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zwar ohne den Malum Wadai, dagegen mit einem
Verlust von zwei Toten und fünf Verwundeten
nach Garua zurück. Nun gab Leutnant Nitsch-
mann, welchem immer noch berichtet wurde, der
Anhang sel gering und zähle kaum 50 Mann,
dem Jerima eine farbige Patrouille von sieben
Mann unter Führung des besten farbigen Unter-
offiziers der 7. Kompagnie, des Sergeanten Atan-
gana, mit. Der Patrouille gehörte als Frei-
williger auch der ehemalige Feldwebel Massadn
an. Am 17. Juli traf die Patrouille bei Uro
Ssedu, etwa eine Marschstunde südlich Lagdo,
auf den Malum. Dieser hatte sich inzwischen
zum Mahdi erklärt, die obligate Fahnenweihe
vorgenommen und einen mehrere Hundert Mann
starken Anhang um sich gesammelt. Sein Lager
befand sich hart beim Dorfe Ssedu. Es war
ringsum mit Lappen umfenzt, auf denen Koran-
sprüche leuchteten. Der neue Mahdi hielt sich
meist im Innern seiner Hütte auf, wo er an-
geblich betete. Morgens „verschluckte“ er Koran-
sprüche, d. h. er beschrieb Papier mit Stellen aus
dem Koran, löste sodann die Tinte in Wasser
auf und trank das Wasser. Ebenso heiligte er
die Giftpfeile. Schließlich verkündete er seinen
Anhängern Unverwundbarkeit. Mit all diesem
Hokuspokus feuerte er seine Anhänger zu größter
Begeisterung an. Ja noch mehr: er schüchterte
seine Gegner so ein, daß sie bei seinem Anblick
entflohen. Kaum war jene Patrouille Atanganas
in Sicht, so stürmten die Leute des Malum Wadai
auf die kleine Truppe los, während die Garua-
Fullahs ausrissen. Atangana, ein Soldat und
der Freiwillige Massadu fielen sofort, der Rest
der Patrouille mußte die Flucht ergreifen. Die
starken Verluste des Mahdi hatten durchaus keinen
Eindruck auf seine Leute gemacht. Als nach der
ersten Salve eine größere Zahl der Mahdi-
anhänger im Feuer fiel, stürzte sich der Rest
über die Leichen hinweg auf die Patrouille.
Angeführt wurden die Leute des Malum durch
einen früheren Fullah-Polizeisoldaten, den Wadjiri
Hamidn von Agorma.
Dieser unbestreitbare Erfolg des Malum ver-
mehrte seine Anhänger derart, daß er nunmehr
einen entscheidenden Schlag führen zu können
glaubte. Die sämtlichen Diauro der Umgegend
mit Ausnahme des nach Garua geflüchteten Ando
Fariku von Lagdo schlossen sich ihm rückhaltlos
an. Aus Bibene, Be, Djaebake stießen Leute zu
ihm, während sich die Ardo von Rei-Buba und
Bibene, der Djauro von Be und der Lauan von
Diaebake passiv verhielten. Rei-Buba verbot aller-
dings dem Malum das Betreten seines Gebietes.
Es kann aber keinem Zweifel unterliegen, daß
alle diese Machthaber sich dem Malum hätten an-
schließen müssen, sobalb er weitere Erfolge errang.
Der Mahdi trat nunmehr den Marsch auf
Garua über Lagdo, das eingeäschert wurde,
Dangi und Be an. Leutnant Nitschmann hatte
— mit Rücksicht auf seine geringe Truppe von
nur 35 Mann — zunächst jeder Entscheidung
ausweichen wollen. Er benachrichtigte mich durch
Eilboten und harrte auf meine Rückkehr. Als
ihm jedoch der Vormarsch des Malum Wadai
gegen Garua gemeldet wurde, zog er am Abend
des 18. Juli nach Diaebake und griff am
Morgen des folgenden Tages den vorgehenden
Malum an. Ein heftiges zweistündiges Ge-
fecht entspann sich; schließlich wurden die Mah-
disten mit schweren Verlusten geschlagen
und völlig zersprengt. Sie waren straff
disöipliniert, in Fähnlein geteilt auf nahe Ent-
fernung vorgegangen und hatten dem deutschen
Führer den Sieg schwer bestritten. Jedenfalls
ist Adamaua durch diesen Sieg vor einem großen
Unglück bewahrt geblieben. Hier eine Niederlage,
und alles hätte sich dem Mahdi angeschlossen.
Wie groß das Vertrauen des Mahdi war, geht
aus einer Botschaft hervor, in der er den Ardo
von Rei-Buba zum Anschluß aufforderte: „Ich
töte jetzt die Weißen und Soldaten in Garna,
brenne das Dorf ab, nehme Wohnung in dem
Hause des Residenten und greife dann Vola an.
Folge mir, oder ich vernichte auch dich.“
Anfangs bestanden über das Schicksal des
Malum Wadai Zweifel. Später wurde seine
Leiche unter einem Knäuel von Toten bei der
Fahne gefunden.
Am 28. Juli, also nach erfolgter Entscheidung,
traf ich in Garug ein. Obwohl der Ausgang
des Gefechtes bei Djaebake unmöglich unbekannt
sein konnte, erfuhr ich davon erst am 26. Juli.
Die an mich gesandten Meldungen hatten mich
verfehlt; die Fullahs teilten mir trotz wiederholten
Befragens nichts mit.
Schon vom Marsche aus lud ich die erreich-
baren Machthaber auf den 30. Juli nach Garua
zu Gericht. An diesem Tage fand die Verhand-
lung zunächst gegen diejenigen Häupter statt, die
dem Malum Wadai gefolgt waren. Sie hatten
sich teils freiwillig gestellt — „nachdem der Mahdi
tot ist, wollen wir wieder dem Residenten ge-
horchen“ —, teils waren sie gefangen genommen
worden. Ihre Verurteilung erfolgte nach den
Satzungen des Korans. Ausleger des Gesetzes
waren die Alkali von Garua, Danßa und
Tscheboa. Im Beisein der Europäer, der Truppe
und der sämtlichen Machthaber wurden auf-
gehängt:
der Lamido von Agorma,
-Dijauro ame,
- - -Uboao,
Jerima = Lagdo,
-Lamido = Bengi,
Ardo Dengi.