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ist bestimmt festgestellt, daß die in letzter Zeit am
Westrand der Kalahari auf eine Patrouille und
einen Verpflegungswagen unternommenen üÜber-
fälle von Leuten Simon Coppers ausgeführt
worden sind. Bei einem dieser Überfälle haben
die Hottentotten eine Strecke von 450 km in fünf
Tagen zurückgelegt — ein Beweis, welch außer-
ordentliche Beweglichkeit der Gegner besitzt.
Hauptmann Grüner, der Nachfolger des ge-
fallenen Hauptmanns v. Erckert in der Führung
des Expeditionskorps, beurteilte die Lage nach
dem Gefecht am 16. März folgendermaßen: Nach
seinem persönlichen Eindruck, nach den Aussagen
und Ansichten der Eingeborenen, die früher bei
Copper waren, sowie von Gefangenen und Landes-
kundigen sei das Gefecht am 16. März ein äußerst
schwerer Schlag für Copper gewesen. In ge-
schlossener Werft könne er mit dem ihm geblie-
benen Bieh nicht bestehen, da nur noch einige
alte Tsamas vorhanden und diese zur Wasser-
bereitung und als Futter für längere Zeit un-
brauchbar seien. Die neue Frucht komme vor
vier Wochen nicht in Betracht. Dadurch würde
Simon Copper gezwungen sein, sich entweder der
englischen Regierung zu stellen oder seine Truppe
für die nächste Zeit in kleine Teile zu zersplittern,
um die erforderlichen Lebensbedingungen zu finden.
Nach Aussage eines verwundeten Eingeborenen
sollen die Hottentotten infolge des schnellen An-
griffs keine Zeit gefunden haben, einen späteren
Sammelpunkt zu verabreden und jetzt weit zer-
streut in der Kalahart sitzen, so daß sie mindestens
der Zeit bis zur nächsten Tsamareife bedürften,
un sich wieder zu sammeln. Hauptmann Grüner
ist daher mit dem gesamten Expeditionskorps
unter Mitnahme der Besatzung der wasserlosen
Stationen Geinab und Akanous an die Wasser-
stellen um Arahoab marschiert, um dort das Expe-
ditionskorps wieder operationsfähig zu machen.
Um die Schwierigkeiten der Wasserversorgung
bei einer erneuten Unternehmung nach Möglichkeit
zu verringern, werden die Brunnenbohrungen am
Nossob mit allen Mitteln gefördert. Oberstleutnant
v. Estorff und Landrat v. Uslar haben sich an
den Nossob begeben, letzterer um neue Wasser-
stellen aufzusuchen.
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Kaomerun.
Bebung der Rinderzucht in Kamerun durch ein-
führung von Kllgduer Bullen.
Bericht des Tierarztes Dr. Springefeldt.
Bakossi und die Gebiete um das Manen-
gubagebirge stehen augenblicklich mit im Vorder-
grund des kolonialen Interesses, denn dort liegt
der vorläufige Endpunkt der Kamerun-Nordbahn.
Jene Länder sind durch verschiedene, bereits
früher an dieser Stelle veröffentlichte Berichte
(vgl. u. A. Kol. Bl. 1903 S. 359, 1904 S. 409,
1905 S. 498) allgemeiner bekannt geworden. Acker-
bau und Viehzucht stehen in diesem gesunden und
fruchtbaren Grasgebiet in verhältnismäßig hoher
Blüte; namentlich für die Rinderzucht eignet sich
das von vielen kleinen Flüssen und Bächen durch-
zogene Hügelland, das in einzelnen schroffen,
felsigen Bergen bis über 2000 m ansteigt. Die
Eingeborenen betreiben indessen die Viehzucht
irrationell. Deshalb ist der Viehreichtum nicht
so groß, wie man bei den vorhandenen günstigen
Bedingungen erwarten sollte. Im Hinblick auf
die Bedeutung Bakossis für die Versorgung der
Küste Kameruns mit Fleisch sind von Dr. Ziemann
und von landwirtschaftlichen Sachverständigen
praktische Vorschläge für die Hebung der dortigen
Rinderzucht gemacht worden. Alle stimmen darin
überein, daß die Eingeborenen nur durch sanften
Zwang zur Anderung ihres Zuchtsystems und
somit zur Verbesserung der einheimischen Rasse
gebracht werden könnten. In Bakoffi, meinen
die Sachverständigen, müßte ein mit Strafgewalt
versehener Beamter (Landwirt) stationiert werden,
der die notwendigen Anweisungen zu erteilen und
deren Ausführung zu überwachen hätte.
Im Sinne dieser Vorschläge verfügte das
Gouvernement, daß zur Verbesserung der Rinder-
rasse vier Allgäuer Bullen in Bakossi stationiert
werden sollten. Ferner sollten in Johann-Albrechts-
höhe eine Allgäuer Kuh und ein Bulle unter-
gebracht werden, deren männliche Nachzucht
wiederum nach Bakossi abzugeben wäre. Daß
hier die Rinder durch Tsetse nicht bedroht find,
hat bereits Dr. Ziemann nachgewiesen. Offen
blieb dagegen die Frage, ob Tiere, ohne infiziert
zu werden, die Straße Buea —Bakosfi passieren
könnten. Deshalb gab mir das Gouvernement
den Auftrag, mit Unterstützung des landeskundigen
und viehzuchterfahrenen Landwirtes Godtknecht
die Bullen zweckmäßig in Bakossi zu stationieren
und auf dem Wege dahin etwa vorhandene
Viehkrankheiten zu untersuchen.
Am 16. Oktober 1906 marschierten wir mit
den hierfür auserlesenen Tieren (fünf tuberkulose-
freien Jungbullen und einer Kuh) von Buea ab.
Der Missionar Spellenberg, der auf der Rück-
kehr nach Nyassoso zwei Kühe, eine Stute und
ein Fohlen mitführte, schloß sich uns an. Mit
den Pferden war er bereits von dort nach Buea
geritten. Alle Tiere befanden sich in gutem Ge-
sundheitszustande. Zu ihrer Schonung wurden
nur kleine Tagemärsche gemacht. Die Wege
waren überall gangbar. Wasser und Futtergräser