Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Wald auf künstlichem Wege und vielleicht sogar 
teilweise auf natürlichem Wege Aussicht auf Er- 
folg hat. Ferner weisen diese natürlich entstan- 
denen Waldbildungen darauf hin, daß die Gründe, 
weshalb auf diesem Gebiete Steppenbildung er- 
folgte, nicht ausschließlich in natürlichen Faktoren 
zu suchen seien, sondern auch in den Eingriffen 
des Menschen, in manchen Gebieten sogar nur 
in letzteren. Die Eingriffe der Menschen fanden 
wie folgt statt: Behufs Gewinnung von Farm- 
land wurde der Boden zunächst seiner schützenden 
Begetationsdecke, des Waldes, beraubt; dieses 
neugewonnene Farmland wurde einige Jahre be- 
wirtschaftet. Sobald hier die Erträge nachzulassen 
begonnen hatten — ein Umstand, der bei dem 
Mangel jeglicher Düngung bald einzutreten pflegt 
— wurde neuer Wald gerodet. Das verlassene 
Farmland aber wurde nicht sich selbst überlassen, 
sondern die sich ansiedelnde Vegetation wurde 
behufs Vertilgung des Ungeziefers zum Zwecke 
der Jagd alljährlich niedergebrannt. Diese jähr- 
lich wiederkehrenden Brände im Verein mit der 
austrocknenden Wirkung der tropischen Sonne 
mußten naturgemäß eine rasch sich entwickelnde 
Steppenbildung zur Folge haben, welche bei dem 
stetigen Wechsel von Farmland im Laufe der Zeit 
eine enorme Ausdehnung erreichen mußte. Daß 
die eben geschilderte Art und Weise der fort- 
schreitenden Waldverwüstung, welche wahrschein- 
lich auf viele Jahrhunderte zurückreicht, tatsächlich 
von den Eingeborenen gepflegt wird und daß 
Hand in Hand mit der Waldrodung die Steppen- 
bildung weiterschreitet, das beweist die Gegen- 
wart. Im weiteren Verlauf dieser Reise durch 
bewohnte Gebiete war mehrmals Gelegenheit ge- 
geben, typische Beispiele der fortschreitenden Wald- 
verwüstung und der damit verbundenen Steppen- 
bildung zu beobachten. 
Nach Beendigung der Routenaufnahmen am 
Haho und Unterlaufe des Balos wurde der Marsch 
nach Ele behufs Erforschung des Schio-Quell- 
gebietes angetreten. Die Marschroute war 
folgende: Vom Haho nach Toresi, von da nach 
Godzo (Alt-Dugba), welche Route neu aufge- 
nommen wurde, von Godzo nach Gudewe und Ele. 
Vom Haho führt der Weg bis Didome wie- 
derum durch Baumsteppe; an einzelnen Stellen 
sind noch kleine Waldreste vorhanden, von denen 
einige noch sogar den ausgesprochenen Waldbaum 
Chlorophors exeelsa beherbergen. Auch die zur 
Zeit meines Besuches noch kein Wasser führenden 
Flüsse Adetowi und Agodeka sind schmal be- 
waldet. " 
Von Didome ab ändert sich mit einem Schlage 
das ganze Vegetationsbild. Das von den Höhen- 
zügen Kaito und Lato eingeschlossene Gelände ist 
bis zu dem Farmdorfe Anaokophe ein weit aus- 
  
gedehntes, dicht geschlossenes und reiches Wald- 
gebiet, in dem die Chlorophora excelsa in herr- 
lichen Exemplaren und sehr zahlreich, oft in 
reinen Gruppen, vorkommt. Der Weg nach Godzo 
führt im Tale. Längs des ganzen Weges ist auf 
mehrere hundert Meter Breite der Wald weg- 
geschlagen. Die Waldrodung hat hier augen- 
scheinlich vor höchstens 10 bis 15 Jahren ein- 
gesett. An verschiedenen Stellen war sie in der 
schon beschriebenen Art und Weise, nämlich durch 
Axt und Feuer, erst im Vorjahre sowie in diesem 
Jahre erfolgt. Hier reiht sich Farm an Farm. 
Die Olpalme wird auf den Feldern eifrig in 
Mischkultur genommen. Auf verlassenen Farmen 
hat sich stellenweise eine junge, sehr dichte Palmen- 
vegetation entwickelt. An einzelnen Stellen sind 
aber auch bereits Anfänge zur Steppenbildung 
bemerkbar. Diese Tatsache liefert aus der Gegen- 
wart einen Beweis dafür, daß es, wie bereits 
erörtert, vielfach der Mensch ist, der auf großen 
Gebieten die erste Veranlassung zur Steppen- 
bildung gibt und daß diese Bildung rasch und 
sicher, selbst mitten in dem ausgesprochensten und 
dicht geschlossensten Waldgebiete, vor sich geht, 
sobald der Boden seiner schützenden Vegetations- 
decke beraubt ist und jährliche Brände stattfinden 
können. 
Mit dem Farmdorfe Anaokophe schließt im 
Tale der Wald ab und es wird längs des Weges 
nach Godzo die Buumsteppe wieder vorherrschend. 
Die nördlich und südlich des Weges gelegenen 
Höhen aber sind bewaldet. Zwischen Godzo und 
Gudewe befindet sich eine ausgedehnte Baum- 
steppe, welche nur an den Flußläufen durch 
schmale Waldsäume unterbrochen wird. Nach 
Überschreitung des Gbahadje konnte von dem 
zwischen Gowie und Ele und darüber hinaus sich 
erstreckenden Höhenzuge ein großer Teil der Obst- 
abhänge übersehen werden. Auf diesen gegen- 
wärtig noch gut bewaldeten Abhängen brannten 
an sieben verschiedenen Stellen die behufs Wald- 
rodung angezündeten Feuer. An vielen Stellen 
heben sich ferner große hellbraune Flecke von 
dem dunklen Walde ab; sie zeigten, daß hier 
vor kurzer Zeit der Wald gerodet wurde. Dies 
ist gewiß wiederum ein deutlicher Beweis 
dafür, wie die Waldverwüstung jährlich neue 
Gebiete in Angriff nimmt und dann selbst das 
Gebirge nicht verschont bleibt, sobald die Ebene 
durch diese Raubwirtschaft den Wald gänzlich 
verloren hat. 
Die Begetation längs der Straße zwischen 
Gudewe und Ele läßt heute in ihrem Charakter 
noch erkennen, daß dieses Gebiet ehemals ein 
geschlossenes Waldgebiet war, das aber durch 
den Eingriff des Menschen eine durchgreifende 
Anderung erfahren hat. An die Stelle des
	        
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