Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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bis kein Ol mehr an der Oberfläche erscheint. 
Jetzt wird die Fasermasse herausgenommen und 
noch ein= bis zweimal über der Grube mit den 
Händen ausgepreßt. Das Ol wird nochmals ab- 
geschöpft. Dann entfernt man das Wasser aus 
der Grube und sammelt die am Boden derselben 
liegenden Samen. Auch aus der Fasermasse 
werden sie herausgesucht. Man legt sie dann in 
die Sonne zum Trocknen. Die Frauen klopfen 
später die Schalen der Samen auf, krösten 
die Kerne wie Kaffee, zerstampfen und kochen sie 
und benutzen das Ol, das sich dabei absondert, 
zum Essen, zum Einreiben nach dem Waschen, 
als Haaröl usw. oder sie verkaufen die Kerne. 
Das Ol, das am zweiten Tage aus dem 
Loch geschöpft wird, reinigt man nicht mehr durch 
Kochen, wohl aber in den meisten Fällen das 
am dritten Tage mit kaltem Wasser gewonnene. 
Ein anderes Verfahren wenden die Akpafu-, 
Buem= und Dajileute an. Sie lassen die Frucht- 
bündel sechs Tage liegen, bedecken sie mit Ba- 
nanenblättern, schütten die Früchte dann in die 
Grube und zerstampfen sie. Wasser wird nicht 
darauf gegossen. Die Fasermasse nimmt man 
heraus, wirft sie in große Töpfe und kocht sie 
aus. Wenn das Wasser anfängt zu kochen, fängt 
man an zu rühren. Das Ol, das sich an der Ober- 
fläche sammelt, schöpft man wiederholt ab. Hier- 
auf hebt man die Fasermasse mit einem Löffel 
heraus und legt sie in eine Art Netz, das über 
den Kochtopf gehalten wird. An den zwei 
Enden steckt man einen Pflock durch das Netz 
und wringt die Fasermasse aus, indem man 
die Pflöcke herumdreht, bis kein Ol mehr heraus- 
kommt. 
In den ölpalmenärmeren Gebieten, wie in 
der Landschaft Gbele, verfährt man folgender- 
maßen: 
Man läßt die Früchte eine halbe bis eine 
Woche liegen und stampft sie dann in Fufu- 
mörsern. Da letztere keine großen Mengen fassen, 
so nimmt man die eingestampften Früchte immer 
wieder heraus, schichtet sie daneben auf und wirft 
wieder neue Früchte hinein. Vor dem Stampfen 
wird ein wenig heißes Wasser zugegossen. Dann 
legt man die Fasermasse auf Holzschüsseln, trägt 
sie nach dem Wasserplatz und wirft sie in mit kaltem 
Wasser gefüllte Töpfe. Die Fasern drückt man 
über dem Topf stark aus, läßt das herausge- 
preßte Ol in den Topf fließen und schöpft es 
ab. Dieses Verfahren ist am unzweckmäßigsten, 
denn es geht dabei viel Ol verloren. 
Ein rein kaltes Verfahren der Olgewinnung, 
wie z. B. im Anechobezirk, kennt man also im 
Bezirk Misahöhe nicht. 
Der Eingeborene weiß den Wert der Olpalme 
wohl zu schätzen, er schont und pflegt sie sehr. 
daß die Erzeugung der Bastarde von 
  
Jedes Jahr pflanzt der Neger beim Farmmachen 
einige Olpalmen aus. Er benutzt dazu junge 
Pflanzen, die er von Plätzen nimmt, wo sie recht 
dicht stehen. Außerdem wirft er noch einige 
Handvoll Kerne regellos auf den Boden hin. 
Ein Ausstecken von Kernen habe ich nicht be- 
obachtet. 
Die Verbesserung alter und die Süchtung neuer 
Baumwoll-Varietäten in Togo. 
Von dem Baumwollsachverständigen Pape. 
Als in Togo die ersten kulturellen Versuche 
mit Baumwolle angestellt wurden, zeigten sämt- 
liche fremden und vorgefundenen Varietäten einen 
Mangel an Anpassungskraft dem Klima gegenüber. 
Sämtliche Sorten litten unter der großen Luft- 
feuchtigkeit der Regenzeit und unter der Dürre 
der Trockenheit. 
Sea-Island-Sorten erhielten ihre schwersten 
Schäden in der Höhe der Trockenzeit, wogegen 
die Upland-Varietäten den schwächeren Widerstand 
in der Regenzeit aufwiesen. In Erwägung, daß 
die Regenzeit die Entwicklungsperiode und die 
Trockenzeit die Ernteperiode ist, wurde auf die 
Möglichkeit geschlossen, daß eine Sea-Island- 
Pflanze mit Uplandfrucht erhöhte Resultate bringen 
könnte. Es wurde eine Vereinigung der Kräfte, 
welche der Luftfeuchtigkeit Widerstand leisten, der 
einen Varietät mit entgegengesetzten Kräften der 
anderen Varietät beabsichtigt, um somit das neue 
Produkt für die Extreme bei den Wetterperioden 
widerstandsfähiger zu machen. 
Die Kreuzungsarbeiten wurden auf Grund 
dieser Folgerung begonnen. Hier sei bemerkt, 
oben- 
genannten Mutterpflanzen keine besonderen Schwie- 
rigkeiten bereitete; doch gleichzeitig in der neuen 
Pflanze die gewünschten Eigenschaften zu ver- 
einigen, ist ein Problem sehr schwieriger Natur. 
Es liegen bei der Staubübertragung nicht die 
geringsten Mittel oder Wege vor, durch welche 
gleichzeitige Abhärtung gegen Luftfeuchtigkeit und 
gegen ungenügende Bodenfeuchtigkeit bezweckt wird. 
Falls eine durch Kreuzung erzeugte Pflanze diese 
gewünschten Eigenschaften besitzt, kann diese Er- 
zeugung nur als ein glücklicher Zufall bezeichnet 
werden. Auf Grund dieser Möglichkeit sind auch 
die Kreuzungen noch bis zum heutigen Tage 
weitergeführt, doch wurde während der letzten 
Jahre mit Nachdruck auf die Erzeugung neuer 
Varietäten durch Auswahl hingewiesen. Letzteres 
bezieht sich auf Auswahl solcher Pflanzen, Zweige 
und Fruchtansätze, welche in weitestem Maße die 
gewünschten Eigenschaften besitzen. 
Die Bestrebungen, welche demzufolge angestellt 
waren und sich allein auf Kreuzungen oder Staub-
	        
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