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deutschen Lederipustrie an Gerbstoffen zu decken,
umsoweniger, als die deutsche Eichenschälkultur
immer mehr zurückgegangen ist. Bereits vor
einigen Jahren wurde berechnet, das Deutschland
nur den sechsten, höchstens den fünften Teil des
Bedarfs an Eichen= und Fichtenrinde für Gerb-
zwecke hervorbringt. Seitdem dürfte sich das
Verhältnis noch bedeutend verschlechtert haben.
Die deutsche Lederindustrie ist also in sehr starkem
Maße auf die Einfuhr von Gerbstoffen aus dem
Auslande angewiesen, und zwar wendet sie sich
teils an europäische Länder (Eichen= und Fichten-
rinde), teils an überseeische Gebiete. Im Jahre
1907 wurden eingeführt:
a. aus europäischen Gebieten:
1000t Mill. Mk.
Eichenrinde 58,3 5,8
Nadelholzrinde 34,8 2,3
Eichen-, Fichten-, Kastanien-
holzauszug. .. . 239,3 5,2
116,4 13,3
b. aus überseeischen Gebieten:
1000t Mill. Mk.
Akazien= u. a. Gerbrinden 23,0 3,7
Quebrachoholz in Blöcken . 112,8 8,6
- zerkleinert 5,4 0,5
Dividivi 500 1,1
Valonean 1299 2,8
Myrobalanen 15,0 1,9
Sumach . 5,8 1,4
Katecch 4433 1,7
Sonstige Gerbstoffe . . 3,0 3,2
OQuebrachoholzauszug 10,3 3,1
Sonstige Auszüge 1,1 0,4
198,6 28,4
Die Gesamteinfuhr von Gerbstoffen betrug
demnach rund 315.000 t im Werte von 41,7 Mill.
Mark. Mehr als zwei Drittel davon kamen
über See.
Die Ausfuhr von Gerbstoffen betrug im
gleichen Jahre:
—
stoffen darstellt, sondern in der Hauptsache Halb-
und Ganzfabrikate darstellt, wie zerkleinertes
Quebrachoholz und Quebrachoholzauszug.
Die deutsche Lederindustrie mußte, wie aus
den angegebenen Zahlen erhellt, im Jahre 1907
für mehr als 36 Millionen Mark Gerbstoffe ein-
führen, um ihren Bedarf zu decken. Unter diesen
eingeführten Stoffen spielen die aus den über-
seeischen Gebieten die bedeutendste Rolle, und
unter ihnen wieder das Quebrachoholz, das im
Jahre 1907 der Menge nach 61,8 v. H., dem
Werte nach 41,2 v. H. der überseeischen Einfuhr
ausmachte. Da das unzerkleinerte Quebracho so
gut wie ausschließlich von Argentinien geliefert
wird, Deutschlands Quebrachoeinfuhr sich immer
mehr gesteigert hat, steht die deutsche Industrie
hier einem Monopol gegenüber, welches sich in
der Preisfestsetzung keine Schranken aufzuerlegen
braucht und die Produktionskosten unserer In-
dustrie mitbestimmend beeinflußt. Wie schnell die
Einfuhr von argentinischem Quebrachoholz im
Laufe der Jahre zugenommen hat, möge die
nachfolgende Übersicht zeigen. "
Es gelangten nach Deutschland:
»F u.
——o--
1889: 19,3 für 1,6 1898: 113,5 für 6,2
1890: 21,8 = 2,0 1899: 380,2 = 4,0
1891: 50,2 2,5 1900: 121,2 7,9
1892: 27,4 1,41901: 111,.7. 7,3
1893: 390 2,0 1902: 136,6 = 3,2
1894: 40,2 2,0 1903: 108,3 3,1
1895: 87,6 = 4,4 1904: 123,8 11,3
1396: 67,4 3,4 1905:0 121,9 11,5
1897: 81,5 4 4,1
Da überdies der Gerbstoffmarkt auch durch
monopolistische Tendenzen Amerikas beeinflußt
wird, was ebenfalls preissteigernd wirkt, liegt hier
wie bei anderen Rohstoffen ein erhebliches Inter-
esse vor, die deutsche Industrie in ihrem Bedarf
vom Ausland allmählich unabhängig zu machen.
Da dies durch die Erzeugung von Gerbstoffen im
Inlande nicht geschehen kann, richtet sich auch in
diesem Fall der Blick nach unseren Kolonien.
Es ist vorhin darauf hingewiesen, daß nament-
lich in Deutsch-Ostafrika und Kamerun un-
geheure Waldgebiete der Erschließung harren, die
auch Gerbstoffe in großen Mengen bergen. Vor-
bereitende Studien zur Beschaffung von Gerb-
stoffen aus den deutschen Kolonien wurden durch
die vom Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee
1000 Mill. Mk.
Eichen-, Nadelholzrinde
Eichen-, Fichten-, Kastanien= 3,1 0,3
holzauszug. . . ..
Quebrachoholz in Blöcken 0,2 .0,02
- zerkleinert . 11,9 1,1
Sonstige Gerbstoffe 1,2 0,4
Quebrachoholzauszug 11,4 3,4
Sonstige Auszüge 5 0,2
28,3 5,4
Sie ist demnach im letzten Jahre unerheblich
gewesen. Es ist beachtenswert, daß sie sich im
wesentlichen nicht als Wiederausfuhr von Roh-
1) Der Vergleich ist nur bis zum Jahre 1905
durchgeführt, weil der neue Zolltarif von 1900, der
das Quebrachoholz mit einem Zoll von 2 Mk, belastete,
die Einfuhr zugunsten zollfreier Gerbstoffe etwas
zurückdrängte.