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Nach Hiratan zurückgekehrt, marschierten wir dann
die Nordküste entlang bis Kudukudu, hierauf
durchquerten wir die Insel nach Robehen, und
von Nakudukudu machte ich noch einen Ausflug
nach der Gegenküste, um tags darauf nach
Marianum, der katholischen Missionsstation, zu
wandern, die ich schon im April mit Friederici
besucht hatte. Unterwegs begingen wir den
Umüdufluß bis zur Quelle, fanden aber nur lose
Kohlenstücke im Fluß, da an den Stellen, wo
früher Kohlenstrünke gefunden worden waren,
diese inzwischen durch das Wasser ausgewaschen
sind. Abbauwürdige Flöze sind in diesem Gebiet
nicht zu erwarten. Ubrigens trafen wir hier
dieselben Versteinerungen und Gesteinsarten, Tone,
Mergel, Sandstein, wie am Tamul und Timai,
nur in schlechterer Erhaltung.)
Bei Marianum wurde die Expedition auf-
gelöst.
Von Marianum fuhr ich im offenen Boot
nach der Neu-Lauenburg-Gruppe, wo ich
mich auf mehreren Inseln (Makada, Neu-Lauen-
burg und Ulu) etwas aufhielt und neben Korallen-
kalken auch Eruptivgesteine anstehend fand. Dann
traf ich am 29. August in Herbertshöhe ein.
Ich glaube die mir gestellte Aufgabe, unter-
stützt durch Dr. Friedericis Wegeaufnahmen, soweit
gelöst zu haben, als in der zur Verfügung stehen-
den Zeit eben möglich war. Wenn ich gleich
selbst noch gerne die eine oder andere Durch-
querung in Mittel-Neu-Mecklenburg gemacht hätte,
so bin ich doch der Ansicht, daß dadurch das
Gesamtbild nicht wesentlich verändert worden
wäre.
Hauptmann Friederici wird Ende September
nach Herbertshöhe zurückkommen und dann auf
einen Monat nach Neuguinea gehen, um etwaigen
Völkerbeziehungen zwischen Neuguinea und Neu-
Mecklenburg nachzuspüren.
In Friedrich-Wilhelmshafen hatten wir am
6. September genügend Zeit, um die dortigen
Kautschuk= und Kokospflanzungen zu besuchen.
Auf Jap war tags darauf ebenfalls hinreichend
Aufenthalt, um an Land zu gehen, einige geolo-
gische Handstücke zu schlagen und ein Eingeborenen-
dorf zu besichtigen. Die Kokospflanzungen der
Insel sind durch Schildläuse größtenteils zerstört
und bieten einen traurigen Anblick dar. Ein
Vergleich der Jap-Eingeborenen und deren Kultur
mit denen von Neu-Mecklenburg war sehr inter-
essant.
Die wirtschaftliche Entwicklung hat auf
Buka, Djanl, Neu-Hannover und Süd-Neu-
Mecklenburg noch kaum eingesetzt, auf Bougain=
*) Auch in den Kalken von Süd-Neu-Mecklenburg
wurden etliche Versteinerungen gefunden.
ville und Mittel-Neu-Mecklenburg steht sie in den
ersten Anfängen; auf Nordwest-Neu-Mecklenburg
(Käwieng-Distrikt) hat sie aber bereits einen er-
freulich hohen Grad erreicht. Auch der Wegebau
ist dort am weitesten vorgeschritten, die Straßen
daselbst sind in trefflichem Stande. Auf der Neu-
Lauenburg-Gruppe ist der Plantagenbau stellen-
weise sehr wohl gediehen. Angepflanzt sind fast
überall nur Kokospalmen; auf Bougainville aber
ist eine große Kautschukpflanzung (vorzugsweise-
Hevea) im Entstehen begriffen, ebenso in Mittel-
Neu-Mecklenburg (besonders Ficus). Die wirt-
schaftlichen Aussichten sind im allgemeinen günstig,
das Innere von Neu-Mecklenburg ist aber großen-
teils zu steinig, streckenweise auch zu wasserarm,
als daß an Kulturen in großem Maßstabe ge-
dacht werden könnte.
Dalau- oder Delau-Inseln7
Ülber die Schreibweise des Namens der Palau-
Inseln herrscht unter den Südseeforschern seit
geraumer Zeit eine lebhafte Kontroverse. Erst
kürzlich ist von seiten eines namhaften Südsee-
forschers nach dem Vorgang von Kubary die
Ansicht verfochten worden, daß der Name nicht
„Palau“, sondern „Pelau“ zu schreiben sei (val.
„Mitteilungen aus den deutschen Schutzgebieten“
1908, S. 179).
Die örtlichen Verwaltungsorgane haben sich
dagegen dahin ausgesprochen, daß, da die Vokale
fast aller mikronesischen Mundarten keine reinen
und volltönenden wie im Deutschen, Italienischen
usw. sind, sie vielmehr zwischen den unserem Ohr
vertrauten Lauten meist durchklingen, ein Grund
zur Aufgabe der einmal angenommenen Schreib-
weise nicht vorliege. Die heutigen Bewohner
der Inseln sprechen das Wort „Palau“ weder
mit einem a noch mit einem e nach deutschen
Lauten, sondern mit einem kurzen Vokal, der
zwischen beiden liegt und der für das eine Ohr
mehr dem e, für das andere mehr dem a sich
nähern mag. Wie in Deutschland, so gibt es
auch bei den Palauern Dialektverschiedenheiten,
die einen Wechsel der Tönung der Vokale nach
Landschaften bemerken lassen.
Für die Kolonialverwaltung liegt auf Grund
dieser Darlegungen von Beamten, die mit den
Verhältnissen des Schutzgebietes seit langen Jahren
vertraut sind, schon um Verwirrung zu vermeiden,
kein zwingender Grund vor, die seit vielen
Jahren eingeführte Schreibweise „Palau“ ab-
zuändern.
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