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Minen des Opagado, eines Nebenflusses des
Atrato, wurde damals das meiste Platin ge-
wonnen. Der niedrige Preis, den die Regierung
zahlte, führte dazu, daß das Metall an Aus-
länder verkauft wurde, die 12 Dollar für das
Pfund gaben und durch Wiederverkauf in Europa
Vermögen erwarben. Nach Alexander von Hum-
boldt kostete das Pfund Platin zu Anfang des
19. Jahrhunderts an Ort und Stelle 8 Dollar
oder 40 Francs, in Paris im allgemeinen aber
130 bis 150 Francs.
Das Choco-Platin ist das reinste und beste,
das auf ausländischen Märkten verkauft wird, da
es 80 bis 85 Proz. reines Metall enthält. Sein
Preis war bereits im Jahre 1894 auf 900 Francs
das Pfund gestiegen. Trotz des hohen Preises
findet es Absatz auf dem Weltmarkt. Die Aus-
beutung der verhältnismäßig reichen Platinlager
Kolumbiens ist so gering, daß im Jahre 1905
im Choco-Bezirk nur 661 Pfund erzeugt wurden.
Im westlichen Departement Cauca, besonders
in den südzentralen und südlichen Bezirken von
Choco, Barbacoas und Supia, zwischen den west-
lichen Vorbergen der Anden und dem Stillen
Ozean wird Platin in größtem UÜberflusse ge-
funden. Das ganze Gebiet des Departements
Cauca hat seit den frühesten Tagen der spanischen
oberung in dem Rufe gestanden, der reichste
aller Erze führenden Abschnitte Kolumbiens zu
sein. Von 1654 bis 1890 lieferte das Departe-
ment für 137 000 000 Dollar Gold, wovon auf
das Choco-Gebiet allein 115 000 000 Dollar
entfallen.
Das einträglichste Feld für die Extraktion von
Platin liegt auf der Wasserscheide zwischen den
Quellen der Flüsse Atrato und San Juan, im
Chocogebiet, in der Nähe von Tado und in der
Nachbarschaft des San Juan, Condoto und Iro,
zwischen 1° 30° und 6 nördlicher Breite, also
in dem südlichen und äquatorialen Teile von
Columbia. Das Platin findet sich in dem gold-
haltigen Sande und in dem angeschwemmten
Boden der Ströme, die durch den schmelzenden
Schnee der Anden gespeist werden und westwärts
in den Stillen Ozean fließen. In diesen Be-
zirken findet man eine Zone oder Schicht von
Kies, Sand, Stein und verschiedenartigem Ton.
Der niedrigste Teil dieser Schicht liegt ungefähr
80 oder 100 Yard, der höchste ungefähr 800
oder 820 Yard über dem Meeresspiegel, die
Dicke der Schicht beträgt ungefähr 720 ard.
Oberhalb oder unterhalb der angegebenen Grenzen
wird auch nicht ein Korn Platin gefunden. Je
weiter von der See, desto schwieriger ist die
Extraktion. Die Zone ist 10 bis 12 Seemeilen
breit. Die Arbeit vieler Tausend Neger seit der
Entdeckung hat diese Lager nicht zu erschöpfen
vermocht. Ihr Reichtum ist nicht unveränderlich;
es gibt reiche und arme Stellen in der Zone.
Von 1° 30“ nördlicher Breite nach Süden zu
nimmt der Reichtum der Lager gradweise ab,
auf 1° nördlicher Breite werden sie kaum noch
abgebaut und am Aquator werden die Ausdrücke
Gold, Platin, Adern, Minen usw. niemals gehört.
Die Platinlager Kolumbiens sind so gelegen,
daß der Ausfuhr des gewonnenen Metalls keine
Hindernisse erwachsen. Das meiste extrahierte
Platin wird aus dem pazifischen Hafen Buena-
ventura, an der Bai von Choco, ausgeführt, der
in wenigen Tagen durch von Panama City süd-
wärts fahrende Dampfer bequem erreicht wird.
Von Panama City landeinwärts nach den Platin-
lagern zu gelangen, ist nicht schwierig. Ein
anderer Transportweg führt zunächst nach Carta-
gena (Nord-Kolumbien), am Golf von Darien,
von dort südlich nach der Landspitze dieses
Golfes und den Atratofluß 400 Meilen aufwärts
bis zu seiner Quelle, wo er von dem San Inan
durch eine so niedrige und schmale Wasierscheide
getrennt ist, daß diese Route als vorteilhaft für
einen interozeanischen Kanal zur Verbindung des
Atlantischen Ozeans mit dem Stillen Ozean an-
gesehen worden ist. Die Reise kann von Carta-
gena aus in vier bis fünf Tagen, mit Einschluß
des Aufenthalts auf den Wegstationen, zurück-
gelegt werden.
Die reichsten Minen befinden sich am Rio
Condoto, einem Zuflusse des San Juan, ferner
am Apagado und am Tamanal, die Arme des
San Juan-Flusses sind. In der Provinz Atrato
gibt es nur einen kleinen Bezirk, in dem Platin
gewonnen wird, nämlich Negna. Kürzlich sind
in Nobitu mehrere neue Minen entdeckt worden,
die vielversprechend sind. Eine Gesellschaft
französischer Kapitalisten hat unlängst sehr große
Erwerbungen im Platindistrikt gemacht. Sie
wird von Albert L. de Lantreppe (London) ge-
leitet und wird demnächst Sachverständige zum
Zwecke der sorgfältigen Untersuchung der Gegend
und besonders ihres dortigen Besitztums entsenden.
General Ramön Buendia, ein Kolumbianer hat
umfangreiche Erzfelder in Condoto und Nobitu
gekauft. Es ist noch Land in großer Ausdehnung
vorhanden, das reich an Mineralien aller Art
ist und in dem Platin in großen Mengen vor-
kommen muß, aber es ist noch nicht erforscht
worden. Für den Schürfer und Bergmann bietet
sich hier ein großes Arbeitsfeld.
Nach den Mitteilungen verschiedener Erx-
porteure in Cartagena wird eine große Menge
Platin und Gold aus dem Departement Cauca
über Buenaventura und Panama ausgeführt und
zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten
geteilt. Noch bis vor kurzem sollen Frankreich