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in Britisch-Südafrika vorkommender Büsche, deren
krautige, meist salzhaltige Triebe ein äußerst zu-
trägliches Futter, namentlich für Kleinvieh, ab-
geben. Diese Vorzüge der natürlichen Weide
sowie das Fehlen von Dornbüschen, Kletten= und
Kleb-Gewächsen machen diese Gegend zum ge-
gebenen Feld für die wertvolle Wollschafzucht,
deren bereits erfolgreiche erste Anfänge durch
den Witbooiaufstand leider vernichtet wurden.
Neben Wollschaf= und Angoraziegen kommt in
diesem von der sog. Pferdesterbe größtenteils
verschonten Landstrich vorwiegend auch die Pferde-
und Maultierzucht zur Versorgung des ganzen
Landes in Betracht.
Die Mitte Südwestafrikas, das Herero= oder
Damaraland, zeigt die wertvollen Futterbüsche
weit seltener. An ihre Stelle treten vielfach eine
Reihe höherer, meist dorniger Büsche, oft in
größeren, geschlossenen Komplexen, wechselnd mit
einzelnen Flächen gemischten Grasbestandes,
welcher hier höher und dichter als im Süden
auftritt. In diesen Gefilden tummelten sich ehe-
mals die zahlreichen Rinderherden der Hereros,
und auch dem deutschen Landwirt muß die Rind-
viehzucht als die zweckmäßigste, als die wesent-
liche Wirtschaft auf diesen Weideflächen erscheinen.
Nun ist allerdings das gesamte etwa 20 Mill. ha
umfassende Gebiet weder von den Hereros
noch von den Ansiedlern bisher auch nur an-
nähernd durch Weide ausgenutzt worden, ja man
kann, unter Zugrundelegung der Annahme, daß
die wirtschaftlich zweckmäßige Nutzbarkeit eines
Weidefeldes auf höchstens etwa 5 km im Umkreis
um eine Wasserstelle begrenzt ist, bei dem gegen-
wärtigen Stand der Wassererschließung überhaupt
erst etwa ein Viertel des gesamten Weideareals
im Schutzgebiet als wirtschaftlich erschlossen
betrachten.
Zwei mit Bohrmaschinen ausgerüstete Ko-
lonnen und eine Dammbaukolonne arbeiten seit
dem Vorjahre im Süden und in der Mitte des
Landes an der weiteren Wassererschließung. Die
geeigneten Stellen werden teils durch wissen-
schaftliche Geologen, teils durch Landrat v. Uslar
bezeichnet, der das Quellensuchen mit der Wünschel-
rute ausübt. Sowohl bei den Geologen wie bei
Herrn v. Uslar sind neben begreiflichen Fehl-
resultaten auch eine Anzahl äußerst wertvoller
unterirdischer Quellenfunde zu verzeichnen.
Mir fällt dabei die Außerung eines englischen
Bürgermeisters ein, dessen Stadt ich auf meinen
Reisen in der Kapkolonie besuchte. Der be-
schäftigte auch einen Wünschelrutenmann, und als
ich ihn fragte, ob er denn an die Wirksamkeit
der Rute glaube, entgegnete er mir: „Wissen Sie,
wir haben mit dem Mann einen Vertrag ge-
macht. Findet er uns nichts, so erhält er auch
fast nichts. Findet er uns aber eine entsprechende,
für unsere Stadt nutzbare Quellenader, so zahlen
wir ihm eine sehr große Summe; denn das ist
uns die Sache wert. Und sehen Sie, da kann
uns das schließlich ganz einerlei sein, wie der
Mann zu seinem Ziel kommen will.“
Ich glaube, der Standpunkt des Engländers
ist für die Praxis der einzig richtige. Jedenfalls
müssen uns Wünschelrute und Wisseuschaft gleich-
mäßig willkommen sein, sofern uns die Träger
beider Mittel dem großen Ziel einer raschen Ver-
mehrung der Wasserstellen im Lande praktisch
näher bringen.
Neben der Weide spielt in den bisher er-
wähnten Landesteilen der Ackerbau eine ver-
hältnismäßig untergeordnete Rolle. Zum Ackerbau
auf den Regen hin sind die Niederschlagsmengen
zu gering; geeigneter Garten- und Ackerboden in
Verbindung mit der Möglichkeit künstlicher Be-
wässerung ist auf relativ kleine Flächen beschränkt,
meist in Quellgebieten, Flußtälern und Vleys.
Und doch ist die Bedeutung des Feldbaus auch
in diesen Gegenden nicht zu unterschätzen. Denn
er kann außer dem Selbstbedarf des Farmers an
Gemüse, Kartoffeln, Getreide, auch den zur Ver-
pflegung der Eingeborenen erwünschten Mais
liefern und ist bei dem vorzüglichen Gedeihen
von Wein und anderen Obstsorten sowie von
Tabak auch in erweiterter Form zu Zwecken des
Verkaufs möglich. Eine ganz wesentliche Be-
deutung erlangen diese bebau= und berieselbaren
Flächen aber durch den Anbau von Futterpflanzen,
welche teils als Kraftfutter neben der Weide, teils
als Reserve für schlechte Regen= und Weidejahre
verwandt werden können. Die weitaus wichtigste
Futterpflanze ist hier die Luzerne (in Argentinien
Alfalfa genannt), welche wie in anderen sub-
tropischen Ländern so auch in ganz Südafrika
erstaunlich gedeiht, jährlich sechs bis acht Schnitte
hochwertigen Heus liefert und zur Erhöhung der
Fleisch-, Fett-, Milch-, Butter= und Wollproduktion
Ausgezeichnetes leistet. Wie hervorragend ihr
Wert als aufgestapelte Futterreserve anzuschlagen
ist, geht daraus hervor, daß vollbestockte Farmen
von etwa 10 000 ha in der Karoo (Kapkolonie)
die schwerste Trockenzeit ohne Viehverluste über-
stehen können, sofern sie nur 20 ha berieselbares
Luzernenland besitzen. Das heißt, das beriesel-
bare Luzernenland ist an Futterlieferung auf die
Dauer einer mehrhundertfachen natürlichen Weide-
fläche gleich zu achten, ein Beweis der Bedeutung
eines selbst geringen zum Ackerbau geeigneten
Areals für die Viehwirtschaft jedes Farmers.
Aber noch mehr. Es gibt eine Art Viehzucht,
welche sich in zweckmäßiger, rentabelster Weise
nur auf Luzernenfeldern betreiben läßt, die
Straußenzucht. Straußenzucht auf natürlicher