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würde demnach den Gewinn der Inseln aus
ihrem Außenhandel während des Berichtsjahres
darstellen, eine bei dem geringen Flächeninhalt
des bebauten Landes erstaunlich hohe Summe;
hierbei ist jedoch in Betracht zu ziehen, daß
Fracht= und Kommissionskosten, die an fremde
Unternehmer zu zahlen sind, von der Ausfuhr-
summe abzuziehen wären, um annähernd ein
richtiges Bild des von den Inseln erzielten Über-
schusses zu erhalten. Für die Zuckerexporte allein
beliefen sich diese Abgaben auf ungefähr 4000000 s,
so daß man kaum zu hoch greift, wenn man die
Unkosten für alle Exportartikel mit 4 500 000 8
einschätzt. Die Frachten für Importe werden
sich auf mindestens 1 500 000 53 belaufen, so daß
ein Überschuß von nur etwa 5 000 000 8 ver-
bleiben würde. Da die Werte der Zuckersendungen
jedoch stets zu niedrig deklariert zu werden pflegen,
ist der Überschuß im letzten Jahre tatsächlich be-
deutend höher gewesen, und er kann auf etwa
7 bis 8 Millionen 8 geschätzt werden. Indes
bleibt dieser Uberschuß nur zum kleinsten Teil im
Lande, denn die auf Hawaii wohnhaften Aus-
länder, vor allem die japanischen Kaufleute und
Kulis, senden Verdienst und Ersparnisse sofort in
die Heimat; diese Abgaben an das Ausland,
einschließlich der Dividenden an im Ausland
wohnende Aktionäre, werden auf jährlich min-
destens 7 000 000 8 geschätzt.
Trotz günstigster Wirtschaftsbilanz sind daher
in Jahren mäßiger Zuckerpreise die Finanz=
verhältnisse der Inseln wenig zufriedenstellend
gewesen. Eine Besserung hierin ist nur durch
Ansiedlung von Bauern und Arbeitern europäischer
oder amerikanischer Herkunft zu erreichen, die
ihren Verdienst auf den Inseln anlegen oder ver-
brauchen würden. Seitdem infolge des Vertrags
zwischen Amerika und Japan die Massenzuwan-
derung japanischer Feldarbeiter aufhörte, haben
sich die Lokalregierung und die Zuckerpflanzer
bemüht, anderweitig Ersatz zu finden. Chinesische
Kulis, die am geeignetsten für die klimatischen
Verhältnisse wären und ihr Geld zum großen
Teil auch auf den Inseln verbrauchen oder wieder
anlegen würden, sind von der Einwanderung
durch das auch dort geltende „Chinese Exclusion
Law“ ausgeschlossen.
Die Regierung versuchte, europäischen An-
siedlern und Arbeitern zur Auswanderung nach
Hawaii zu verhelfen; ihre Bestrebungen, die zuerst
von der Bundesregierung in Washington be-
günstigt worden waren und zu Anfang des letzten
Jahres gute Erfolge zu zeitigen versprachen,
wurden später für ungesetzlich erklärt, weil nach
bestehenden Gesetzen Arbeiter, denen von Fremden
ganz oder teilweise die Überfahrt bezahlt würde,
als Kontraktarbeiter anzusehen und von der Lan-
dung in den Vereinigten Staaten ausgeschlossen
wären.
In letzter Zeit haben sich indische Kulis von
dem Festlande Nordamerikas nach Hawaii ge-
wendet; einzelne sind direkt von Indien ein-
gewandert, auch von den Fidschi-Inseln sollen
Anfragen indischer Kulis nach Arbeitsgelegenheit
eingetroffen sein.
Trotz des für die Zukunft recht unsicheren
Arbeitsmarkts gedeiht die Zuckerin dustrie weiter.
Infolge höherer Zuckerpreise werden hohe Divi-
denden ausgeschüttet; das Wetter ist sehr günstig
gewesen, und die diesjährige Ernte Hawajis wird
auf 500 000 Tonnen geschätzt. Die Erträge
vieler Zuckerplantagen sind durch Berieselung und
künstliche Stau= und Bewässerungsanlagen erhöht
worden. Auf der Insel Hawai hat die Kohala
and Hamakua Ditch Co. Leitungskanäle von
22 englischen Meilen Länge im Distrikt Kohala
und von 30 Meilen Länge im Distrikt Hamakua
erbaut. Diese beiden Kanäle liefern aus den
Staubassins 65 und 80 Millionen Gallonen Wasser
in 24 Stunden an die umliegenden Plantagen;
einzelne Felder sollen infolge regelmäßiger Be-
wässerung 6 bis 7 Tonnen Rohzucker vom Acker
liefern statt 3½ Tonnen in früheren Jahren.
Die Ananas= (pineapple) Industrie ent-
wickelt sich schnell und wirft gute Gewinne ab.
Der Distrikt Wahiawa auf der Insel Oahn allein
wird im kommenden Sommer in drei Konserven-
fabriken 13 000 Tons Ananas zu etwa 342 000
Kisten präservierter Früchte verarbeiten. Auch
auf den anderen Inseln dehnt sich diese Industrie
immer mehr aus.
Auf der Insel Hawaii sind zwei Tabak-=
pflanzungen gegründet worden, von deren Erfolg
es abhängen wird, ob größere Kapitalien sich
dieser neuen Industrie zuwenden werden. Die
Aussichten scheinen gut zu sein.
Die nördliche Seite (Koolau) der Insel Oahu
ist durch die in Kahuku an die Oahu Railroad
4& Land Co. sich anschließende Koolau-Eisenbahn
dem Farmbetriebe erschlossen worden. Es sind
dort in letzter Zeit eine mehrere hundert Acker
große Koprapflanzung und eine 1000 am. Acker
große Ananasplantage angelegt worden.
Die Kautschukplantagen haben auch im Vor-
jahre fortgefahren, Bäume der Arten „Ceara“
und „Hevea“ zu pflanzen. Während die erst-
genannte Art hervorragend gedeiht und ein
schnelles Wachstum zeigt, ist „Hevea“ im Norden
auf den höher gelegenen Ländereien im Wachstum
zurückgeblieben. Schuld hieran trägt die dort
während der Wintermonate herrschende kühle
Temperatur. Die im südlichen Hawaii gepflanzten
Hevea-Bäume zeigen dagegen ein gesundes