Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

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der Straße begleitete. Im unklaren sollten wir über 
die Absichten dieses Geleits nicht lange bleiben, denn 
kaum hatten wir das Tsulek-Gebiet verlossen und 
waren nach Marakei hineinmarschiert, als dieses Ge- 
folge die wie bei ihnen so auch hier stattfindende 
wilde Flucht der Marakei-Leute benutzte und aus den 
Hütten und den Viehherden mitnahmen, was des 
Mitnehmens wert schien. Sobald diese Absicht er- 
kannt wurde, ritt ich sofort gegen diese Räubergesell- 
schaft vor und jagte sie in wilder Flucht über die 
Ebene zurück. Aber es bedurfte noch eines zweiten 
Anreitens, Gefangennehmens einzelner und Freilassens 
nach der Androhung, daß jetzt jeder scharf beschossen 
werden würde, der noch weiter Räubereien oder 
Plünderungen angesichts der Expedition ausführen 
würde, ehe die Gesellschaft endgültig Kehrt machte. 
Auch im weiteren Verlaufe der Reise hatten wir 
noch des öfteren Gelegenheit, gegen diese Ausnutzung 
unseres friedlichen Verhaltens entschieden Front zu 
machen. 
Der Weg setzte sich unter den gleichen Besiede- 
lungsverhältnissen und unter dem gleichen Anblick 
einer allgemeinen Flucht, wie auf dem Marsche nach 
Tsulek, fort, nur bok gegen Mittag die Landschaft 
insofern ein anderes Bild, als infolge schlechteren 
Bodens die Delebpalmen einem niedrigeren Baum- 
bestande wichen, die charakteristischen zuckerhutförmigen 
Hütten der Musgus aufhörten und statt deren runde 
Lehmhütten mit Strohdach begannen, die wir bis 
zur französischen Grenze vorfanden. Die Besiedlung 
war auch nicht mehr eine so auffallend starke, aber 
immerhin doch noch so bedeutend, daß man z. B. 
auf sie beim Beziehen eines Lagers keine Rücksicht 
zu nehmen brauchte. Man kann von Musgum zur 
französischen Grenze halten, wo man will und wann 
man will, man hat stets hinreichend Gehöfte mit 
Verpflegung um sich, und an Wasser ist durch den 
Logone kein Mangel. Zwischen den einzelnen, 
sprachlich getrennten und stets feindlich gegenüber- 
stehenden Landschaften finden sich manchmal unbe- 
baute Strecken, die sich jedoch fast nirgends über 
1000 m ausdehnen. 
Am 23. Februar zogen wir von Tsulek aus 
durch Marakei, Gooi, Mogena, Keioang, Beiaka, 
Woadang, Magodi, Marapem bis Gongola, wo wir 
der vorgerückten Tageszeit wegen zu bleiben be- 
schlossen. Teilweise führte der Weg dicht am Logone 
entlang, teils schnilt er einen Bogen desselben ab. 
Die einzelnen Stämme stehen sich untereinander 
fast alle seindlich gegenüber, und ich mußte oft an 
einem Tage zwei= oder dreimal die Führer wechseln, 
um deren Leben und Freiheit nach ihrer Entlassung 
nicht zu gefährden. Desgleichen konnte auch die 
Dolmetscherfrage oft nicht nach Wunsch des Be- 
treffenden gelöst werden, denn es gab Zeiten, wo 
wir nur über elne einzige Persönlichkelt versügten, 
mit Hilfe deren wir uns verständlich machen konnten 
  
und die naturgemäß auf das strengste 
werden mußte. 
In Gongola war die Berührung mit den Ein- 
geborenen nur gering, aber ich war überzeugt, daß 
die Tsulek-Tage auch hier noch ihre Früchte tragen 
würden. 
Am 24. Februar marschierten wir unter gleichen 
Verhältnissen weiter wie am Tage vorher. Wir 
zogen durch Woiaka, Magei, Mulesie, Beiaka bis. 
Mochore, wo wir gegen Mittag Halt machten. In 
Mulesi verließen wir das Gebiet der eigentlichen 
Musgus und kamen in den wohl am dichtesten 
bevölkerten und reichsten Gamei-Bezirk (Gumet), 
dessen Hauptausdehnung sich allerdings mehr nach, 
dem Ba-Ili zu erstreckt. Der Wechsel dieser Grenze 
machte für uns einen neuen Dolmetscher nötig, den 
wir auch glücklicherweise in Mochore entdeckten, da 
sich Musgus und Gamei-Leute nicht miteinander ver- 
ständlich machen können. Die scheldende Grenze be- 
steht nur in einer 15 Minuten währenden Einöde, 
in der die Trümmer einer großen, von den Gamei- 
Leuten zerstörten Stadt ein beredtes Bild für die 
Beziehungen der beiden Stämme untereinander boten. 
Bei der starken Scheidung zwischen den belden 
Stämmen hielt ich es dann doch für angebracht, in 
Mochore Verbindungen mit den Eingeborenen wieder 
anzuknüpfen, welcher Versuch trotz Hilfe einiger nicht 
so scheuen Mochore-Leute anfangs zu keinem rechten 
Erfolge führen wollte. Erst als ich aus Anlaß der 
Versorgung der Expedition mit Flußpferdfleisch er- 
kannte, welcher Leckerbissen dieses für die Emgebo- 
renen schwer zu erreichende Fleisch obgab, wurde den 
Eingeborenen bekannt gegeben, daß am nächsten 
Morgen jeder Besucher der in Aussicht genommenen 
Versammlung ein beträchtliches Stück Flußpferdfleisch 
ausgehändigt erhalten würde. Diese Versprechung 
zog mehr als alle politischen Zusicherungen und Be- 
teuerungen, und am nächsten Morgen waren doch 
300 bis 400 Menschen vor meinem Zelt versammelt, 
mit denen genau dieselben Einzelheiten sich wieder- 
holten, wie an dem betreffenden Tage in Tsulek. 
Nur wurden ihnen hier statt einer Kuhherde zwei 
große Flußpferde übergeben, die sie anfangs nicht 
annehmen wollten, indem sie erklärten, daß über-die 
Vertellung der Tiere sich ein so bitterer Kampf ent- 
spinnen würde, daß sie lieber auf den Besitz ganz, 
verzichten möchten; aber wenn ich ihnen die beiden 
Tiere verteilen würde, wäre allem Übel abgeholfen. 
Die Tiere wurden dann auch von den Soldaten 
zerlegt und gleichmäßig vertellt. Hoffen wir, daß 
auch hier die Selbsterkenntnis ihrer Schwächen der 
erste Schritt zur Besserung ist. 
Da wir nach dem, was ich selnerzeit vom Ka- 
pitäm Lenfant gehört hatte und auch nach den 
oberflächlichen Berechnungen uns nunmehr bald den 
von Lenfant und Dominik begangenen Wegen nähern 
mußten, so hatte an diesem Vormittag Oberleutnant 
bewacht
	        
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