Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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besserung der Maschinen wird auf Grund der 
gesammelten Erfahrungen fortgesetzt gearbeitet. 
In unseren Kolonien Togo und Kamerun wird 
der vorhandene Bestand an Olpalmen zur Zeit auf 
mindestens 22 Millionen, in Ostafrika auf 
mindestens 800 000 geschätzt. Beide Zahlen dürften 
in Wirklichkeit bedeutend höher sein. Auch in 
Deutsch-Ostafrika wird die Olpalmenkultur in der 
nächsten Zeit eine wesentliche Förderung erfahren. 
Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee hat in seiner 
diesjährigen Frühjahrsversammlung beschlossen, 
durch kostenlose Verteilung westafrikanischen Saat- 
gutes und durch Herausgabe einer Kulturanleitung 
die verheißungsvolle Kultur in die Kolonie ein- 
zuführen. 
Allerdings ist die Ausnutzungsmöglichkeit der 
jetzt bereits vorhandenen Bestände nicht überall 
in gleichem Maße vorhanden. Hier spielen, wie 
überhaupt in den Kolonien, die Verkehrsfragen 
eine wichtige Rolle. Man hat die Beobachtung 
gemacht, daß in Gegenden ohne Eisenbahnen die 
  
Olpalme z. B. in der Nähe der Küste am höchsten 
bewertet und infolgedessen auch gepflegt wurde, 
während sie im Hinterlande, von wo aus die 
Absatzmöglichkeit fehlte, nur zur Befriedigung der 
Bedürfnisse der Eingeborenen an Nahrung, Be- 
leuchtung und Wohnmaterial diente, ihre Kultur 
demgemäß stark vernachlässigt wurde. 
Erst der jetzt in größerem Maßstabe betriebene 
Eisenbahnbau wird auch darin Wandel schaffen. 
Die Absatzmöglichkeit wird, wie sich im Anschluß 
an die Eröffnung der Togobahn bereits gezeigt 
hat, den Anbau und die sorgfältige Pflege der 
Olpalme und anderer Nutzpflanzen mit am wesent- 
lichsten fördern und so nicht nur die Plantagen- 
kultur, für welche gute Verkehrswege Vorbedingung 
sind, ermöglichen, sondern auch die Volkskultur 
im Interesse unseres heimischen Verbrauchs er- 
giebiger gestalten und durch die damit verbundene 
Steigerung der Kaufkraft der Eingeborenen auch 
auf unsere Ausfuhr nach den Kolonien günstig 
einwirken. 
  
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. 
* Vernichtung der Baumwollernte und anderer 
Kulturen im Vilajet Rleppo. 
Das Vilajet Aleppo ist von großen Heuschrecken- 
schwärmen heimgesucht worden, welche bereits 
ganz beträchtlichen Schaden angerichtet haben. 
Nach den bei der Lokalbehörde eingezogenen 
Informationen erstrecken sich die angerichteten 
Verheerungen auf den ganzen Umfang des Vila- 
jets mit Ausnahme eines schmalen Streifens an 
der Küste westlich von Amanus, gehen im Norden 
bis Marasch und Zeitun, betreffen im Osten die 
fruchtbaren Ebenen des Serug östlich vom Euphrat 
und alles Land bis zur Grenze der Provinz. 
Nach den bisherigen Schätzungen soll die Baum- 
wollernte total vernichtet worden sein, was 
einem Schaden von etwa 100 000 Pfund gleich- 
käme; von der Sesamernte etwa die Hälfte (etwa 
20 000 Pfund türkisch). Nach der bisherigen 
offiziellen Schätzung würde sich ein Gesamtschaden 
von 1 150 000 türkischen Pfund ergeben. 
(Nach einem Berichte des Kaiserl. Konsulats 
in Aleppo vom 22. Juni 1908.) 
Baumwollergeugung der Welt im Jahre 1907. 
Nach einer Zusammenstellung des Zensus- 
bureaus im Bundesamt für Handel und Arbeit 
zu Washington wurden im Jahre 1907 in den 
Baumwolle erzeugenden Ländern der Welt fol- 
  
gende Mengen dieses Spinnstoffes erzeugt und in 
den Handel gebracht: 
Erzeugung Anteil 
Land in Ballen von an der Welt- 
an 500 Pfund erzeugung 
Nettogewicht v. H. 
Vereinigte Staaten 
von Amerika 10 882 385 65,9 
Britisch-Indien 2444 800 14,8 
Agypten. 1 296 000 7,8 
Rußland. 620 000 3,8 
China 428 000 2,6 
Brasilien 370 000 2,2 
Mexiko 85 000 0,5 
Peru. 55 000 0,3 
Türkei 80 000 0,5 
Persien. 51 000 .0,3 
Andere Länder 200 000 1,3 
  
Summe 16 512 185 100,0. 
Im Vorjahre betrug die Erzeugung, soweit 
sie für den Handel in Betracht kam, 19 942 000 
Ballen, 1905 nur 15 747 000 Ballen und 1904 
rund 18 803 000 Ballen. Die Mengen Baum- 
wolle, die nicht auf den Markt kamen, sondern 
in China, Indien, dem asiatischen Rußland und 
anderen Gebieten des Orients sowie in Süd- 
und Mittelamerika für den Lokalverbrauch im 
Kleinbetrieb verwendet wurden, sind hierbei außer 
Ansatz geblieben.
	        
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