Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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des Mahdi. Für seine Haltung wurde er von 
mir bestraft. Das von dem Alkali ausgesprochene 
Todesurteil habe ich jedoch aus politischen Gründen 
nicht vollstrecken lassen. Es erscheint mir nützlich, 
daß die zwischen Marua und Mindif herrschende 
Spannung erhalten bleibt. 
Den Vorschlag zu einem Zusammentreffen 
mit dem Residenten der Tschadseeländer (Kusseri) 
erhielt ich erst am 26. Juni; es war mir darum 
nicht mehr möglich, an dem von Zimmermann 
in Aussicht genommenen Tag rechtzeitig in Dubka 
einzutreffen. Die Nachricht von dem Gefecht bei 
Malampetel hatte mich am 7. Juli in Pomla 
erreicht. Das bereits aufgeschlagene Lager wurde 
sofort abgebrochen, und in Eilmärschen ging es 
auf Marua los. Zwei Tage vor meiner An- 
kunft am 7. Juli waren die Führer des Resi- 
denturpostens Binder und der Feldwebel Mellenthin 
ebenfalls in Marua angelangt. Dem durch diese 
Konzentration hervorgerufenen starken Eindrucke 
ist es neben der ausgezeichneten Haltung der in 
das Gefecht von Malampetel verwickelten Truppe 
zu verdanken, daß die Bewegung vorläufg keine 
weiteren Kreise gezogen hat. 
Die Lage ergibt augenblicklich folgendes Bild: 
Der Lamido von Marua ist zuverlässig, da seine 
Interessen mit denjenigen der Regierung identisch 
sind. Sein Einfluß nimmt aber bedeutend ab, 
sobald er sich in Gegensatz zu den in Marua- 
dominierenden Priestern setzt. Die Haltung der 
Bevölkerung Maruas war stets unsicher; sie ist 
es auch noch jetzt. Es kann keinem Zweifel 
unterliegen, daß der geringste Erfolg des Mahdi 
die Zahl seiner Anhänger durch Überläufer aus 
Marua in gefahrdrohender Weise anschwellen 
ließe. Nur die Furcht hält die Fullah noch zu- 
rück. Diese Furcht ist durch den glücklichen Aus- 
gang des Gefechts bei Malampetel erheblich verstärkt. 
  
Die Gegend bei Balda mußte von jeher als 
der Wetterwinkel Nord-Adamauas bezeichnet werden. 
Die Bevölkerung ist dafür bekannt, daß sie jeden 
Abenteurer bereitwillig unterstützt. Das letzte Bei- 
spiel hierfür bietet das Auftreten des Sokoto- 
Jerima Haijatu, der in Balda eine Herrschaft 
errichtete. In die Umgegend von Balda sollen 
sich auch viele Anhänger des im vorigen Jahre 
von den Engländern niedergeworfenen Mahdi 
geflüchtet haben. Eine Fullah-Sage läßt ferner 
in Balda den Mahdi erscheinen, der das Land 
von der Herrschaft der Weißen befreien und das 
Fullahreich in alter Herrlichkeit wieder erstehen 
lassen wird. 
Alle diese Umstände waren dem Alhadji wohl 
bekannt. Dementsprechend hat er das Feld seines 
ersten Auftretens gewählt. Die Bevölkerung dieser 
Gegend bildet bei ihrem Fanatismus eine um so 
größere Gefahr, als sie eigentlich unbewacht ist. 
  
Unzuverlässig erscheint auch die Haltung Mindifs, 
sowohl die des Lamido Sadu wie die seines 
Volkes. 
Zur Zeit ist wieder Ruhe eingetreten. Der 
Aufenthalt des Mahdi ist aber unbekannt. 
Würde der Mahdi wieder erscheinen, dann könnte 
die Erhebung aufs neue beginnen. Ich habe 
mich vorläufig darauf beschränkt, den Lauan von 
Ngundum-RNgundum sowie zwei weitere in Waffen 
ergriffene Anhänger des Mahdi einem nach Ma- 
rua einberufenen Alkaligericht zu übergeben. Die 
Todesurteile sind vollstreckt und die Verurteilten 
auf dem Markte von Marua während der Markt- 
stunden aufgehängt worden. Das Eigentum 
des Lauan ist beschlagnahmt. 
Den Schauplatz des Ausstandes selbst jetzt 
gleich zu betreten, erscheint mir zwecklos, da die 
Bevölkerung zersprengt ist. Sie muß sich erst 
wieder in Ngundum-Ngundum sammeln. Erst dann 
kann die Bestrafung des Ortes erfolgen. Ich 
werde daher zunächst mit Hauptmann Zimmer- 
mann die Grenzbereisung durchführen und dann 
nach Ngundum-Ngundum marschieren. Die Be- 
satzungen der zu Kusseri gehörigen Residentur- 
posten Musgum und Bongor sind mir von dem 
Residenten zur Verfügung gestellt worden, so daß 
ein umfassendes Vorgehen erfolgen kann. Am 
1. August sollen sämtliche Abteilungen in Ngundum- 
Ngundum eintreffen. 
Da die Möglichkeit einer religiösen Erhebung 
in Adamana eine dauernde geworden ist, so muß 
eine Besatzung in Marua verbleiben. Nur dem 
Zufall war es zu verdanken, daß die jetzige Re- 
volte im Keime erstickt werden konnte; mit der- 
artigen Glücksfällen können wir aber nicht immer 
rechnen. Der Tag von Malampetel hat deutlich 
gezeigt, wie sehr das Selbständigkeitsgefühl der 
Fullah im Wachsen begriffen ist. 
III. 
Eine Bezirksreise von Kusseri über 
Musgum — Marua nach Madagali und 
zurück über Keraua — Dikoa. 
Aus einem Bericht des Hauptmanns Zimmermann. 
Kusseri, 12. August 1907. 
Zu der (schon früher erwähnten) mit dem 
Residenten von Deutsch-Adamaua, Oberleutnant 
Strümpell, verabredeten Zusammenkunft bei 
Dubka brach ich am 24. Juni von hier auf. 
Der Weg führte über Logone —Ngodeni—Djina 
nach Ngulmu (gegenüber Musgum). überall be- 
schäftigten sich die Eingeborenen mit Farmen- 
herrichtung, da wenige Tage z#ar die ersten 
Regen niedergegangen waren. Viel Wild, Anti- 
lopen und Gazellen, stand südlich von Ngodeni
	        
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