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lassen und ihnen, soweit dies nicht mit den
höheren Interessen der Kolonie und der Zivili-
sation in Widerstreit tritt, ihre Organisation
und ihre Gebräuche lassen. Die Autorität
der Regierung ist nur um so stärker und um so
geachteter.“
„Seien Sie überzeugt“, sagte mir zum Schluß
Lord Milner, „daß der Erfolg der Kolonisation
des Kongostaats durch Belgien, wie ich es
gleich zu Beginn gesagt habe, von der Person
des Gouverneurs und des Verwaltungs-
personals der Kolonie abhängen wird, von
den Eigenschaften und dem Geeignetsein seiner
Beamten, welchen Grades sie auch sein mögen.
Belgien betritt einen neuen Weg und unternimmt
einen schweren Versuch, zu dessen Vollendung es
die besten Wünsche der gesamten Welt begleiten
müssen.“
Ich nahm Abschied von Lord Milner, indem
ich ihm meinen aufrichtigsten Dank für die Liebens-
würdigkeit sagte, mit der er den Korrespondenten
des „Etoile Belge“ empfangen und ihm seine
Meinungen über die Übernahme des Kongo
gesagt hatte.
Aussichten der indischen Baumwollernte 1908/09.
Das erste Memorandum über die indische
Baumwollernte für die Saison 1908/09, welches
die Berichte aus den einzelnen Provinzen Britisch-
Indiens als Unterlage hat, ist am 20. August d. Is.
veröffentlicht worden. Die Gebiete, die in diesem
Gesamtberichte behandelt werden, hatten im Durch-
schnitt der fünf mit 1906/07 abschließenden Jahre
eine Baumwollanbaufläche von 15 007 000 Acres
und machten 76 v. H. der gesamten in Britisch-
Indien mit Baumwolle bestellten Fläche aus:
Das Memorandum bezieht sich indessen in der
Hauptsache auf die Frühernte und enthält nur
Angaben über die Anbaufläche.
Als Ergebnis wurde eine Fläche von 11113000
Acres gemeldet gegen 11255.000 Acres zur ent-
sprechenden Zeit im Vorjahre. Daraus ergibt
sich also eine Abnahme um 1,3 v. H
Ein Versuch, den voraussichtlichen Ertrag für
die kommende Ernte abzuschätzen, ist nicht gemacht
worden; aber im allgemeinen, abgesehen von ein-
zelnen Teilen Bombays und Burmas, wurde der
Stand der Saaten als gut oder ziemlich gut
gemeldet.
Die Schätzung gibt die Anbaufläche für den
Monat August 1908 folgendermaßen an:
**e 1908/09 1907/08 1906/07
Provinzen und Staaten Fläche in 1000 Acres
Bombay, einschl. der Ein-
geborenenstaaten 1240 1275 1700
Zemtralprovinzen und
Berar . 3279 4015 4684
Madras 88 136 115
Punjab, einschl. der Ein-
geborenenstaaten 1353 1104 1413
Vereinigte Provinzen 1565 1100 1475
Burma . 203 198 186
Bengalen 69 68 61
Ostbengalen und Assam 81 59 57
Nordwestl. Grenzprovinz 42 48 59
Aimer-Merwara 31 11 12
Hyderabad
Zentralindien, mit Aus-
nahme von Gwalior 535 466 600
Rajputana- 372 331 404
Mysorer 5 8 2
Zusammen 11113 11255 13376
Aus den Einzelberichten der Provinzen, denen
der Prozentsatz, mit welchem sie an der Gesamt-
baumwollfläche Britisch-Indiens beteiligt sind, in
Klammern beigesetzt ist, mögen noch folgende An-
gaben über den Stand der Baumwollsaaten her-
vorgehoben werden:
Der Bericht aus Bombay (28 v. H.) bezieht
sich nur auf die Frühsaaten des Dekkan (8,3 v. H.),
die bis zum 1. August d. Is. eine Fläche von
1240 000 Acres (2000 in den Eingeborenen-
staaten) einnahmen und im Vergleich mit der
vorjährigen Schätzung um 3 v. H. geringer aus-
fielen. Die Berichte sind indessen unvollständig,
da die Aussaat, die teilweise spät begann, noch
fortdauert. In Sholapur und Ahmednagar ist
die Saat infolge Regenmangels verdorrt, in
Khandesh ist dagegen Aufhören des Regens er-
sorderlich. Aus anderen Gegenden werden die
Aussichten als gut bezeichnet.
In den Zentralprovinzen und Berar
(22,5 v. H.) trat der Monsun spät ein. Die Aus-
saaten erfolgten, obwohl spät, im allgemeinen mit
Erfolg, und das Aufkeimen ging gut von statten;
stellenweise war Nachsäen nötig. Das gesamte
Baumwollareal beträgt nach Schätzung 3279000
Acres (2 099 000 in Berar) und ist um 18 v. H.
geringer als im Vorjahre, da das Land teilweise
mit Futterkräutern bestellt worden ist.
Madras (8,4 v. H.). Die gesamte bis Ende
Juli in den Raiyatwaridörfern (etwa zwei Drittel
der Provinz) besäte Fläche wird zu 77 000 Acres
gemeldet; sie ist also fast um 37 v. H. geringer
als im Vorjahre, was dem mangelnden Regen
zuzuschreiben ist. Die Nicht-Raiyatwaridörfer
haben eine Fläche von 11 300 Acres mit Baum-