-
liche Mittel bereitgestellt haben würde, sähe es
heute bezüglich der VBiehzucht noch recht traurig
im Schutzgebiet aus; jetzt ist aber wieder ein
guter Bestand vorhanden. Das Land erholt sich
auf dem Gebiet der Viehzucht viel schneller, als
man vor zwei Jahren selbst unter den günstigsten
Bedingungen anzunehmen wagen durfte.
r*ES—