Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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würde demnach den Gewinn der Inseln aus 
ihrem Außenhandel während des Berichtsjahres 
darstellen, eine bei dem geringen Flächeninhalt 
des bebauten Landes erstaunlich hohe Summe; 
hierbei ist jedoch in Betracht zu ziehen, daß 
Fracht= und Kommissionskosten, die an fremde 
Unternehmer zu zahlen sind, von der Ausfuhr- 
summe abzuziehen wären, um annähernd ein 
richtiges Bild des von den Inseln erzielten Über- 
schusses zu erhalten. Für die Zuckerexporte allein 
beliefen sich diese Abgaben auf ungefähr 4000000 s, 
so daß man kaum zu hoch greift, wenn man die 
Unkosten für alle Exportartikel mit 4 500 000 8 
einschätzt. Die Frachten für Importe werden 
sich auf mindestens 1 500 000 53 belaufen, so daß 
ein Überschuß von nur etwa 5 000 000 8 ver- 
bleiben würde. Da die Werte der Zuckersendungen 
jedoch stets zu niedrig deklariert zu werden pflegen, 
ist der Überschuß im letzten Jahre tatsächlich be- 
deutend höher gewesen, und er kann auf etwa 
7 bis 8 Millionen 8 geschätzt werden. Indes 
bleibt dieser Uberschuß nur zum kleinsten Teil im 
Lande, denn die auf Hawaii wohnhaften Aus- 
länder, vor allem die japanischen Kaufleute und 
Kulis, senden Verdienst und Ersparnisse sofort in 
die Heimat; diese Abgaben an das Ausland, 
einschließlich der Dividenden an im Ausland 
wohnende Aktionäre, werden auf jährlich min- 
destens 7 000 000 8 geschätzt. 
Trotz günstigster Wirtschaftsbilanz sind daher 
in Jahren mäßiger Zuckerpreise die Finanz= 
verhältnisse der Inseln wenig zufriedenstellend 
gewesen. Eine Besserung hierin ist nur durch 
Ansiedlung von Bauern und Arbeitern europäischer 
oder amerikanischer Herkunft zu erreichen, die 
ihren Verdienst auf den Inseln anlegen oder ver- 
brauchen würden. Seitdem infolge des Vertrags 
zwischen Amerika und Japan die Massenzuwan- 
derung japanischer Feldarbeiter aufhörte, haben 
sich die Lokalregierung und die Zuckerpflanzer 
bemüht, anderweitig Ersatz zu finden. Chinesische 
Kulis, die am geeignetsten für die klimatischen 
Verhältnisse wären und ihr Geld zum großen 
Teil auch auf den Inseln verbrauchen oder wieder 
anlegen würden, sind von der Einwanderung 
durch das auch dort geltende „Chinese Exclusion 
Law“ ausgeschlossen. 
Die Regierung versuchte, europäischen An- 
siedlern und Arbeitern zur Auswanderung nach 
Hawaii zu verhelfen; ihre Bestrebungen, die zuerst 
von der Bundesregierung in Washington be- 
günstigt worden waren und zu Anfang des letzten 
Jahres gute Erfolge zu zeitigen versprachen, 
wurden später für ungesetzlich erklärt, weil nach 
bestehenden Gesetzen Arbeiter, denen von Fremden 
ganz oder teilweise die Überfahrt bezahlt würde, 
als Kontraktarbeiter anzusehen und von der Lan- 
  
dung in den Vereinigten Staaten ausgeschlossen 
wären. 
In letzter Zeit haben sich indische Kulis von 
dem Festlande Nordamerikas nach Hawaii ge- 
wendet; einzelne sind direkt von Indien ein- 
gewandert, auch von den Fidschi-Inseln sollen 
Anfragen indischer Kulis nach Arbeitsgelegenheit 
eingetroffen sein. 
Trotz des für die Zukunft recht unsicheren 
Arbeitsmarkts gedeiht die Zuckerin dustrie weiter. 
Infolge höherer Zuckerpreise werden hohe Divi- 
denden ausgeschüttet; das Wetter ist sehr günstig 
gewesen, und die diesjährige Ernte Hawajis wird 
auf 500 000 Tonnen geschätzt. Die Erträge 
vieler Zuckerplantagen sind durch Berieselung und 
künstliche Stau= und Bewässerungsanlagen erhöht 
worden. Auf der Insel Hawai hat die Kohala 
and Hamakua Ditch Co. Leitungskanäle von 
22 englischen Meilen Länge im Distrikt Kohala 
und von 30 Meilen Länge im Distrikt Hamakua 
erbaut. Diese beiden Kanäle liefern aus den 
Staubassins 65 und 80 Millionen Gallonen Wasser 
in 24 Stunden an die umliegenden Plantagen; 
einzelne Felder sollen infolge regelmäßiger Be- 
wässerung 6 bis 7 Tonnen Rohzucker vom Acker 
liefern statt 3½ Tonnen in früheren Jahren. 
Die Ananas= (pineapple) Industrie ent- 
wickelt sich schnell und wirft gute Gewinne ab. 
Der Distrikt Wahiawa auf der Insel Oahn allein 
wird im kommenden Sommer in drei Konserven- 
fabriken 13 000 Tons Ananas zu etwa 342 000 
Kisten präservierter Früchte verarbeiten. Auch 
auf den anderen Inseln dehnt sich diese Industrie 
immer mehr aus. 
Auf der Insel Hawaii sind zwei Tabak-= 
pflanzungen gegründet worden, von deren Erfolg 
es abhängen wird, ob größere Kapitalien sich 
dieser neuen Industrie zuwenden werden. Die 
Aussichten scheinen gut zu sein. 
Die nördliche Seite (Koolau) der Insel Oahu 
ist durch die in Kahuku an die Oahu Railroad 
4& Land Co. sich anschließende Koolau-Eisenbahn 
dem Farmbetriebe erschlossen worden. Es sind 
dort in letzter Zeit eine mehrere hundert Acker 
große Koprapflanzung und eine 1000 am. Acker 
große Ananasplantage angelegt worden. 
Die Kautschukplantagen haben auch im Vor- 
jahre fortgefahren, Bäume der Arten „Ceara“ 
und „Hevea“ zu pflanzen. Während die erst- 
genannte Art hervorragend gedeiht und ein 
schnelles Wachstum zeigt, ist „Hevea“ im Norden 
auf den höher gelegenen Ländereien im Wachstum 
zurückgeblieben. Schuld hieran trägt die dort 
während der Wintermonate herrschende kühle 
Temperatur. Die im südlichen Hawaii gepflanzten 
Hevea-Bäume zeigen dagegen ein gesundes
	        
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