283 2S
Maßregeln gegen Einschleppung der Dest.
Der Ausbruch der Beulenpest in Akra hatte
das Gouvernement des Schutzgebietes Togo Mitte
Januar veranlaßt, über die von Akra her Lome
anlaufenden Schiffe die Quarantäne zu verhängen.
Ende Januar d. Is. war dann, um der Ein-
schleppung der Seuche durch den Landverkehr
vorzubeugen, die Quarantäne für den Grenzver-
kehr über den südlichen Teil der Westgrenze Togos
angeordnet worden. Nach einem Telegramm des
Gouverneurs haben nunmehr pestverdächtige Fälle
in Anamaboe und Brewa, kleinen Küstenorten
der englischen Goldküstenkolonie, die Erweiterung
der Quarantäne für sämtliche Häfen der Gold-
küste von Cape Coast Castle bis Prampram
notwendig gemacht. Es ist anzunehmen, daß
durch die energischen Maßnahmen der Verwaltung
die gefährliche Krankheit von unserem Schutzgebiet
jerngehalten wird.
Das Kalklager von Tohpli.
Beim Dorfe Adabion, etwa 1,5 km südlich
der Zollstation Tokpli, liegt im Monu, dem
Grenzflusse zwischen Togo und Dahomey, zur Zeit
des Niedrigwassers (also in den Monaten Dezember
bis Mai) auf mehrere hundert Meter ein Kalk-
lager zutage, welches für die kalkarme Kolonie
von großem Werte zu werden verspricht. Der
Kalk besteht fast nur aus den in Kalkspat ver-
wandelten Gehäusen von Mollusken, Echinodermen
und Korallen; er hinterläßt beim Lösen in Salz-
säure nur einen ganz geringen Rückstand. Eine
Analyse hat L. v. Ammon in seiner Arbeit: „Zur
Geologie von Togo und vom Nigerlande“ (Mit-
teilung der Geograph. Ges. in München Bd. I,
S. 469) veröffentlicht, sie ergab: "
Kohlensauren Kalk 95,59 v. H.
Kohlensaure Magnesia 0,76
Kieselsänrne 1,30
Titansäure. 0,06 6
Tonerde 044
Eisenoxryd 1,16 =
Manganoxydul 0,24
Kait 0,12
Natro 0,16
Aus dieser Analyse geht schon die große Rein-
heit des Kalksteines zur chon? hrnon, ins-
besondere auch seine Armut an der unerwünschten
Magnesia. Gebrannt und gelöscht muß daher
dieser Kalkstein einen „fetten“ Mörtelkalk liefern;
tatsächlich wurde dies bei Brennversuchen stets
festgestellt.
Die Mächtigkeit des Lagers ist zwar nirgends
mit Sicherheit ermittelt, da liegende Schichten des
Kalkes nicht zutage treten; aber die Klippen im
Flußbett zeigen, daß der Kalkstein mächtiger als
2 m sein muß. Zunächst käme wohl für die Aus-
beutung die größere, am meisten flußabwärts be-
findliche Fläche in Betracht, ein Kalkgebiet von
etwa 250 m Länge und durchschnittlich 45 m
Breite, nämlich nur bis zum Talweg des Fluß-
bettes, der Landesgrenze gegen das französische
Dahomey. Legt man nun selbst keine größere
Mächtigkeit als 2 m der Berechnung zugrunde,
so könnten demnach auf der angegebenen Fläche
zur Zeit des Niedrigwassers 250 Xx 45 K 2
— 22 500 ehm Kalkstein gewonnen werden, welche
etwa 22 500 K 1,35— 30 375 Tonnen gebrannten
Kalk ergeben würden. Bemerkt sei, daß nach An-
gaben des Bauamts in Lome dem Gouvernement
die Tonne gebrannten Kalks, von Deutschland
bezogen, auf etwa 110 Mk. zu stehen kommt.
Der obigen äußerst vorsichtigen Schätzung des
Kalksteinvorrats ist nur ein sehr kleiner Teil des
Lagers zugrunde gelegt; die Ziffern erhöhen sich
noch beträchtlich, wenn einmal die weiter ober-
halb im Flußbette belegene etwa 3500 am große
Fläche hinzugenommen wird.
Das Brennen des Kalkes muß in erster Linie
mit dem Holze der angrenzenden Baumsteppe er-
folgen; daneben kann aber noch vorteilhaft ein
stark zusammengepreßter, holzreicher Torf ver-
wertet werden, wie er nur wenige Kilometer ober-
halb Tokpli bei Esse Anna in der Niedrigwasser-
linie des Monu an den Ufern und auf kleinen
Inseln sehr verbreitet ist, von wo ihn die Ein-
geborenen in ihren Einbäumen leicht heranbringen
könnten.
Zur Ausbeutung des Kalklagers erscheint fol-
gender Weg durch die Jahreszeit und den Wasser-
stand des Flusses geboten. In der Trockenzeit
muß der Kalk gebrochen und gleichzeitig das nötige
Brennholz geschlagen werden. Gegen das Ende
der Trockenzeit könnte der Kalk in ununterbrochenem
Betriebe gebrannt werden. In der Regenzeit,
also etwa von Juli bis Oktober, führt der Monn
so reichlich Wasser, daß ein Transport des Kalkes
auf großen Einbäumen nach dem 45 km Luftlinie
entfernten Anecho stattfinden kann. Von Anecho
aus ist bekanntlich die weitere Verfrachtung auf
der Küstenbahn nach Lome usw. möglich. Es
ist auch nicht ausgeschlossen, daß ein Teil des an-
grenzenden Dahomey mit dem Kalke versorgt wird
und daß eine Verschiffung nach anderen west-
afrikanischen Kolonien, insbesondere nach Kamerun,
stattfindet.