Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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in Britisch-Südafrika vorkommender Büsche, deren 
krautige, meist salzhaltige Triebe ein äußerst zu- 
trägliches Futter, namentlich für Kleinvieh, ab- 
geben. Diese Vorzüge der natürlichen Weide 
sowie das Fehlen von Dornbüschen, Kletten= und 
Kleb-Gewächsen machen diese Gegend zum ge- 
gebenen Feld für die wertvolle Wollschafzucht, 
deren bereits erfolgreiche erste Anfänge durch 
den Witbooiaufstand leider vernichtet wurden. 
Neben Wollschaf= und Angoraziegen kommt in 
diesem von der sog. Pferdesterbe größtenteils 
verschonten Landstrich vorwiegend auch die Pferde- 
und Maultierzucht zur Versorgung des ganzen 
Landes in Betracht. 
Die Mitte Südwestafrikas, das Herero= oder 
Damaraland, zeigt die wertvollen Futterbüsche 
weit seltener. An ihre Stelle treten vielfach eine 
Reihe höherer, meist dorniger Büsche, oft in 
größeren, geschlossenen Komplexen, wechselnd mit 
einzelnen Flächen gemischten Grasbestandes, 
welcher hier höher und dichter als im Süden 
auftritt. In diesen Gefilden tummelten sich ehe- 
mals die zahlreichen Rinderherden der Hereros, 
und auch dem deutschen Landwirt muß die Rind- 
viehzucht als die zweckmäßigste, als die wesent- 
liche Wirtschaft auf diesen Weideflächen erscheinen. 
Nun ist allerdings das gesamte etwa 20 Mill. ha 
umfassende Gebiet weder von den Hereros 
noch von den Ansiedlern bisher auch nur an- 
nähernd durch Weide ausgenutzt worden, ja man 
kann, unter Zugrundelegung der Annahme, daß 
die wirtschaftlich zweckmäßige Nutzbarkeit eines 
Weidefeldes auf höchstens etwa 5 km im Umkreis 
um eine Wasserstelle begrenzt ist, bei dem gegen- 
wärtigen Stand der Wassererschließung überhaupt 
erst etwa ein Viertel des gesamten Weideareals 
im Schutzgebiet als wirtschaftlich erschlossen 
betrachten. 
Zwei mit Bohrmaschinen ausgerüstete Ko- 
lonnen und eine Dammbaukolonne arbeiten seit 
dem Vorjahre im Süden und in der Mitte des 
Landes an der weiteren Wassererschließung. Die 
geeigneten Stellen werden teils durch wissen- 
schaftliche Geologen, teils durch Landrat v. Uslar 
bezeichnet, der das Quellensuchen mit der Wünschel- 
rute ausübt. Sowohl bei den Geologen wie bei 
Herrn v. Uslar sind neben begreiflichen Fehl- 
resultaten auch eine Anzahl äußerst wertvoller 
unterirdischer Quellenfunde zu verzeichnen. 
Mir fällt dabei die Außerung eines englischen 
Bürgermeisters ein, dessen Stadt ich auf meinen 
Reisen in der Kapkolonie besuchte. Der be- 
schäftigte auch einen Wünschelrutenmann, und als 
ich ihn fragte, ob er denn an die Wirksamkeit 
der Rute glaube, entgegnete er mir: „Wissen Sie, 
wir haben mit dem Mann einen Vertrag ge- 
macht. Findet er uns nichts, so erhält er auch 
  
fast nichts. Findet er uns aber eine entsprechende, 
für unsere Stadt nutzbare Quellenader, so zahlen 
wir ihm eine sehr große Summe; denn das ist 
uns die Sache wert. Und sehen Sie, da kann 
uns das schließlich ganz einerlei sein, wie der 
Mann zu seinem Ziel kommen will.“ 
Ich glaube, der Standpunkt des Engländers 
ist für die Praxis der einzig richtige. Jedenfalls 
müssen uns Wünschelrute und Wisseuschaft gleich- 
mäßig willkommen sein, sofern uns die Träger 
beider Mittel dem großen Ziel einer raschen Ver- 
mehrung der Wasserstellen im Lande praktisch 
näher bringen. 
Neben der Weide spielt in den bisher er- 
wähnten Landesteilen der Ackerbau eine ver- 
hältnismäßig untergeordnete Rolle. Zum Ackerbau 
auf den Regen hin sind die Niederschlagsmengen 
zu gering; geeigneter Garten- und Ackerboden in 
Verbindung mit der Möglichkeit künstlicher Be- 
wässerung ist auf relativ kleine Flächen beschränkt, 
meist in Quellgebieten, Flußtälern und Vleys. 
Und doch ist die Bedeutung des Feldbaus auch 
in diesen Gegenden nicht zu unterschätzen. Denn 
er kann außer dem Selbstbedarf des Farmers an 
Gemüse, Kartoffeln, Getreide, auch den zur Ver- 
pflegung der Eingeborenen erwünschten Mais 
liefern und ist bei dem vorzüglichen Gedeihen 
von Wein und anderen Obstsorten sowie von 
Tabak auch in erweiterter Form zu Zwecken des 
Verkaufs möglich. Eine ganz wesentliche Be- 
deutung erlangen diese bebau= und berieselbaren 
Flächen aber durch den Anbau von Futterpflanzen, 
welche teils als Kraftfutter neben der Weide, teils 
als Reserve für schlechte Regen= und Weidejahre 
verwandt werden können. Die weitaus wichtigste 
Futterpflanze ist hier die Luzerne (in Argentinien 
Alfalfa genannt), welche wie in anderen sub- 
tropischen Ländern so auch in ganz Südafrika 
erstaunlich gedeiht, jährlich sechs bis acht Schnitte 
hochwertigen Heus liefert und zur Erhöhung der 
Fleisch-, Fett-, Milch-, Butter= und Wollproduktion 
Ausgezeichnetes leistet. Wie hervorragend ihr 
Wert als aufgestapelte Futterreserve anzuschlagen 
ist, geht daraus hervor, daß vollbestockte Farmen 
von etwa 10 000 ha in der Karoo (Kapkolonie) 
die schwerste Trockenzeit ohne Viehverluste über- 
stehen können, sofern sie nur 20 ha berieselbares 
Luzernenland besitzen. Das heißt, das beriesel- 
bare Luzernenland ist an Futterlieferung auf die 
Dauer einer mehrhundertfachen natürlichen Weide- 
fläche gleich zu achten, ein Beweis der Bedeutung 
eines selbst geringen zum Ackerbau geeigneten 
Areals für die Viehwirtschaft jedes Farmers. 
Aber noch mehr. Es gibt eine Art Viehzucht, 
welche sich in zweckmäßiger, rentabelster Weise 
nur auf Luzernenfeldern betreiben läßt, die 
Straußenzucht. Straußenzucht auf natürlicher
	        
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