Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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lich an der Niedermetzelung der Haussa beteiligten 
Dörfer wurden verbrannt, Viehbestände sowie die 
Hälfte der Lebensmittel konfisziert, die Sklaven 
befreit und die geraubten Güter zurückgegeben. 
Fünfzig Haussa erhielten die Freiheit zurück. 
Die Expedition verlief ohne ernstlichen Wider- 
stand und hatte infolgedessen keine nennenswerten 
Verluste. 
Die englische Truppe mußte auf Befehl des 
Gouverneurs vorzeitig umkehren, da inzwischen 
im Bezirk Sokoto, im Nordwesten der Kolonie, 
noch weit ernstere Unruhen ausgebrochen waren. 
Hier hatte ein wegen Ermordung dreier franzö- 
sischer Offiziere aus der französischen Nachbar- 
kolonie flüchtig gewordener Mensch namens Dan 
Makafo eine Schar Unzufriedener und ent- 
laufener Sklaven um sich gesammelt, mit denen 
er die Dörfer brandschatzte. In Satirn, einem 
Dorfe südlich Sokoto zwang er einen gewissen 
Mallam Isa, den Sohn eines Mannes, der 
sich im Jahre 1904 zum Mahdi ausgerufen hatte, 
die Führerschaft der Bewegung zu übernehmen. 
Entgegen den ursprünglichen Gerüchten hatte 
Mallam Isa sich aber selbst nicht zum Mahdi 
erklärt; er nannte sich nur Annabi Isa (Prophet 
Jesu), obwohl es in der Absicht das Dan Makafo 
gelegen haben mag, seiner Bewegung mahhdistischen 
Charakter beizulegen. Die Aufrührer bildeten 
einen regellosen, nur mit Axten, Hacken und 
sonstigen landwirtschaftlichen Geräten. versehenen 
Haufen. 
Auf das Gerücht von der Erhebung eines 
Mahdi in Satiru marschierte der Resident 
Mr. Hilkary in der Frühe des 14. Februar 1906 
mit der Besatzung von Sokoto nach Satiru. 
Die Expedition bestand aus fünf Europäern, 
70 Mann eingeborener berittener Infanterie, 
1 Maximgeschütz und 30 Trägern. Der Resident 
hatte die Absicht, zunächst einen gütlichen Versuch 
zu machen und nur im Notfall Gewalt zu 
brauchen. Sowie man Satiru in Sicht bekam, 
sah man auch schon die Scharen des Feindes 
aus dem Dorfe herauskommen. Hillary ritt mit 
seinen eurvpäischen Begleitern sowie einem Dol- 
metscher dem Feind entgegen und ließ ihm in 
einer Entfernung von 800 ards zurufen, er 
komme nicht als Feind, sondern als Freund. 
Die Schwarzen waren dadurch aber nicht zu be- 
ruhigen; sie rannten vielmehr im Sturmlauf 
heran. - 
Leutnant Blackwood, der inzwischen hatte 
Karree formieren lassen, wollte den Residenten, 
der fest auf seinem Platze blieb, nicht im Stiche 
lassen. Er gab den Befehl zum Vorgehen. Das 
ungewohnte Kommando, im Karree vorzugehen, 
brachte eine ungeheure Verwirrung hervor. 
  
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Statt in der Hauptfront zu marschieren, behielt 
jede Karreeseite ihre eigene Front bei. Das 
Ganze lief auf diese Weise einfach auseinander. 
Die Europäer bemühten sich vergebens, eine 
richtige Front herzustellen. Als dann Leutnant 
Blackwood endlich den Befehl zum Halten gab, 
war es bereits zu spät. Der Feind war schon 
eingebrochen und im Kampf Mann gegen Mann 
wurde die Truppe von dem etwa zweitausend- 
fünfhundert Mann starken Gegner fast völlig 
aufgerieben. Unter den Gefallenen befanden 
sich der Resident, sein Adjutant und Leutnant 
Blackwood. Das Maschinengeschütz fiel in die 
Hände des Feindes, bevor es hatte in Tätigkeit 
treten können. Die wenigen überlebenden 
retteten sich unter ständigen Kämpfen nach Sokoto. 
Zum Glück stieß der Feind nicht sofort nach; 
so hatte die schwache Besatzung (30 Mann und 
ein Sergeant waren in Sokoto zurückgeblieben) 
Zeit, Sokoto zusammen mit den allerdings sehr 
demoralisierten Flüchtlingen leidlich zur Verteidi- 
gung einzurichten. Was jedoch nicht nur Sokoto 
rettete, sondern das Ansehen Englands überhaupt 
vor einem nur schwer zu überwindenden Schlage 
bewahrte, war die bewundernswerte Haltung der 
Emire, namentlich des Mächtigsten unter ihnen, 
des Marafo von Godabawa. Auf die Nachricht 
von dem unglücklichen Ausgang des Gefechts 
hatten die Emire sofort Hilfstruppen nach Sokoto 
geschickt. So konnte die Stadt bereits in der 
ersten Nacht durch einen Patrouillenring von 
mehreren hundert Reitern gesichert werden. Am 
16. Februar traf Major Burdon, den die Kunde 
von dem Unglück auf der Reise nach Zungern 
erreicht hatte, in Sokoto ein und übern ahm den 
Oberbefehl. 
Mittlerweile hatte der Marafo etwa dreitausend 
Mann in Sokoto zusammengezogen. Er brannte 
vor Begier, die Rebellen anzugreifen. Moajor 
Burdon hatte zwar Bedenken, glaubte aber 
anderseits das Ansehen Englands noch mehr zu 
gefährden, wenn er den Angriff nicht zulasse. 
So gab er dem Drängen des Marafo, auf eigene 
Faust angreifen zu dürfen, nach. Am Morgen 
des 17. eröffnete der Marafo den Sturm aus 
Satiru; es gelang ihm auch, in das Dorf ein- 
zudringen. Der Erfolg schien sicher. Da geriet 
plötzlich seine Reserve in einen Hinterhalt und 
ergriff die Flucht. Dies zwang auch die Haupt- 
macht zurückzugehen. Der Marafo selbst entkam 
mit knapper Not der Gefangenschaft. 
Auch dieser Mißerfolg machte die Treue der 
Emire nicht wankend; vielmehr bestürmten sie 
den Major Burdon, die Scharte wieder auswetzen 
zu dürfen. Ein zweites Mal gab dieser aber 
die Erlaubnis zu einem so gefährlichen Wagnis 
nicht. Bei dem Gefecht am 16. war der Mallam
	        
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