Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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zwar ohne den Malum Wadai, dagegen mit einem 
Verlust von zwei Toten und fünf Verwundeten 
nach Garua zurück. Nun gab Leutnant Nitsch- 
mann, welchem immer noch berichtet wurde, der 
Anhang sel gering und zähle kaum 50 Mann, 
dem Jerima eine farbige Patrouille von sieben 
Mann unter Führung des besten farbigen Unter- 
offiziers der 7. Kompagnie, des Sergeanten Atan- 
gana, mit. Der Patrouille gehörte als Frei- 
williger auch der ehemalige Feldwebel Massadn 
an. Am 17. Juli traf die Patrouille bei Uro 
Ssedu, etwa eine Marschstunde südlich Lagdo, 
auf den Malum. Dieser hatte sich inzwischen 
zum Mahdi erklärt, die obligate Fahnenweihe 
vorgenommen und einen mehrere Hundert Mann 
starken Anhang um sich gesammelt. Sein Lager 
befand sich hart beim Dorfe Ssedu. Es war 
ringsum mit Lappen umfenzt, auf denen Koran- 
sprüche leuchteten. Der neue Mahdi hielt sich 
meist im Innern seiner Hütte auf, wo er an- 
geblich betete. Morgens „verschluckte“ er Koran- 
sprüche, d. h. er beschrieb Papier mit Stellen aus 
dem Koran, löste sodann die Tinte in Wasser 
auf und trank das Wasser. Ebenso heiligte er 
die Giftpfeile. Schließlich verkündete er seinen 
Anhängern Unverwundbarkeit. Mit all diesem 
Hokuspokus feuerte er seine Anhänger zu größter 
Begeisterung an. Ja noch mehr: er schüchterte 
seine Gegner so ein, daß sie bei seinem Anblick 
entflohen. Kaum war jene Patrouille Atanganas 
in Sicht, so stürmten die Leute des Malum Wadai 
auf die kleine Truppe los, während die Garua- 
Fullahs ausrissen. Atangana, ein Soldat und 
der Freiwillige Massadu fielen sofort, der Rest 
der Patrouille mußte die Flucht ergreifen. Die 
starken Verluste des Mahdi hatten durchaus keinen 
Eindruck auf seine Leute gemacht. Als nach der 
ersten Salve eine größere Zahl der Mahdi- 
anhänger im Feuer fiel, stürzte sich der Rest 
über die Leichen hinweg auf die Patrouille. 
Angeführt wurden die Leute des Malum durch 
einen früheren Fullah-Polizeisoldaten, den Wadjiri 
Hamidn von Agorma. 
Dieser unbestreitbare Erfolg des Malum ver- 
mehrte seine Anhänger derart, daß er nunmehr 
einen entscheidenden Schlag führen zu können 
glaubte. Die sämtlichen Diauro der Umgegend 
mit Ausnahme des nach Garua geflüchteten Ando 
Fariku von Lagdo schlossen sich ihm rückhaltlos 
an. Aus Bibene, Be, Djaebake stießen Leute zu 
ihm, während sich die Ardo von Rei-Buba und 
Bibene, der Djauro von Be und der Lauan von 
Diaebake passiv verhielten. Rei-Buba verbot aller- 
dings dem Malum das Betreten seines Gebietes. 
Es kann aber keinem Zweifel unterliegen, daß 
alle diese Machthaber sich dem Malum hätten an- 
schließen müssen, sobalb er weitere Erfolge errang. 
Der Mahdi trat nunmehr den Marsch auf 
  
Garua über Lagdo, das eingeäschert wurde, 
Dangi und Be an. Leutnant Nitschmann hatte 
— mit Rücksicht auf seine geringe Truppe von 
nur 35 Mann — zunächst jeder Entscheidung 
ausweichen wollen. Er benachrichtigte mich durch 
Eilboten und harrte auf meine Rückkehr. Als 
ihm jedoch der Vormarsch des Malum Wadai 
gegen Garua gemeldet wurde, zog er am Abend 
des 18. Juli nach Diaebake und griff am 
Morgen des folgenden Tages den vorgehenden 
Malum an. Ein heftiges zweistündiges Ge- 
fecht entspann sich; schließlich wurden die Mah- 
disten mit schweren Verlusten geschlagen 
und völlig zersprengt. Sie waren straff 
disöipliniert, in Fähnlein geteilt auf nahe Ent- 
fernung vorgegangen und hatten dem deutschen 
Führer den Sieg schwer bestritten. Jedenfalls 
ist Adamaua durch diesen Sieg vor einem großen 
Unglück bewahrt geblieben. Hier eine Niederlage, 
und alles hätte sich dem Mahdi angeschlossen. 
Wie groß das Vertrauen des Mahdi war, geht 
aus einer Botschaft hervor, in der er den Ardo 
von Rei-Buba zum Anschluß aufforderte: „Ich 
töte jetzt die Weißen und Soldaten in Garna, 
brenne das Dorf ab, nehme Wohnung in dem 
Hause des Residenten und greife dann Vola an. 
Folge mir, oder ich vernichte auch dich.“ 
Anfangs bestanden über das Schicksal des 
Malum Wadai Zweifel. Später wurde seine 
Leiche unter einem Knäuel von Toten bei der 
Fahne gefunden. 
Am 28. Juli, also nach erfolgter Entscheidung, 
traf ich in Garug ein. Obwohl der Ausgang 
des Gefechtes bei Djaebake unmöglich unbekannt 
sein konnte, erfuhr ich davon erst am 26. Juli. 
Die an mich gesandten Meldungen hatten mich 
verfehlt; die Fullahs teilten mir trotz wiederholten 
Befragens nichts mit. 
Schon vom Marsche aus lud ich die erreich- 
baren Machthaber auf den 30. Juli nach Garua 
zu Gericht. An diesem Tage fand die Verhand- 
lung zunächst gegen diejenigen Häupter statt, die 
dem Malum Wadai gefolgt waren. Sie hatten 
sich teils freiwillig gestellt — „nachdem der Mahdi 
tot ist, wollen wir wieder dem Residenten ge- 
horchen“ —, teils waren sie gefangen genommen 
worden. Ihre Verurteilung erfolgte nach den 
Satzungen des Korans. Ausleger des Gesetzes 
waren die Alkali von Garua, Danßa und 
Tscheboa. Im Beisein der Europäer, der Truppe 
und der sämtlichen Machthaber wurden auf- 
gehängt: 
der Lamido von Agorma, 
-Dijauro ame, 
- - -Uboao, 
Jerima = Lagdo, 
-Lamido = Bengi, 
Ardo Dengi.
	        
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