Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Cutch zeigt eine erhebliche Zunahme in der 
Ausfuhr, da diesem Artikel neue Absawgebiete 
erschlossen worden waren, die eine entsprechend 
größere Nachfrage bedingten. 
Kaffee wird nur noch in ganz geringen 
Mengen erzeugt. Die Kaffeepflanzungen mußten 
wegen der ungünstigen Preise teils ganz auf- 
gegeben werden, teils der Kultur von Tabak oder 
Rubber weichen. Der Wert der Einfuhr über- 
steigt den der Ausfuhr bereits bedeutend. 
Tabak. Die Ausfuhr von inländischem Tabak 
hat stark abgenommen, da die Nachfrage nicht 
mehr im Verhältnis zum Angebot steht und 
andere Gegeuden billiger liefern können. 
Die europäischen Pflanzungen dagegen haben, 
veranlaßt durch die günstigen Preise für Ernte 
1905, ihren Betrieb ausgedehnt. Es wird hier 
ausschließlich Deckblatt = Tabak gebaut, der in 
Amsterdam auf den Markt gebracht wird. Die 
Gesamtzahl der Unternehmungen beläuft sich auf 
zehn Estates, die etwa 4500 Kulis beschäftigen und 
während 1906: 18 281 Ballen zu je etwa 80 kg 
zur Ausfuhr brachten. 
Para-Rubber. Im Laufe des Jahres 1906 
sind zu den bereits bestehenden fünf Pflanzungen 
noch sechs weitere Unternehmungen hinzuge- 
kommen. Die Aussichten für diese Kultur sind 
sehr befriedigend. Von den elf nunmehr be- 
stehenden Estates liefert eine Plantage bereits 
eine Kleinigkeit Rubber aus den europäischen 
Markt. In Tenom unterhält die Regierung, die 
an der Kultur dieser Pflanze ein großes Interesse 
nimmt, einen besonderen Versuchsgarten, wodurch 
den Pflanzern manche unnütze Ausgaben erspart 
bleiben. Der Bau der Pflanze beschäftigt etwa 
1500 Kulis. 
Biehzucht. Die Eingeborenen im Innern 
und in der an der Westküste gelegenen Ebene 
von Papar treiben eine nicht unbedentende Vieh- 
zucht. Es werden vor allem Rindvieh, ein 
kleiner, jedoch kräftiger Schlag, serner Wasser- 
büffel sowie Pferde (Sulu-Ponies) gehalten. Im 
Jahre 1906 wurden größere Sendungen von 
Hornvieh nach Manila gemacht, indessen ist seit- 
dem die Ausfuhr von Rindvieh in großer Anzahl 
von der Regierung untersagt worden. 
Import. Die direkte Einfuhr von euro- 
päischen Industrieerzeugnissen ist ganz unbe- 
deutend. Die hiesigen Händler wollen entsprechend 
der geringen Nachfrage von den meisten Waren 
jeweils nur ganz kleine Mengen, jedoch in reich- 
haltigen Sortimenten, kaufen und können ihren 
Bedarf von den Freihäfen Singapore und Hong- 
kong mit einem unwesentlichen Preisausschlag be- 
ziehen. Die Mehrzahl der hier eingeführten Web- 
waren und Garne sind Erzeugnisse der britischen 
  
Baumwollindustrie; für Woll= und Seidenwaren 
besteht nur wenig Nachfrage. Der Markt und 
fast sämtliche Handelsgebräuche richten sich nach 
Singapore. Die Kreditverhältnisse sind nicht be- 
sonders günstig; die einzelnen Händler verfügen 
nur über geringe Mittel und müssen ihrer weit 
zerstreuten Kundschaft lange Kredite gewähren. 
Verkehrswesen. Den Verkehr zwischen 
Singapore und Labnan sowie Br. Nordborneo 
vermitteln drei Dampfer des Norddeutschen Lloyd, 
von denen zwei eine regelmäßige vierzehntägige 
Fahrt im Anschluß an die Reichspostdampfer 
unterhalten und Labnan mit Br. Nordborneo, 
die einzelnen Häfen des Landes unter sich, sowie 
mit den Südphilippinen verbinden, während der 
dritte Dampfer in sechswöchentlicher Reise eine 
Verbindung für Labnan und Br. Nordborneo 
mit Singapore, den Südphilippinen und Celebes 
(Menado) unterhält. 
Zwischen Br. Nordborneo und Hongkong 
fahren zwei für die Verfrachtung von Holz be- 
sonders eingerichtete Schiffe, von denen eins 
dem Norddeutschen Lloyd und das andere einer 
britischen Gesellschaft gehört. 
Dem Lokalverkehr dienen zwei kleinere Küsten- 
dampfer, die in mehr oder weniger regelmäßiger 
Fahrt von Sandakan aus nach den Küstenplätzen 
der Ost= und Westküste von Br. Nordborneo sowie 
nach Labnan fahren. 
Eine hauptsächlich für die Kohlentransporte 
angelegte Eisenbahn durchquert die Insel Labuan. 
Ferner verbindet die Br. Nordborneo-Staatsbahn 
das an die Westküste anstoßende Hochplateau mit 
den Häfen Jesselton sowie Weston an der Brunei 
Bay; letzterer Hafen ist indessen nur für kleine 
Boote zugänglich. Die Eisenbahn erschließt ein 
sehr fruchtbares Gebiet, das eine große Zukunft 
verspricht. Der Bau einer Eisenbahn von Tenom, 
der jetzigen Endstation der Br. Borneo-Eisen- 
bahn, quer durch Nordborneo nach Cowieharbour, 
sowie von Kudat nach Sandakan, ist in Aussicht 
genommen, jedoch stellen sich der Ausführung des 
Planes Schwierigkeiten entgegen. 
Im Straßenbau ist Br. Nordborneo noch sehr 
zurück. Die Straßen, die einigermaßen fahrbar 
find, beschränken sich auf wenige Kilometer, und 
die einzelnen Häsen sind auf dem Wasserwege 
miteinander verbunden. Nach dem Innern bilden 
außer den Eisenbahnen die Flüsse die einzigen 
Verkehrswege. 
Die gesetzliche Währung ist der Straits-Dollar, 
doch sind die von der British Borneo Company 
ausgegebenen Kassenscheine von 25 Cts. bis zu 
25 8 und Nickelmünzen von 1,2½ und 5 Cts. 
das fast ausschließlich hier zirkulierende Geld. 
Silber wird nur ausnahmsweise angetroffen.
	        
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