Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Zweiter Teil. Bis zu den Karlsbader Beschlüssen. (25)

VI Vorwort. 
Diese Blätter enthalten der schmerzlichen Erinnerungen viel. Wollte 
ich den Stimmungen des Augenblicks nachgeben und als ein Parteimann 
Geschichte schreiben, so würde ich über manche alte Sünden Osterreichs 
und der deutschen Kronen gern einen Schleier werfen; denn in der 
heutigen Ordnung der deutschen Dinge zeigt sich unser hoher Adel ein- 
sichtiger, opferwilliger als ein großer Teil des Bürgertums, und an 
der Freundschaft, welche unseren Staat mit Osterreich verbindet, wird 
nur ein Tor rütteln wollen. Meine Aufgabe war das Geschehene 
getren zu erzählen. Es kann dem Bestande der Monarchie in unserem 
Vaterlande nur förderlich sein, wenn Deutschlands Fürsten der trüben 
Tage nicht vergessen, da ihre Ahnen nahe daran waren sich dem Leben 
der Nation ganz zu entfremden; unser freier Bund mit Osterreich aber 
wird um so fester stehen, je unbefangener man hüben und drüben aner- 
kennt, daß Deutschland berechtigt war die Herrschaft des Wiener Hofes 
nicht länger mehr zu ertragen. 
Mit allen ihren Irrtümern und Enttäuschungen war die verrufene 
Zeit, welche dieser Band schildert, nicht bloß reich an wissenschaftlichem 
Ruhm, sondern auch fruchtbar für unser politisches Leben. Habe ich den 
Ton nicht ganz verfehlt, so wird den Lesern der Eindruck bleiben, daß 
sie die Geschichte eines aufsteigenden Volkes vor sich sehen. 
Rom, 20. Oktober 1882. 
Heinrich von Treitschke. 
Vorwort zur vierten Auflage. 
An dieser neuen Ausgabe ist wenig verändert. Nur den beiden 
letzten Abschnitten des Bandes habe ich einige Ergänzungen hinzugefügt, 
die ich den Akten des Geh. Staatsarchivs in Weimar verdanke. 
Berlin, 30. Mai 1892.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.