Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Isa gefallen und Dan Makafo hatte nunmehr 
auch nominell die Führerschaft des Aufstandes 
übernommen. 
Im Laufe des Februar und zu Anfang März 
trafen fast durchweg unter bewundernswerten 
Marschleistungen die Abteilungen der Schutztruppe, 
welche der Gouverneur zu Hilfe schickte, in Sokoto 
ein. Major Goodwin übernahm den Oberbefehl 
und griff am 10. März mit 22 Offizieren, 
9 englischen Unteroffizieren, 517 eingeborenen 
Soldaten und mehreren Schnellfeuergeschützen 
Satiru an. Der Feind focht trotz seiner schlechten 
Bewaffnung mit viel Geschick und großer Tapfer- 
keit; Satiru mußte mit dem Bajonett genommen 
werden. Nachdem die Stadt in Brand gesetzt 
war und einige Abteilungen die Verfolgung auf- 
genommen hatten, wurde der Rückmarsch auf 
Sokoto angetreten. 
Die Leichen der drei an jenem Unglückstag 
gefallenen Europäer wurden auf dem alten Kampf- 
platz gefunden und beerdigt. Das Geschütz und 
eltwa 25 Gewehre wurden allerdings in völlig 
unbrauchbarem Zustande zurückerobert. 
Die geringen eigenen Verluste führt Major 
Goodwin auf die straffe Disziplin der Europäer 
und auf das gute Schießen der Mannschaft 
zurück. Dan Makafo, der am 12. März durch 
einen Schuß ins Bein verwundete Anstifter der 
ganzen Bewegung, war gefangen. Er wurde mit 
fünf anderen Rädelsführern vom Eingeborenen= 
Gericht zum Tode verurteilt und auf dem Markt 
in Sokoto öffentlich hingerichtet. 
Nur ein einziger der Emire, der von Gando, 
haue mit den Rebellen Beziehungen angeknüpft 
lund ihnen für den Fall anfänglicher Erfolge seine 
Hilfe zugesagt. Er wurde durch einen der treu- 
gebliebenen Emire ersetzt. Der Wechsel vollzog 
sich ohne Zwischenfall, da der Emir von Gando 
sreiwillig über die Grenze ging. 
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Gleichzeitig waren auch in Bauchi, dem 
alten Herd des Fanatismus, Unruhen ausgebrochen, 
die jedoch in keinem inneren Zusammenhang 
Kanden mit denen von Sokoto. Hier war das 
religiöse Moment nur eine Begleiterscheinung in- 
sofern als Mallam Isa, der von dem Makafo 
vorgeschobene nominelle Führer und Sohn des 
srüheren Mahdi sich — wie oben bemerkt — 
lelbt zum Propheten Jesu ernannt hatte. In 
auchi dagegen hatte man es mit einer weit- 
vrrzweigten mahdistischen Bewegung zu tun, 
6r teilweise auch auf deutsches Gebiet übergrif. 
bestand der Plan, der Mahd solle sich in Bima 
(Bauchi) und in Bulda erheben. Gerüchtweise 
verlautete, daß in Bulda bereits eine große Zahl 
dullah versammelt sei. Die Deutschen hatten 
  
Kenntnis von dem Plan; sie ließen die Ereignisse 
an der Grenze scharf beobachten. Inzwischen erhob 
sich in Bauchi ein Mallam und predigte den heiligen 
Krieg. Der Resident, Sir Howard machte jedoch 
kurzen Prozeß. Der Unruhestifter wurde einfach 
festgesetzt, vom Eingeborenen-Gericht verurteilt und 
gehängt. Als sich kurz darauf ein zweiter Mallam 
erhob, wurde er gleichfalls festgenommen und 
verbannt. Zwei anderen gelang es, zu entfliehen. 
Der Resident verlegte die in Nafada stationierte 
Bauchi-Kompagnie im Einverständnis mit dem 
Gouverneur nach Bima, wo ein Fort errichtet 
wurde. Dies rasche und entschlossene Zugreifen 
des Residenten erstickte die Bewegung im Keim. 
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Auch in dem nur wenig nördlich von Bauchi 
gelegenen Hadeija gärte es bedenklich. Hier 
ging die Bewegung nicht vom niederen Volk, 
sondern vom Emir selbst und von einer einfluß- 
reichen Kriegspartei unter seinen Vasallen aus. 
Der Emir von Hadeija hatte immer eine unbot- 
mäßige Haltung eingenommen. Als vor drei 
Jahren der Resident den Versuch gemacht hatte, 
ihn zu versöhnen, wurde dies der Regierung als 
Schwäche und Furcht ausgelegt. Namentlich im 
Hinblick auf die Niederlage in Satiru war es 
hohe Zeit, das Prestige der englischen Herrschaft 
auch dort zu festigen. Gleichzeitig sollte die 
Unterwerfung Hadeiias der Mahdistenbewegung in 
Bauchi, welche in Hadeija immer ihren Rückhalt 
sah, definitiv ein Ende machen. Schon war in 
Hadeija der Plan beraten worden, das Fort 
durch einen Handstreich zur Nachtzeit zu über- 
rumpeln. Außerdem war ein Soldat getötet —, 
wie es allgemein hieß, auf Befehl des Emirs, 
ohne daß man jedoch Beweise dafür hatte. 
Nachdem die Truppen von Abinsi und Sokoto 
zurückgekehrt waren, marschierte Oberst Lorry- 
Cole am 16. April in Begleitung des Residenten 
Kapt. Philipps auf Hadeija. Unter Einrech- 
nung der Garnison Hadeija bestand die Expedi- 
tion aus 24 Offizieren, 10 britischen Unteroffizieren, 
687 Mann und zwei Schnellfeuerkanonen. Die 
waffenfähige Mannschaft war auf Befehl des 
Emirs auf dem ganzen Bezirk in Hadeija zu- 
sammengekommen. Oberst Coli ließ den Emir 
auffordern, binen 24 Stunden die Führer der 
Kriegspartei, deren Namen man kenne, auszu- 
liefern. Aber der Emir schlug den Boten (die 
schwerste Beleidigung bei den Fullahs) und ließ 
dem Oberst antworten, er solle selbst kommen und 
die Leute holen. Nachdem der englische Führer, 
um Blutvergießen zu vermeiden, die Bewohner 
viermal hatte auffordern lassen, ihre Waffen 
niederzulegen, der Feind aber statt einer Antwort 
zum Angriff übergegangen war, entschlof sich
	        
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