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Abgesetzt oder zu einer Gefängnisstrafe ver-
urteilt wurden die Djauro von Riao, Balda,
Nakljai und Subali.
Während bereits am 29. Juli eine farbige
Patrouille nach Alhadjin-Galibu gesandt war, um
die Straße Ubao—Alhadjin—Galibu zu sperren,
ritt Leutnant Nitschmann am 31. zur Sperrung
der Straße Garua— Alhadjin ab. Ich selbst
marschierte am 1. August in Begleitung des La-
mido von Rei-Buba nebst 100 Reitern über
Diaebake-Be in das Aufstandsgebiet. Es handelte
sich jetzt darum, etwa noch vorhandene Aufstands-
gelüste endgültig niederzuwerfen, die Schuldigen
aufzugreifen, zu bestrafen und schließlich durch
Einsetzung neuer Machthaber wieder Ordnung zu
schaffen.
Diese Aufgaben sind ohne weitere Feindselig-
keiten gelöst worden. Zu geringem Widerstand
kam es nur bei Ubao anläßlich der Festnahme
des Malum Gamin Sawana. Am 7. August
traf Leutnant Nitschmann mit mir in Ubao zu-
sammen. Sofort wurde durch den Lamido von
Garna Gericht über die Gefangenen abgehalten.
Es war geglückt, vier Hauptanhänger des Mahdi
festzunehmen, nämlich den Wadjiri Hamidu von
Agorma, den Malum Gorni Sawana, den Malum
Bana von Ubao und den Fullah Mande. Diese
vier wurden aufgehängt, die übrigen Ge-
fangenen zu einer längeren Gefängnisstrafe ver-
urteilt. Weitere Hinrichtungen folgen, sobald
fünf noch flüchtige Anhänger des Malum Wadai
aufgegriffen sind. Ihre Namen habe ich den
angrenzenden Verwaltungsstellen mit der Bitte
um Nachforschungen und um eventuelle Voll-
streckung der verhängten Todesstrafe übermitteln
lassen.
Schließlich ist eine Bestrafung des gesamten
Aufstandsgebietes durch Stellung von Strafarbeitern
und von Vieh zur Deckung der durch die Ex-
pedition entstandenen Unkosten erfolgt. Die Ort-
schaft Uro Kohel, deren flüchtiger Diauro Ganni
eine Hauptstütze des Malum Wadai gewesen ist,
hat außerdem noch eine Herde für die Regierungs-
schule zu liefern, da dieser Schule durch die
Machenschaften des Djiauro Ungelegenheiten be-
reitet worden sind. Die Uro Kohel auferlegte
Strafe kommt also der Schuljugend und damit
dem Lande zugute.
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Uro Karewa, 11. Angust 1907.
Die Aufstände halte ich für beendet. Auch
aus Ngaundere und Binder sind Nachrichten
eingetroffen, die das Abflauen der natürlichen
Erregung der Bevölkerung melden. Ich möchte
aber vor dem Glauben warnen, daß die Gefahr
nunmehr dauernd beseitigt sei. Bei der allgemein
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zunehmenden mohammedanischen Agitation ist es
selbstverständlich, daß diese sich auch bei uns, so-
wohl in Adamaua wie in Bornu, mehr und mehr
fühlbar macht. Mit der Gefahr erneuter Auf-
stände muß gerechnet werden. Infolge der sozialen
Verhältnisse Adamauas finden geschickte Agitatoren
jederzeit geeigneten Boden für ihre Lehren. Sie
werden aus der Schar der jüngeren Brüder der
Machthaber, die meist kein beneidenswertes Leben
führen, und aus der Masse des Fullah-Proletariats,
der Besitzlosen und Arbeitsscheuen stets sofort
Zuzug erhalten.
Es ist bezeichnend, daß die beiden Mahdis
nicht nur die Macht der Christen brechen, sondern
daß sie sich eine Herrschaft errichten wollten. Zur
Ausführung dieser weltlichen Pläne schien ihnen
gerade unser Gebiet geeignet. Bisher nahm man
stets an, das Gebiet der Residenturen Adamana
und Bornu fände gewissermaßen natürlichen
Schutz durch die günstige Lage zwischen den beiden
größeren und stark besetzten Nachbarkolonien
Britisch-Nord-Nigeria und Französisch-Kongo. Ge-
rade das Gegenteil hat sich jetzt erwiesen. Wie
festgestellt ist, glanbten die „mahdistischen“ Agi-
tatoren unser Gebiet leicht erobern zu können.
„Die Deutschen haben im Gegensatz zu den Fran-
zosen und Engländern nur eine kleine Kolonie
und verfügen über nur wenige Soldaten. Des-
halb werden wir mit ihnen schnell fertig werden“
— so lauten die Aussagen, die mir berichtet
worden sind. Gewiß haben die Eingeborenen
zunächst durch unsere Siege bei Malampetel
und Djaebake, die wohl die Schlappe bei Ssedu
reichlich aufwiegen, sowie durch das scharfe Vor-
gehen gegen die beteiligten Machthaber eine ernste
Warnung erhalten. Aber wie die schon früher
empfangenen Lehren vergessen sind, so wird auch
die Erinnerung an die Gefechte und an die Hin-
richtungen vom 30. Juli und 7. August bald
verblassen. Die Hetzereien irgend eines Aben-
teurers, der sich Alhadji nennt und den Mut
hat, sich zum Mahdi zu erklären, können bald
wieder Anklang finden. Religiöse Begeisterung
vermag — das hat sich jetzt gezeigt — aus dem
Fullah noch immer einen rasenden Krieger zu
machen, der selbst gegen das Feuer der Maschinen-
gewehre Sturm läuft. Diese Lehre werden wir
fortan zu beherzigen haben.
Zum Schlusse darf ich mit Stolz darauf hin-
weisen, daß das Verhalten der Europäer und
Farbigen in dieser anstrengungsreichen Zeit stets
ausgezeichnet war. Sowohl im Gefecht wie auf
den weiten Kriegsmärschen — niemals hat einer
versagt.
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