Gern fuhren wir auch nach der Insel Sainte-Marguerite, der
kleinen Insel vor Cannes, Giraud hieß der freundliche Bootsführer,
der uns immer hinüberruderte. Auf dieser Insel mit einer alten Festung
und Kasematten hatte vor langer Zeit der geheimnisvolle „Mann mit
der Eisernen Maske“ gefangen gesessen, einige Jahre nach unserem
Aufenthalt kam Bazaine dorthin, um seine zwanzigjährige Haft zu
verbüßen, doch entfloh er schon 1874 nach Madrid. Hier auf Sainte-
Marguerite weilten auch gefangene Marokkaner, „Araber“, wie man
sie nannte, die uns mit ihrem weißen Burnus und ihrer dunklen
Hautfarbe seltsam fremdländisch anmuteten. Wir freundeten uns mit
ihnen an, meine Mutter malte sie, und wir erhielten von ihnen immer
kleine Geschenke, Datteln und anderes.
*
Groß war unsere Freude, als es kurz vor Weihnachten hieß, der
Vater kehre zurück und wir würden ihn in Billafranca abholen.
Die Fahrt dorthin am Gestade des blauen Mittelmeeres, das ich
später so oft durchquert habe und so unendlich liebe, war unbeschreib-
lich schön.
In dem herrlichen Hafen von Villafranca lagen „Hertha“ und
„Elisabeth“, sowie einige amerikanische Fregatten, darunter das
Glaggschiff „Franklin“. Mein Bater holte uns ab und brachte uns
auf die „Hertha“, indes der Donner des Saluts sich in tausend-
fachem Widerhall an den Hängen der Berge, die die schöne Bucht
umkränzen, brach. Da stand der staunende Knabe auf dem Deck
eines Kriegsschiffes, das unter der Flagge des Norddeutschen Bundes
den geliebten Bater in den märchenhaften fernen Ortent getragen
hatte, und das ahnungsvolle Herz schlug ihm höher. Nach der Heim-
kehr konnte uns der Bater in Cannes nicht genug von seinen Er-
lebnissen erzählen, von Jerusalem und den Heiligen Stätten, von
Agopten, von den Byramiden, von der Sphinz, den Königsgräbern,
den Mumsen und all den andern Wundern des Morgenlandes. Ja,
Aus meinem Leben 40