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machen, daß sie sehr bald auch harte Arbeit leisten
lernen und daß man sie dabei auch mit der
nötigen Strenge anfassen kann, sofern sie gerecht
und menschenwürdig behandelt, in ihrem Stammes-
und Familienleben von Arbeitgebern und An-
gestellten geschont werden und diese es vermeiden,
sich in entwürdigende und lächerliche Situationen
den Eingeborenen gegenüber zu begeben. Um
als höherer Mensch vom Farbigen geachtet zu
werden, muß der Weiße diesem ein höheres Beispiel
geben. Daß dies gerade in Siedlungsländern,
wo eine große Anzahl Weißer aller Klassen,
Bildungsgrade und „Vergangenheiten“ mit den
Eingeborenen in nächste Berührung kommen, nicht
immer der Fall ist, versteht sich von selbst.
Die Ovambos (bekanntlich der nunmehr ein-
zige kompakte, zahlreiche Volksstamm auf deutschem
Gebiet) kommen einstweilen nur in größeren
Trupps, gewissermaßen als Sachsengänger, aus
ihrem Lande zur Arbeit und kehren nach bestimmter
Frist wieder zurück. Nach Weiterführung der
Bahnbauten im Norden wird es hoffentlich ge-
lingen, dieses zahlreiche, an sich arbeitskräftige
Volk auch familien= und zareee zur in-
dustriellen wie zur Farmarbeit heranzuziehen und
so vermehrte ständige Arbeitsstämme — ent-
sprechend der Weiterentwicklung der Besiedlung —
zu erhalten.
Eine weitere Grundlage für diese Entwicklung
bietet aber die Frage nach dem Absatz.
Um von den Produkten seines Viehs oder
seiner Scholle zu leben wie früher der Herero
und in gewissem Grade auch der Bur,
darum geht der tüchtige deutsche Auswan-
derer nicht hinaus, darum steckt er weder
sein Kapital noch seine Lebensarbeit in den
Boden. Nur die Aussicht des Vorwärtskommens
kann ihn locken und die ist lediglich auf der Basis
eines Absatzmarktes und einer Wechselwirtschaft
gegeben.
Der innere Martt, d. 5. die dem produzierenden
Landwirt im
schaft wurde früher fast ausschließlich von Regierung
und Schutztruppe gebildet. Inzwischen ist durch
die Minenentwicklung und die Eisenbahnbauten
ein auf wirtschaftlichen Füßen stehendes Kon-
sumententum ins Land gekommen, über dessen
stetiges Anwachsen ein Zweifel nicht bestehen kann.
Gleichzeitig hat jedoch in letzter Zeit bekanntlich
eine starke Verminderung der Schutztruppe statt-
gefunden, während die ländliche Besiedlung seit
über Jahresfrist bereits erheblich zugenommen
hat. Es kann daher nicht wundernehmen, wenn
der Absatzmarkt im Lande, wenigstens hier und
da, angenblicklich eine gewisse Sättigung zeigt
und jedenfalls nicht ausreichend sein würde, um
den schon im Interesse der dauernden Landes-
ruhe erwünschten raschen Weiterfortschritt in der
Besiedlung während der nächsten Zeit entsprechend
zu stützen.
Aus diesem Grund ist die Erzeugung von
Weltmarktsprodukten für die südwestafrikanische
Landwirtschaft von ganz fundamentaler Bedeutung.
Für die Farmer des Südens ist ein solches
Produkt, wie wir bereits sahen, in der Schaf-
wolle gegeben. Die schon vor dem Aufstand
nach Europa gelangten Wollprodukte aus dem
Schutzgebiet wurden gut bewertet, die unter den
gleichen Weideverhältnissen in Südafrika gezogene
Wolle wird jetzt von der Industrie fast der
australischen gleich und jedenfalls höher als die
argentinischen Produkte geschätzt. So ist begründete
Aussicht vorhanden, daß Deutschland wenigstens
einen Teil des Wollbedarfs seiner Industrie in
Zukunft aus Südwestafrika wird decken können.
Wichtig als Ausfuhrgut für den Süden ist außer-
dem Mohair (Angora).
Die Farmwirtschaft in der Mitte des Landes
basiert, wie wir sahen, auf der Rindviehzucht.
Für ihre Produkte einen Absatz auf dem Welt-
markt zu schaffen, ist für die weitere Besiedlung
dieses Landesteiles um so wichtiger, als bereits
infolge der bisherigen Zunahme der Farm-
wirtschaften das Angebot von Fleisch usw. ein
erhebliches Sinken der Preise nach sich gezogen
hat. Den Versuch, einen Fleisch-, Konserven-
und Häute-Export nach argentinischem Muster
anzubahnen, hat in letzter Zeit die Liebig-Kompagnie
durch Erwerbung eines größerem Farmareals
gemacht. Ein Nachteil gegenüber Argentinien
und den übrigen Fleisch-Exportländern besteht
für Südwestafrika zweifellos darin, daß das Weide-
gebiet nicht bis zur Küste reicht, sondern von
dieser durch einen etwa 120 Kilometer breiten
Wüstenstreifen getreunt ist, daß die Fleisch-Industrie
daher etwa in der Gegend von Karibib errichtet
werden und ihre Produkte von hier bis zur Küste
erst mit der Eisenbahn verfrachten müßte. Die
hierdurch — im Vergleich zu den Konkurrenz-
ländern — entstehenden Mehrkosten könnten aber
ausgeglichen werden einmal durch die billigeren
Bodenpreise und Arbeitslöhne, zweitens durch die
ausgezeichnete Qualität der Weide und das Be-
streben nach sorgfältiger Heranzucht des unter
den obwaltenden Verhältnissen geeignetsten Vieh-
schlages.
Der Absatz für die Rindviehwirtschaft des
Nordens wird etwa den gleichen Bedingungen
unterliegen, während Schweine-, Kleinvieh= und
Geflügelzucht für absehbare Zeit wohl von den
Anforderungen des inneren Markts abhängig sind.
Für den Acker= und Gartenbau kommt teils
der innere Markt, teils der Weltmarkt in Frage.