Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

G 904 
deutschen Lederipustrie an Gerbstoffen zu decken, 
umsoweniger, als die deutsche Eichenschälkultur 
immer mehr zurückgegangen ist. Bereits vor 
einigen Jahren wurde berechnet, das Deutschland 
nur den sechsten, höchstens den fünften Teil des 
Bedarfs an Eichen= und Fichtenrinde für Gerb- 
zwecke hervorbringt. Seitdem dürfte sich das 
Verhältnis noch bedeutend verschlechtert haben. 
Die deutsche Lederindustrie ist also in sehr starkem 
Maße auf die Einfuhr von Gerbstoffen aus dem 
Auslande angewiesen, und zwar wendet sie sich 
teils an europäische Länder (Eichen= und Fichten- 
rinde), teils an überseeische Gebiete. Im Jahre 
1907 wurden eingeführt: 
a. aus europäischen Gebieten: 
1000t Mill. Mk. 
Eichenrinde 58,3 5,8 
Nadelholzrinde 34,8 2,3 
Eichen-, Fichten-, Kastanien- 
holzauszug. .. . 239,3 5,2 
116,4 13,3 
b. aus überseeischen Gebieten: 
1000t Mill. Mk. 
Akazien= u. a. Gerbrinden 23,0 3,7 
Quebrachoholz in Blöcken . 112,8 8,6 
- zerkleinert 5,4 0,5 
Dividivi 500 1,1 
Valonean 1299 2,8 
Myrobalanen 15,0 1,9 
Sumach . 5,8 1,4 
Katecch 4433 1,7 
Sonstige Gerbstoffe . . 3,0 3,2 
OQuebrachoholzauszug 10,3 3,1 
Sonstige Auszüge 1,1 0,4 
198,6 28,4 
Die Gesamteinfuhr von Gerbstoffen betrug 
demnach rund 315.000 t im Werte von 41,7 Mill. 
Mark. Mehr als zwei Drittel davon kamen 
über See. 
Die Ausfuhr von Gerbstoffen betrug im 
gleichen Jahre: 
— 
stoffen darstellt, sondern in der Hauptsache Halb- 
und Ganzfabrikate darstellt, wie zerkleinertes 
Quebrachoholz und Quebrachoholzauszug. 
Die deutsche Lederindustrie mußte, wie aus 
den angegebenen Zahlen erhellt, im Jahre 1907 
für mehr als 36 Millionen Mark Gerbstoffe ein- 
führen, um ihren Bedarf zu decken. Unter diesen 
eingeführten Stoffen spielen die aus den über- 
seeischen Gebieten die bedeutendste Rolle, und 
unter ihnen wieder das Quebrachoholz, das im 
Jahre 1907 der Menge nach 61,8 v. H., dem 
Werte nach 41,2 v. H. der überseeischen Einfuhr 
ausmachte. Da das unzerkleinerte Quebracho so 
gut wie ausschließlich von Argentinien geliefert 
wird, Deutschlands Quebrachoeinfuhr sich immer 
mehr gesteigert hat, steht die deutsche Industrie 
hier einem Monopol gegenüber, welches sich in 
der Preisfestsetzung keine Schranken aufzuerlegen 
braucht und die Produktionskosten unserer In- 
dustrie mitbestimmend beeinflußt. Wie schnell die 
Einfuhr von argentinischem Quebrachoholz im 
Laufe der Jahre zugenommen hat, möge die 
nachfolgende Übersicht zeigen. " 
Es gelangten nach Deutschland: 
»F u. 
——o-- 
1889: 19,3 für 1,6 1898: 113,5 für 6,2 
1890: 21,8 = 2,0 1899: 380,2 = 4,0 
1891: 50,2 2,5 1900: 121,2 7,9 
1892: 27,4 1,41901: 111,.7. 7,3 
1893: 390 2,0 1902: 136,6 = 3,2 
1894: 40,2 2,0 1903: 108,3 3,1 
1895: 87,6 = 4,4 1904: 123,8 11,3 
1396: 67,4 3,4 1905:0 121,9 11,5 
1897: 81,5 4 4,1 
Da überdies der Gerbstoffmarkt auch durch 
monopolistische Tendenzen Amerikas beeinflußt 
wird, was ebenfalls preissteigernd wirkt, liegt hier 
wie bei anderen Rohstoffen ein erhebliches Inter- 
esse vor, die deutsche Industrie in ihrem Bedarf 
vom Ausland allmählich unabhängig zu machen. 
Da dies durch die Erzeugung von Gerbstoffen im 
Inlande nicht geschehen kann, richtet sich auch in 
diesem Fall der Blick nach unseren Kolonien. 
Es ist vorhin darauf hingewiesen, daß nament- 
lich in Deutsch-Ostafrika und Kamerun un- 
geheure Waldgebiete der Erschließung harren, die 
auch Gerbstoffe in großen Mengen bergen. Vor- 
bereitende Studien zur Beschaffung von Gerb- 
stoffen aus den deutschen Kolonien wurden durch 
die vom Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee 
  
1000 Mill. Mk. 
Eichen-, Nadelholzrinde 
Eichen-, Fichten-, Kastanien= 3,1 0,3 
holzauszug. . . .. 
Quebrachoholz in Blöcken 0,2 .0,02 
- zerkleinert . 11,9 1,1 
Sonstige Gerbstoffe 1,2 0,4 
Quebrachoholzauszug 11,4 3,4 
Sonstige Auszüge 5 0,2 
28,3 5,4 
Sie ist demnach im letzten Jahre unerheblich 
gewesen. Es ist beachtenswert, daß sie sich im 
wesentlichen nicht als Wiederausfuhr von Roh- 
  
1) Der Vergleich ist nur bis zum Jahre 1905 
durchgeführt, weil der neue Zolltarif von 1900, der 
das Quebrachoholz mit einem Zoll von 2 Mk, belastete, 
die Einfuhr zugunsten zollfreier Gerbstoffe etwas 
zurückdrängte.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.