609 Askaris und ctwa 700 Träger, 3 Maxingeschütze
und ein 6,7 cm Geschütz. Jeder Askari trug
150 Patronen, außerdem war für jeden eine Reserve
von etwa 50 Schuß vorhanden, für jedes Maxim=
geschütz waren ungefähr 9000 Schuß und für das
Berggeschütz 150 Granat= und Schrapnelschuß vor-
handen. Die übrige Munition war in Ulanga ver-
brannt, für die Schlagröhren des 6,7 cm Geschützes
war durch Anfertigung von Zündschnur Ersatz
geschaffen. Jeder Askari und jeder Träger trug
eine sechstägige Verpflegung, serner wurde eine
viertägige Verpflegüng durch 100 Träger mitgeschafft.
Außer den etatsmäßigen Trägern folgte der
unvermeidliche Troß des Trägeranhangs, bestehend
aus Boys und Weibern, so daß die Gesammt-Kopf-
stärke der Expedition 1500 bis 1600 Mann betrung.
Es bedingte dies eine ungefähre Marschlänge von
zwischen 2 bis 3 km.
Am 20. und 21. Oktober konnte die Verpflegung
nochmal im Lager am Ruipa und Matanga durch
reichlich vorhandene Karloffeln aufgefüllt werden.
Von hier aus begann der eigentliche Ausstieg in
das Uhehe abschließende Nandgebirge. Dasselbe
wurde in einem viertägigen, außerordentlich beschwer-
lichen Marsche durchkrenzt und am 26. das eigent-
liche Hochplateau von Uhehe erreicht. Während bis
dahin der Marsch fast immer durch dichten Busch-
wald ging, wo jede Sicherung der Kolonne durch
Seitenpatrouillen unmöglich war, allerdings auch ein
Angriff des Feindes ebenfalls auf große Schwierig-
keiten gestoßen wäre, begann von hier ab das
Terrain übersichtlicher zu werden. Es zeigten sich
die ersten Wachen der Wahehe, welche aber siets
bei Zeiten verschwanden, nur hinten wurde die
Kolonne durch Nachschwärmen des Feindes belästigt
und jeder etwa zurückbleibende Träger oder Askari
von denselben getöbdtet.
Wenn auch das Terrain im Großen und Ganzen
nun übersichtlich war, so boten doch die vielfachen
kleinen Thäler und Schluchten überall Gelegenheit,
die Marschkolonne aus nächster Nähe zu überraschen.
Es wurde deshalb von jetzt ab, wo das Gelände
es überhaupt nur gestattete, in der Kompagnie=
kolonne marschirt und zwar drei Kompagnien an
der Tete, dann ein Theil der Träger, dann wieder
eine Kompagnie in Kolonnec, ein fernerer Theil der
Träger, das Detachement der 7. Kompagnic, die
lezten Träger, zum Schluß wieder eine Kompagnie
in Kolonne. Das schwere Geschütz und zwei Maxim-
geschütze befanden sich bei der Tete, ein Maxim-
geschütz bei der Queue.
So gelangte die Kolonne am 28. Oktober, ohne
vom Feinde irgendwie belästigt zu sein, an den
Ruaha und war nach Aussage der Führer nur noch
durch den kleinen davor liegenden Bergrücken von
Kuirenga, welches ungefähr zwei Stunden entfernt
sein sollte, getrennt. Die Einwohner waren auf dem
ganzen Wege geflohen, das Nandgebirge ist über-
haupt nur spärlich bevölkert, doch wurden auch hier
40
einige Nahrungsmittel gesfunden. Erst vom 25. ab
wurde die Gegend dichter bevölkert, zahlreiche Temben
wurden sichlbar und theilweise passirt; in den-
selben wurden verhältnißmäßig reichliche Nahrungs-
mittel vorgesunden, so daß die Sorge um die fernere
Verpflegung beseitigt war.
Noch am 28. unternahm ich mit einer Kompagnic
eine Rekognoszirung gegen Kuirenga. Sic ergab,
daß die Stadt in einem weiten Thalkessel malerisch
gelegen war und vom Ruaha, welcher sich um den
trennenden Berg herumschlängelt, durchflossen wurde.
Die Stadt war umgeben von einer ungefähr 5 km
langen, wie sich später herausstellte, meistens in Stein
aufgeführten Maner von ctwa 4 m Höhe; zu beiden
Seiten des Ruaha im Innern befand sich ein ver-
hältuißmäßig freier Platz, auf dem zahlreiche Vieh-
herden sichtbar waren, der übrige Theil der beiden
Stadthälften war bedeckt mit Häuserreihen und ein-
zelnen markanten Gebäuden. Sämmtliche Dächer
bestanden aus flach gestampftem, mit Stroh gemischtem
Lehmanfwurf, nur in den beiden denutlich erkennbaren
inneren Befestigungsanlagen, je eine in einer Stadt-
hälfte, ragten einzelne spitze Strohdächer in die
Höhe; diese wurden von dem Führer mit ihren Umge-
bungen als die eigentlichen Bomas des Mkwawa be-
zeichnet. In den Straßen und auf den Plätzen der Stadt
sah man Tausende von Menschen. Bei der Annäherung
der Kompagnie strömten die Krieger in ihrem Wassen-
schmuck und mit Geschrei an die äußere Umwallung.
Die Umwallung selbst war von 100 zu 100 m mit
einer viereckigen Bastion versehen, ebenso waren die
im Innern gelegenen Häuser bezw. Häuserkomplexe
alle mit festen, bastionirten Mauern zur selb-
ständigen Vertheidigung eingerichtet. Die äußere
Umfassungsmauer hatte ein Dach von etwa 2 „
Breite, welches im Innern auf einer offenen hölzernen
Säulenreihe ruhte. Alle Bauten waren mit der
größten Sauberkeit und Akturatesse ausgeführt, die
ausführenden Arbeiter waren nach Ansicht aller
Kenner Waniamwesi gewesen, welche diese Arbeiten
besonders gut verstehen. Außerdem befanden sich in
der Stadt zwei Araber, welche bei der Leitung der
Anlage geholsen haben sollen; dieselben waren auch
während des Gesechts und vorher sichtbar.
Die Erbauung der Stadtumwallung in ihrer
jetzigen vollendeten Form war augenscheinlich neueren
Ursprungs und erst nach der Zelewski-Katastrophe
in Anbetracht eines cventuellen Angriffs unsererseits
angelegt. Dieselbe war noch nicht ganz vollendet,
so daß man an einzelnen Stellen noch dic Reste der
ursprünglichen ersten Befesligung sehen konnte.
Am 29. früh gingen vier Kompagnien zu einer
nochmaligen Rekognoszirungvor. Es sollte ein geeigneter
Punkt zur Anlage eines festen Lagers, von dem aus
die Beschießung und nachher der Sturm erfolgen
konnte, ausgesucht werden.
Da sich kein anderer geeigneter Punkt fand, war
man genöthigt, bis auf 100 m an die Umwallung
heranzugehen. Hier wurde aus Dornen eine feste