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Wald auf künstlichem Wege und vielleicht sogar
teilweise auf natürlichem Wege Aussicht auf Er-
folg hat. Ferner weisen diese natürlich entstan-
denen Waldbildungen darauf hin, daß die Gründe,
weshalb auf diesem Gebiete Steppenbildung er-
folgte, nicht ausschließlich in natürlichen Faktoren
zu suchen seien, sondern auch in den Eingriffen
des Menschen, in manchen Gebieten sogar nur
in letzteren. Die Eingriffe der Menschen fanden
wie folgt statt: Behufs Gewinnung von Farm-
land wurde der Boden zunächst seiner schützenden
Begetationsdecke, des Waldes, beraubt; dieses
neugewonnene Farmland wurde einige Jahre be-
wirtschaftet. Sobald hier die Erträge nachzulassen
begonnen hatten — ein Umstand, der bei dem
Mangel jeglicher Düngung bald einzutreten pflegt
— wurde neuer Wald gerodet. Das verlassene
Farmland aber wurde nicht sich selbst überlassen,
sondern die sich ansiedelnde Vegetation wurde
behufs Vertilgung des Ungeziefers zum Zwecke
der Jagd alljährlich niedergebrannt. Diese jähr-
lich wiederkehrenden Brände im Verein mit der
austrocknenden Wirkung der tropischen Sonne
mußten naturgemäß eine rasch sich entwickelnde
Steppenbildung zur Folge haben, welche bei dem
stetigen Wechsel von Farmland im Laufe der Zeit
eine enorme Ausdehnung erreichen mußte. Daß
die eben geschilderte Art und Weise der fort-
schreitenden Waldverwüstung, welche wahrschein-
lich auf viele Jahrhunderte zurückreicht, tatsächlich
von den Eingeborenen gepflegt wird und daß
Hand in Hand mit der Waldrodung die Steppen-
bildung weiterschreitet, das beweist die Gegen-
wart. Im weiteren Verlauf dieser Reise durch
bewohnte Gebiete war mehrmals Gelegenheit ge-
geben, typische Beispiele der fortschreitenden Wald-
verwüstung und der damit verbundenen Steppen-
bildung zu beobachten.
Nach Beendigung der Routenaufnahmen am
Haho und Unterlaufe des Balos wurde der Marsch
nach Ele behufs Erforschung des Schio-Quell-
gebietes angetreten. Die Marschroute war
folgende: Vom Haho nach Toresi, von da nach
Godzo (Alt-Dugba), welche Route neu aufge-
nommen wurde, von Godzo nach Gudewe und Ele.
Vom Haho führt der Weg bis Didome wie-
derum durch Baumsteppe; an einzelnen Stellen
sind noch kleine Waldreste vorhanden, von denen
einige noch sogar den ausgesprochenen Waldbaum
Chlorophors exeelsa beherbergen. Auch die zur
Zeit meines Besuches noch kein Wasser führenden
Flüsse Adetowi und Agodeka sind schmal be-
waldet. "
Von Didome ab ändert sich mit einem Schlage
das ganze Vegetationsbild. Das von den Höhen-
zügen Kaito und Lato eingeschlossene Gelände ist
bis zu dem Farmdorfe Anaokophe ein weit aus-
gedehntes, dicht geschlossenes und reiches Wald-
gebiet, in dem die Chlorophora excelsa in herr-
lichen Exemplaren und sehr zahlreich, oft in
reinen Gruppen, vorkommt. Der Weg nach Godzo
führt im Tale. Längs des ganzen Weges ist auf
mehrere hundert Meter Breite der Wald weg-
geschlagen. Die Waldrodung hat hier augen-
scheinlich vor höchstens 10 bis 15 Jahren ein-
gesett. An verschiedenen Stellen war sie in der
schon beschriebenen Art und Weise, nämlich durch
Axt und Feuer, erst im Vorjahre sowie in diesem
Jahre erfolgt. Hier reiht sich Farm an Farm.
Die Olpalme wird auf den Feldern eifrig in
Mischkultur genommen. Auf verlassenen Farmen
hat sich stellenweise eine junge, sehr dichte Palmen-
vegetation entwickelt. An einzelnen Stellen sind
aber auch bereits Anfänge zur Steppenbildung
bemerkbar. Diese Tatsache liefert aus der Gegen-
wart einen Beweis dafür, daß es, wie bereits
erörtert, vielfach der Mensch ist, der auf großen
Gebieten die erste Veranlassung zur Steppen-
bildung gibt und daß diese Bildung rasch und
sicher, selbst mitten in dem ausgesprochensten und
dicht geschlossensten Waldgebiete, vor sich geht,
sobald der Boden seiner schützenden Vegetations-
decke beraubt ist und jährliche Brände stattfinden
können.
Mit dem Farmdorfe Anaokophe schließt im
Tale der Wald ab und es wird längs des Weges
nach Godzo die Buumsteppe wieder vorherrschend.
Die nördlich und südlich des Weges gelegenen
Höhen aber sind bewaldet. Zwischen Godzo und
Gudewe befindet sich eine ausgedehnte Baum-
steppe, welche nur an den Flußläufen durch
schmale Waldsäume unterbrochen wird. Nach
Überschreitung des Gbahadje konnte von dem
zwischen Gowie und Ele und darüber hinaus sich
erstreckenden Höhenzuge ein großer Teil der Obst-
abhänge übersehen werden. Auf diesen gegen-
wärtig noch gut bewaldeten Abhängen brannten
an sieben verschiedenen Stellen die behufs Wald-
rodung angezündeten Feuer. An vielen Stellen
heben sich ferner große hellbraune Flecke von
dem dunklen Walde ab; sie zeigten, daß hier
vor kurzer Zeit der Wald gerodet wurde. Dies
ist gewiß wiederum ein deutlicher Beweis
dafür, wie die Waldverwüstung jährlich neue
Gebiete in Angriff nimmt und dann selbst das
Gebirge nicht verschont bleibt, sobald die Ebene
durch diese Raubwirtschaft den Wald gänzlich
verloren hat.
Die Begetation längs der Straße zwischen
Gudewe und Ele läßt heute in ihrem Charakter
noch erkennen, daß dieses Gebiet ehemals ein
geschlossenes Waldgebiet war, das aber durch
den Eingriff des Menschen eine durchgreifende
Anderung erfahren hat. An die Stelle des