Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Nord-Nord-Osten Ngaraku, nach Norden Basaga 
und etwa einen Tagemarsch entfernt Mbandi. 
Die Bewohner der Landschaften Besang, Ngaraku 
und Mbandi führen Pfeil und Bogen, gehören 
also jedenfalls zum Stamm der Muntschi. Am 
27. Juli erreichten wir die friedliche, inmitten 
schöner Olpalmenwälder gelegene Landschaft 
Mukurn. Sie steht in Handelsbeziehungen zu 
Wum (Bafum). 
Am 28. Juli wurde beim kleinen Ort Befang 
der Metscham-(Montsumo) Fluß, den wir schon 
von Esimbe aus gesehen hatten, überschritten. 
Der Fluß ist 30 bis 50 m breit, tief und reißend 
(471 m über dem Meere). Wir lagerten im 
kleinen Bafumdorf Nkangelo, von dem man einen 
weiten Überblick auf das Tal des Metscham= (von 
den Bafuts Mija genannten) Flusses, auf den 
Tuijaberg sowie nach Mantum und den Bafut- 
Dörfern Bagri und Mbokum hin genießt. 
Im großen Bafumort Wum, den ich bereits 
1905 besucht hatte, wurden wir freundlich auf- 
genommen. Von hier aus soll die Muntschiland- 
schaft Witschs mehrere Tagemärsche weit nach 
Nord-Nord-Westen liegen. In Kuk liefen die 
Leute bei unserer Ankunft zwar weg, benahmen 
sich aber in keiner Weise feindselig. Dagegen 
wurden die von mir nach Me vorausgesandten 
Dolmetscher, welche die Eingeborenen zum Bleiben 
veranlassen sollten, von diesen beschossen und 
mußten flüchten. Als wir am nächsten Tage in 
Me einmarschierten, kam uns der dortige, sehr 
alte Häuptling entgegen, entschuldigte das un- 
überlegte Benehmen seiner Leute und bat um 
Frieden. 
Da gegen Me zahlreiche Klagen der Land- 
schaften Bekom, Bafumbum und neuerdings auch 
von Wum wegen Überfalls kleiner Karawanen 
und Gefangennahme einzelner Leute vorlagen, so 
konnte ich mich diesmal mit einer einfachen Ent- 
schuldigung nicht begnügen und verlangte als 
Strafe für die begangenen lbergriffe die Stellung 
von 20 Strafarbeitern für die Station auf drei 
Monate und den Ausbau des Weges nach Kuk 
und Bekom. Als ich diese meine Forderung be- 
kanntgemacht hatte, verschwanden im Nu die 
sämtlichen herumstehenden Eingeborenen. Der 
alte Häuptling blieb allein zurück. Er ist zwei 
Tage später, verlassen von allen seinen Leuten, 
gestorben. Da ich kriegerische Maßnahmen, solange 
die Meleute selbst sich nicht feindselig benahmen, 
vermeiden wollte, so blieb mir nichts übrig, als 
einige Tage in Me zu. bleiben und die Straf- 
arbeiter einzeln festnehmen zu lassen. Gleichzeitig 
wurde mit dem Wegebau begonnen. Bei meinem 
Abmarsch ließ ich in Me eine Abteilung von 
acht Soldaten zurück mit dem Befehl, den von 
  
mir bereits begonnenen Weg Me—Kuk—Wum 
und Me—Bekom auszubauen und die Einge- 
borenen allmählich, ohne Gewalt, zur Arbeit 
heranzuziehen. Sollten sich in Me wider Er- 
warten weitere Schwierigkeiten ergeben, so würde 
dann allerdings ein energisches Einschreiten nicht 
länger hinausgeschoben werden können, da diese 
Landschaft im südlichen Bafumgebiet als der 
einzige Störenfried gilt. Von Bum sowie von 
den Me benachbarten Landschaften Njos und 
Fungom waren Abgesandte erschienen, um die 
friedliche Gesinnung dieser Landschaften zu ver- 
sichern. 
Am 4. August besuchte ich das auf hohem 
Bergrücken (1907 m) gelegene Häuptlingsdorf von 
Bekom und wurde von dem alten Häuptling 
freundlich ausgenommen. Bekom ist jetzt völlig 
friedlich und kommt den Wünschen der Station 
pünktlich nach. 
Über Babanki-—Bambui—Bafreng traf die 
Expedition am 8. August wieder in Bamenda ein. 
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Oro= und Hydrographisches, Vegetation 
und Tierwelt, Bevölkerung. 
Das Plateau von Mittel-Kamerun steckt sich 
in seinem nordwestlichen Teile zunächst in schroffen, 
zerklüfteten Bergketten ab, während es in seinen 
untersten Stufen in niedriges Hügelland über- 
geht, aus dem noch einige auffallende höhere 
Bergzüge hervorragen. Auf diesen untersten Ab- 
stufungen führt der Weg Widekum — Bascho ent- 
lang. Außer dem Abstieg von Baliben nach 
Widekum mit 377m Differenz betrug der von 
mir gemessene bedeutendste Höhenunterschied bei 
lbersteigung der Hügelkette von Amebesso etwa 
300 m. Dagegen liegt der östliche Teil von An- 
jang und das ganze Antagebiet bereits im oberen 
Teil des Plateauabfalls und zeigt grof Höhen- 
unterschiede, steile Bergformationen und enge, 
tiefe Täler. Das eigentliche Hochplateau wurde 
bei Musomewa und Eko (1220 m über dem Meere) 
erreicht. Dieses Plateau ist kein eigentliches 
Massiv, sondern es besteht aus zahlreichen, von 
tiefen Tälern durchfurchten Bergketten. In seinem 
mittelsten Teil bei Bamesse, Baminje, Kantji 
finden sich dagegen auch zahlreiche wellige, sanfte 
Hügel mit breiten Tälern und flachen Mulden. 
Wie im Westen, so zeigen sich auch in dem von 
uns erreichten nördlichsten Teil des Plateaus bei 
Esimbe (580 m über dem Meere) diese schroffen 
Bergketten; sie bilden an einzelnen Stellen durch 
mittlere Höhenzüge schon den Übergang in das 
niedrige Hügelland der Benusebene, während das 
Plateau nach Osten in den Ländern Bafum,
	        
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