Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Station St. Gabriel besuchte ich die Dörfer 
Ualun und Mogara. Die letztere Ortschaft war 
vor anderthalb Jahren aus Anlaß der Straf- 
expedition für die Ermordung des Händlers 
Schlehahn in St. Gabriel niedergebrannt 
worden. Die damalige Züchtigung scheint völlig 
verschmerzt zu sein. Die Heäuptlinge Pollau 
und Bangela waren zugegen, die Leute nicht 
besonders zurückhaltend. 
Am nächsten Tage durchfuhr der „Seestern“ 
die gut fahrbare Straße zwischen den beiden 
Dover-Inseln und der Südostspitze der Hauptinsel, 
auf welcher das Dorf Mbunai liegt. Massa- 
wal und Batussi wurden als zwei an kleine 
Inseln angelehnte Pfahlbaudörfer auf einer aus- 
gedehnten Riffplatte sichtbar. ährend der 
„Seestern“ langsam die Riffkante entlang fuhr, 
sah man die Eingeborenen auf Kanus sich und 
ihre bewegliche Habe nach der Hauptinsel in 
Sicherheit bringen. Da die Boote immer noch 
länger als eine Stunde zu rudern hatten, war 
nicht mehr daran zu denken, Bewohner aus 
einem der beiden Dörfer zu überraschen. Die 
beiden Dörfer waren verlassen und völlig aus- 
geräumt. An der Mündung eines schmalen 
Süßwasserbaches gegenüber Batussi wurden einige 
bewaffnete Eingeborene aufgescheucht und eine 
Strecke weit in den Busch verfolgt. Auf der 
weiteren Verfolgung gab die Polizeitruppe wieder- 
holt Feuer, doch, wie ich glaube, ohne Schaden 
anzurichten. Batussi wurde niedergebrannt. 
Massawal ließ ich dagegen unversehrt, um nicht 
die Bewohner zu einer neuerlichen Verlegung 
ihres Wohnsitzes zu veranlassen. 
Am 14. November nahm der „Seestern“ 
Kurs nach der Nordwestküste der Insel Lambutjo 
(Jesu Maria-Insel). Unter Benutzung der vor 
Wochenfrist angestellten Erkundungen gelang es, 
bei dem Dorfe Lenkou eine Bootseinfahrt nach 
der Lagune zu finden, in welcher das am 
6. November zerstörte Pfahldorf Balamot liegt. 
Von den damals gefangen genommenen zehn 
Männern ließ ich drei mit der Weisung frei, sie 
möchten ihren Landsleuten wiederholt die Auf- 
forderung zur Herausgabe der Feuerwaffen über- 
bringen. Einer davon kam zurück und brachte 
abermals die Antwort, die Gewehre seien zu 
weit weg. Inzwischen waren die Verstecke der 
Kanus ausfindig gemacht. Meiner vorher über- 
sandten Androhung entsprechend ließ ich die 
Hochseekanus, zum Teil stattliche Fahrzeuge mit 
überdachter Plattform, zerstören. · 
Weitere Erkundigungen ergaben zwar die 
Möglichkeit, daß wir am nächsten Tage die ihrer 
Fahrzeuge beraubten Balamot-Leute vielleicht aus 
ihren Verstecken aufgescheucht hätten. Von einem 
derartigen Vorgehen glaubte ich jedoch absehen 
  
zu sollen, da nicht zu erhoffen war, daß dadurch 
die Herausgabe der Feuerwaffen erzwungen 
worden wäre. Dieser Zweck läßt sich wohl eher 
erreichen, wenn mit Hilfe der sieben gefangen 
genommenen Männer bei der nächsten „Seestern“- 
Reise friedliche Beziehungen angeknüpft werden. 
Die geschilderten neuerlichen Unternehmungen 
in den Admiralitätsinseln dürften ebensowenig 
wie die seit 1900 fast alljährlich dorthin aus- 
geführten kriegerischen und friedlichen Expeditionen 
zu einer dauernden Sicherung des Landfriedens 
beigetragen haben. Ordnung und Friede kann 
in der Inselgruppe nur durch Errichtung einer 
mit einer Pinasse ausgestatteten Polizeistation 
geschaffen werden. Einer näheren Prüfung wert 
erscheint mir die Frage, ob diese Station statt — 
wie bisher vorgesehen — in der Nordlagune, 
nicht an der dicht bevölkerten Südküste der 
Hauptinsel anzulegen wäre. 
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1* 
Die nächsten Tage waren einem Besuch der 
St. Matthias-(Musau-)Gruppe gewidmet. Am 
15. November ankerte der „Seestern“ vor der 
kleinen unbewohnten Insel, welche einmal vorüber- 
gehend eine Handelsstation trug und auf welcher 
der von Eingeborenen ermordete Forscher Menke 
beerdigt ist. Für das Anwerbegeschäft stand 
weiterhin eine seit Jahren in Herbertshöhe arbei- 
tende St. Matthias-Eingeborene als Dolmetscherin 
zur Verfügung. Nachdem durch deren Vermitt- 
lung die Scheu der in primitive Knanus langsam 
herannahenden Eingeborenen überwunden war, 
schickte ich den Polizeimeister nach dem südlichen 
Teil der Gruppe, in dem die Insel Enowut 
liegt, der Heimatort unserer Dolmetscherin. Unter- 
dessen segelte ich nach der Hauptinsel auf den 
Platz zu, an welchem seinerzeit die Menkesche 
Expedition überfallen wurde. Dem Winken von 
Eingeborenen folgend, landete ich zunächst auf 
einer kleinen der Hauptinsel vorliegenden Riffinsel. 
Im Schutze eines Korallenfelsens standen dort 
einige niedere Hütten, vor welchen eine größere 
Anzahl von Männern versammelt war. 
Von der Insel aus war ein größeres Dorf 
oder besser gesagt eine Anzahl nahe bei einander 
liegender Gehöfte auf der Hauptinsel sichtbar. 
Ich segelte dorthin und wurde dabei von einigen 
Kanus begleitet. Die Anwesenheit meiner Frau, 
vielleicht der ersten weißen Frau, welche den 
Leuten zu Gesicht kam, schien ihnen Vertrauen in 
den friedlichen Charakter des Besuchs einzuflößen. 
Die Besatzung eines Kanus gab einen nicht un- 
schönen mehrstimmigen Gesang zum besten. Als 
wir von dem am Meere liegenden Teil des
	        
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