Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Wenn die qualitative Schwäche der indischen 
Baumwolle im Hinblick auf die Transportunkosten 
und den Marktwert nicht kaufmännisch gegen sie 
spricht, was durch größere Mengen reiner indischer 
Baumwolle, welche in diesem Jahre geerntet 
werden, festgestellt werden müßte, so kann der 
Norden Togos bald große Mengen davon erzeugen. 
Im Jahre 1908 wurde alle vorhandene 
Neglectumsaat gesät; 1909 wird etwa die Hälfte 
der für die Volkskultur gebrauchten Saat ver- 
geben werden können, und 1910 ein rasches An- 
steigen des produzierten Quantums beginnen, das 
bald nach Tausenden von Ballen rechnen kann. 
Von der Neglectumsaat ist auch nach dem 
Mangu-Bezirk abgegeben. Auch indische Jari- 
saat wurde gesät und keimt bereits. Nicht alle 
indischen Sorten bewähren sich aber, von Hin- 
ganghat z. B. ist man schon abgekommen. 
Ein größeres Quantum von Caravonicasaat, 
die seitens der Baumwoll-Centrale G. m. b. H. 
für Eingeborenenkulturen zur Verfügung gestellt 
ist, soll in der nächsten Saatzeit in verschiedenen 
Bezirken Togos zur Verteilung gelangen. 
Die Baumwollbau-Kommission beabsichtigt 
nunmehr, eine Versuchspflanzung im nörd- 
lichen Togo anzulegen, die sich aus kleinen 
Anfängen heraus mit der Zeit zu einem Institut 
wie die vom Komitee begründete Ackerbauschule 
in Nuatjä entwickeln soll. Die Anlage soll dem 
bisherigen Leiter von Nuatjä, J. W. Robinson, 
übertragen werden. Robinson, der seit Jahren in 
gutem Einvernehmen mit den Eingeborenen lebt, 
ist ferner dazu ausersehen, die Pflugkultur bei 
den Eingeborenen an Stelle der Hackkultur ein- 
zuführen; der Anfang soll in den näördlichen 
tsetsefreien Gebieten, insbesondere von Sokodé 
aus, gemacht werden, die nach Beendigung 
der Atakpame-Eisenbahn dem Weltverkehr ange- 
schlossen sind. Die Einführung der Pflugkultur 
bei den Eingeborenen an Stelle der Hackkultur 
würde die Möglichkeit der Bebauung weit größerer 
Flächen als bisher ohne Vermehrung der Acker- 
bau treibenden Bevölkerung bieten. Der Mehr- 
ertrag der Pflugkultur wird auf ½ bis 8 des 
Ertrages der Hackkultur geschätzt. · 
Zur Einführung des Pfluges in Togo sollen 
zunächst folgende Maßnahmen getroffen werden: 
1. Einrichtung von Pflugdepots, aus welchen 
die Verteilung der Pflüge und sonst geeigneter 
landwirtschaftlicher Geräte erfolgt; 
2. Reisen des J. W. Robinson und eines 
Gehilfen in der Kolonie, um Propaganda für die 
Einführung des Pfluges zu machen und die Ein- 
geborenen in der Handhabung des Pfluges an- 
zulernen. Der Pflug soll dem Eingeborenen 
zunächst leihweise und später schenkungsweise über- 
lassen werden, wenn er seinen Boden tatsächlich 
  
mit dem Pfluge bearbeitet hat. Je nach den 
Leistungen der Eingeborenen in der Pflugkultur 
sollen Pflugprämien in Geld oder Gebrauchs- 
gegenständen gewährt werden. 
Eine neue Entkörnungsanlage beabsichtigt 
die Baumwollbau-Kommission im nördlichen Togo 
zu errichten, und zwar in Kpedji nördlich von 
Atakpame. Die Anlage besteht aus einer 70- 
Sägengin, einer liegenden Dampfmaschine und 
einer amerikanischen hydraulischen Ballenpresse. 
Über die Möglichkeit der Baumwoll-Einge- 
borenenkultur in Togo ist eine Karte „Baum- 
wollkarte von Togo“ veröffentlicht. 
Neuguinea. 
In Neuguinea wird W. C. Dammköhler mit 
Unterstützung der Baumwollbau-Kommission neue 
Kulturversuche mit ägyptischer und Togo-Saat 
anstellen. Das für die Pflanzung in Aussicht 
genommene Gebiet befindet sich unter dem 146° 
Länge und 6° 15“ südlicher Breite ungefähr 
400 m über dem Meeresspiegel. 
Dammkköhler will von den Eingeborenen ge- 
eignetes Land erwerben und die Eingeborenen 
zur Baumwollkultur anlernen. Dammköhler ist 
ein guter Kenner der Kolonie und hat mit den 
verschiedensten Stämmen lange Zeit in bestem 
Einvernehmen gelebt; seine Ausreise erfolgte am 
13. September d. Is. 
Auch der Katholischen Mission vom heiligen 
Geiste in Monumbo hat das Komitee ein kleines 
Quantum ägyptischer Saat kostenfrei geliefert. 
Kamerun. 
Über neue Kulturversuche mit Togo= und 
kalifornischer Saat im Versuchsgarten der Station 
Joko berichtet Oberleutnant und Stationschef 
v. Heigelin an das Kaiserliche Gouvernement: 
„Die Aussaat erfolgte Anfang Juli vorigen 
Jahres. Die einzelnen Standen der Togo-Baum- 
wolle haben jetzt eine durchschnittliche Höhe von 
1,80 bis 2,20 m erreicht, während diejenigen 
des kalifornischen Saatguts im Durchschnitt nur 
1,20 bis 1,30 m hoch sind. Leider traten in 
den Kapseln Schädlinge auf, die hauptsächlich am 
Stengelansatz in größeren Mengen zu finden 
waren. 
Eine Kultur von Togo-Baumwolle verspricht 
nach den hier gemachten Erfahrungen, vorausge- 
setzt, daß es gelingt, die Schädlinge rechtzeitig 
zu vernichten, einigermaßen Erfolg. 
Die Stauden der älteren Kultur sind jetzt 
etwa 3 m hoch; woher die Saat stammt, ist 
nicht mehr festzustellen."“ 
Die Gutachten der Chemnitzer Actien-Spinnerei 
über Joko-Baumwolle vom 18. August lauten, 
wie folgt:
	        
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