Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Wachstum; dort fällt die Temperatur auch wäh- 
rend der Wintermonate nie unter 59 bis 60 Grad 
Fahrenheit bei genügendem, warmem Regenfall. 
Der Erfolg dieser Industrie wird von der be- 
friedigenden Lösung der Arbeiterfrage abhängen. 
Die Kaffeeindustrie liegt immer noch dar- 
nieder. Es ist verschiedentlich der Versuch gemacht 
worden, die gesetzgebenden Körperschaften in 
Washington für einen Schutzzoll auf Kaffee in 
Hawaüi zu interessieren, jedoch ohne Erfolg. Die 
Interessenten hoffen, daß nach der Präsidenten- 
wahl eine Reform des gesamten Tarifs vor- 
genommen werden wird und dann auch Kaffee 
den gewünschten Schutzzoll erhält. 
Die Bestrebungen, andere Industrien neben 
der Zuckerindustrie heimisch zu machen, sind im 
Vorjahre von gutem Erfolg gekrönt gewesen. Die 
mit diesen Bestrebungen verknüpfte Ansiedlung 
kleiner Landwirte europäischer Abkunft hat jedoch 
wenig Fortschritte gemacht, indem fast alle Unter- 
nehmungen als Aktiengesellschaften gegründet sind. 
Auf der Insel Hawaii, vor allem im Distrikt 
Kona, sind allerdings einige Ansiedlungen ge- 
lungen; es ist aber wahrscheinlich, daß sich auch 
in Zukunft kleine Unternehmungen zu Aktien- 
gesellschaften zusammenschließen werden, sobald 
sie sich bezahlt machen. 
Die amerikanische Bundesregierung hat im 
verflossenen Jahre viel für die Hawalischen Inseln 
getan. Leuchttürme und -Feuer sind auf allen 
größeren Inseln angelegt worden. Die Einfahrt 
zum Hafen Honolulu ist mit Leuchtbojen versehen, 
und für den Bau einer Mole und eines Hafens 
in Hilo, Insel Hawaii, sind als erste Rate 
400 000 S bewilligt worden. Ferner wird der 
Hafen Honolulu vertieft und vergrößert; zu beiden 
Seiten der Einfahrt werden bis an das äußere 
Riff reichende Aufschüttungen gemacht, auf denen 
Befestigungen angelegt werden sollen. An der 
Befestigung Honolulus und Pearl Harbors wird 
eifrig gearbeitet, und es sind vor kurzem für 
diese Zwecke 3 100 000 5 bewilligt worden. Das 
Truppenlager von Kahauiki soll neue Kasernements 
erhalten, und seine Größe soll annähernd ver- 
doppelt werden. 
Infolge der wirtschaftlichen Depression in den 
Vereinigten Staaten waren die für die Herbst- 
und Wintermonate auf Hawaili erwarteten 
Touristen im letzten Jahre zum größten Teil 
ausgeblieben, und es mußten infolgedessen zwei 
der ältesten Hotels zeitweilig geschlossen werden. 
Ein Ausbleiben der Touristen bedeutet für die 
Hotels und Kleinverkäufer Honolulus einen nicht 
zu unterschätzenden Ausfall im Verdienst. 
  
Trotz jener Depression ist jedoch das Berichtsjahr 
im allgemeinen außerordentlich günstig 
für die Hawalischen Inseln gewesen; glücklicher- 
weise waren bei Beginn der Krise nicht genug 
hawalsche Werte in fremden Märkten, um die 
Aufnahmefähigkeit des hawaiischen Marktes für 
solche allzu stark auf die Probe zu stellen. Wenn 
auch die Ausgaben aus Vorsicht überall etwas 
eingeschränkt wurden, so sind doch Clearinghaus- 
Scheine nicht in Umlauf gekommen. Schon 
wenige Wochen nach Ausbruch der Panik hatte 
die anfänglich auch auf Hawaiit fühlbare unsichere 
Stimmung sich dort vollständig wieder gelegt. 
Infolge der hohen Zuckerpreise und der außer- 
ordentlich guten Zuckerernte, der größten seit dem 
Bestehen der Industrie, wird das Jahr 1907/08 
recht gut für die Inseln sein, und es dürfte die 
Wirtschaftsbilanz am Ende des Jahres einen den 
Inseln zufallenden Nettoüberschuß von mindestens 
10 000 000 zäeigen. 
Die Regierung in Washington fördert alle 
industriellen Unternehmungen auf den Hawaüischen 
Inseln durch Vermittlung ihrer „Experiment 
Station“ und trägt den eigenartigen Verhältnissen 
nach Kräften Rechnung. Die überaus liberalen 
Bewilligungen für Bauten und Befestigungen 
auf den Inseln zeugen von dem erhöhten Inter- 
esse, welches auch die amerikanische Volksvertretung 
den Inseln entgegenbringt. 
Unter anderem wurden während der letzten 
Legislaturperiode als erste Raten bereitgestellt für: 
bBesestigung von Honolulu und Pearl 8 
Har 1 150 000 
ein grien. für die Vundesbehorden · 
in Honolulu 250 000 
Hafenbauten für vonolulu 400 000 
Hilo Molel 400 000 
Leuchttürme und Feuer 100 000 
Truppenlager von Kahauiki 150 000 
Unterseeische Minen usw. 25 000 
Flottenstation in Honolulu 6 000 
Korrektion der Hafeneinfahrt in Pearl 
Harbor 400 000 
Errichtung eines Trockendocks ebenda 300 000 
Reparaturwerkstätten (Gesamtkosten 
300 000 8) ebenda . 100000 
Lagerhäuser und Schuppen Gelamt 
kosten 300 000 8) ebenda 100 000 
Anlage einer Flottenstation ebenda 100 000 
Summe 3 481 000 
(Bericht des Kais. Konsulats in Honolulu.)
	        
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