Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Der Feind in Stärke von etwa 400 Mann") griff 
am 9. September bei Tagesanbruch Karonga an. Der 
Platz wurde von einer Abteilung Kinge African Rifles 
unter Führung des Leutnanto Bishop und dem Resi- 
denten und seiner Truppe, bestehend aus 55 Ein- 
geborenen und 8 Europäern (Freiwilligen), verteidig#t, und 
die kleine Garnison leistete drei Stunden lang tapferen 
Widerstand, bis Kapitän Griffith mit Kolonnc 3 zum 
Entsatz kam und den Feind vertrieb und verfolgte. 
Nun wurde der Feind auch noch von den Kolonnen 1 
und 2 angegriffen und der NKampf dauerte zwei Tage. 
Der Feind focht mit großer Entschlossenheit, mußte 
durch wiederholte Bajonettangriffe zurückgedrängt 
werden, bis er schließlich in der Richtung aus Songwe 
floh. Die deutschen Verluste betrugen 8 Enropäer tot, 
2 verwundet und gefangen nebst einem Arzt. Zwei 
Maschinengewehre fielen in unsere Hände. Die Eng- 
länder verloren 4 Toie (Europäer, worunter Kapitän 
Caldecott und Resident Mannng. 4 Schwerverwundete, 
3 Leichtverwundete, worunter der Kommandaut Napitän 
Barton, und 1 Mann vermisn. Alle Berichte sind des 
Lober voll über die von allen Beteiligten bewiesene 
Tapferkeit. 
1 * 
ö** 
Auch über das in der 4. Mitteilung geschilderte 
für uns siegreiche Gefecht von Jassini am 18. 
und 19. Januar d. Js. liegen jetzt nähere Nach- 
richten vor, die wir nachstehend wiedergeben: 
Nach der Schlacht von Tanga hatten die 
Engländer ihre Grenztruppen am Umba-Fluß 
bedeutend verstärkt und beabsichtigten sogar eine 
Offensive auf deutsches Gebiet in Richtung 
Tanga. 
Am 12. Januar hatte die Abteilung v. Boem- 
cken den Feind bei Jassini angegriffen und 
hierbei festgestellt, daß erhebliche Kräfte des 
Gegners an der Grenze standen. 
Nachdem die Stellung der Engländer in der 
Gegend von Jassini erkundet worden war, wurde 
für den 18. Januar der allgemeine Angriff auf 
Jassini befohlen. Unter dem Schutze der Nacht 
gingen unsere braven Truppen von Süden 
her auf Jassini und Umgegend vor. Als der 
Tag graute, hörte man bereits Gewehr= und 
Maschinengewehrfeuer. Man war, wie beab- 
sichtigt, auf die Stellung der Engländer ge- 
stoßen, welche geschickt und gut gedeckt ange- 
legt war. Das feindliche Fort lag überhöhend 
etwa 200 m südlich des Dorfes Jassini zwischen 
Palmen in einem Sisalfelde und war von 
vier indischen Kompagnien besetzt. Gegen 7 Uhr 
vormittags wurde das vom Gegner besetzte 
Assistentenhaus und bald darauf auch die Fabrik 
der Pflanzung Jassini im Sturm genommen. 
Auch die im Laufe des Vormittags von Wanga 
und Semanja her angesetzten Angriffe des 
Feindes wurden von unseren Truppen unter 
schweren Verlusten für den Gegner abgewiesen. 
») Diese Angabe ist übertrieben. 
  
Gegen 4½ Uhr nachmittags machte der 
Feind einen Gegenangriff gegen das Assistenten- 
haus, der aber völlig abgeschlagen wurde. 
Während der Nacht vom 18. zum 19. Ja- 
nuar verblieb alles in seinen Stellungen; man 
hörte nur vereinzelt Schüsse fallen. Unter dem 
Schutz der Dunkelheit wurde ein Teil unserer 
Geschütze dicht an das feindliche Werk geschafft, 
um bei Morgengrauen das Feuer gemeinsam 
mit unseren Maschinengewehren zu eröffnen 
und den Gegner völlig zu vernichten. Dies 
wartete der Feind indessen klugerweise nicht 
ab, sondern ergab sich bald nach unserer Feuer- 
eröffnung. Bald nach 6 Uhr morgens streckte 
die Besatzung des Forts in Stärke von vier 
indischen Kompagnien die Waffen. 
Der Gegner hatte einschließlich der ge- 
fangenen 270 Inder und etwa 100 Träger rund 
800 Mann Verluste. Erbeutet wurden außer- 
dem 350 englische Gewehre, eine Menge Pa- 
tronen, 1 Maschinengewehr, Telephongerät und 
viele Ausrüstungsstücke sowie Verpflegung. 
Die Haltung unserer braven Truppe war 
über jedes Lob erhaben. Dies verdient um 
so mehr hervorgehoben zu werden, als unter 
der glühenden Tropensonne in dem außer- 
ordentlich schwierigen Kampfgelände bei Jassini 
an die Leistungsfähigkeit der Europäer und 
Farbigen sehr hohe Anforderungen gestellt 
werden mußten. Letzteren kam dabei ihre natür- 
liche Gewandtheit im Buschkrieg sehr zustatten. 
Aber so mancher liebe Kamerad, der freudig 
und siegesgewiß mit den andern hinauszog 
gegen die Grenzmark bei Jassini, hat unter 
rauschenden Palmen seine letzte Ruhestätte in 
deutscher Erde gefunden. Und Schulter an 
Schulter mit dem weißen Mann, furchtlos den 
Eindringling bekämpfend, sind eine Reihe braver 
Askaris dahingegangen, bis zum Tode getren 
der Pflicht, die sie unserem Allerhöchsten Kriegs- 
herrn gelobt. Ihnen allen, den tapferen Toten 
und denen, die Feindes Geschoß verwundet 
einstweilen aus unserer Mitte gerissen, ihnen 
gilt unser ehrendes Gedenken. 
Dank gebührt aber auch der selbstlosen Mit- 
wirkung unserer Landsleute im Tangaer Land, 
die durch Fürsorge für die Verwundeten und 
durch bereitwilligste Hilfe jeglicher Art bestrebt 
waren, der fechtenden Truppe ihre Aufgabe zu 
erleichtern. Auch unsere kleine weiße Bevölke- 
rung zeigt mit ihrer Aufopferung den Willen 
zum Siege, der das ganze deutsche Volk beseelt. 
1 
* 
In welcher Weise England versucht, die Ein- 
geborenen in Deutsch-Ostafrika, insbesondere die 
mohammedanische Bevölkerung, gegen uns
	        
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