Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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hat sich in diesem ausgeprägten Waldlande be- 
reits wieder Baumsteppe gebildet. Von Ayhessido 
ab wird der waldartige Charakter wieder vor- 
herrschend; wenngleich hier an vielen Stellen 
hohes und dichtes Gras Platz gegriffen hat, so 
sind doch die Reste des ehemaligen Waldes noch 
in Gruppen und einzeln stehenden Bäumen vor- 
handen. Auch eine reiche Palmenvegetation ist 
hier entstanden, und es ist klar, daß hier die Ol- 
palme, indem sie auf den Wald folgte, besonders 
günstige Bedingungen zu frohwüchsigem Gedeihen 
fand. Das reichbewaldete Agugebirge hat an 
seinen Ostabhängen an vielen Stellen den Wald 
eingebüßt. Als besonders schädlich muß die 
Entwaldung der beiden Einhänge zu einer tief- 
eingeschnittenen Schlucht hervorgehoben werden. 
Soweit von der Ferne erkennbar war, hat hier 
Steppenbildung begonnen. Nördlich von Gadja 
beginnt wieder die Baumsteppe. 
*# 
Die Vegetationsverhältnisse des ganzen be- 
reisten Gebietes zusammengefaßt, ist das Ergeb- 
nis folgendes: Der größte Teil ist Steppenfor- 
mation. Die Gebiete, welche noch ausgesprochenen 
Waldcharakter zeigen, sind hauptsächlich auf die 
Gebirge beschränkt; die angetroffenen Waldgebiete 
find das Toresigebirge, das Gebirge zwischen Ele 
und Gudewe, das nördlich des Weges Aku— 
Togukovhe liegende Udentogebirge und das Agu- 
gebirge. Die vorgefundenen Verhältnisse zeigen, 
daß Klima und Boden das Gedeihen von Wald- 
bäumen und auch die Bildung von Wald in 
großen Teilen des bereisten Gebiets begünstigen, 
sie lassen ferner den sicheren Schluß zu, daß 
weitausgedehnte Gebiete, welche jetzt Baumsteppe 
find, einst mit Wald bestockt waren, und endlich 
bekunden sie nur zu deutlich, daß die Ent- 
waldung und darauf folgende Steppenbildung 
auf große Flächen jährlich fortschreitet. Es fragt 
üch nun, ob so durchgreifende Anderungen in 
den Vegetationsverhältnissen eines Landes auch 
Vegleiterscheinungen in klimatischer Beziehung 
zur Folge haben, das heißt, ob sie den durch- 
schninlichen Gang der Luftwärme und Feuchtig- 
ent einer bestimmten Gegend beeinflussen. Die 
Beantwortung dieser Frage legt eine kurze Er- 
Werung über die Einwirkung des geschlossenen 
aldes aus die Luft= und Bodentemperatur und 
aur die Feuchugkeit der Luft nahe. Es sei mir 
# nachstehenden gestattet, die wesentlichen 
. rundzüge der durch zahlreiche forstlich-meteoro- 
Kauche Beobachtungsstationen des europäischen 
näntinents in dieser Hinsicht gefundenen Resultate 
". her auszuführen. Dabei ist dann in Berück- 
tigung zu ziehen, daß diese Beobachtungen 
in gemäßigtem Klima ausgeführt sind, daß somit 
  
nur die während der Sommermonate stattge- 
habten Beobachtungen analoge Schlüsse auf tro- 
pische Gebiete zulassen. 
Die an den verschiedensten Stationen Deutsch- 
lands und der Schweiz ausgeführten und über 
mehr als zwei Jahrzehnte sich erstreckenden 
Messungen der täglichen Lufttemperatur im Walde 
und derjenigen im angrenzenden Freilande haben 
ergeben, daß im Durchschnitt des ganzen Jahres 
die Waldluft von etwas niedrigerer Temperatur 
ist als jene des Freilandes, daß aber dieser er- 
kältende Einfluß des Waldes auf die Lufttempe- 
ratur am stärksten im Hochsommer hervortritt. 
Selbst im Durchschnitte vieljähriger zahlreicher 
Beobachtungen beträgt die Abstumpfung der 
höchsten Julitemperatur 3 bis 4 Grad Celsius. 
Wenn demnach in gemäßigtem Klima an einzelnen 
heißen Tagen solche Differenzen zwischen Wald- 
luft und Feldluft vorkommen, so ist anzunehmen, 
daß unter den Tropen die Differenzen noch größere 
sind und vor allem, daß diese Differenzen im 
Monatsmittel vorhanden sein können, zumal da 
in den Tropen die nächtliche Abkühlung eine 
geringere ist. 
Aber auch auf die Bodentemperatur übt der 
geschlossene Wald einen nicht zu unterschätzenden 
mäßigenden Einfluß aus. So haben diesbezüg- 
liche Messungen in Württemberg gezeigt, daß der 
Unterschied zwischen den höchsten Bodentempera- 
turen des Waldes und Feldes bis auf 6 Grad, 
ja selbst bis auf 8 Grad steigt. Hieraus ergibt 
sich ohne weiteres, daß besonders in tropischen 
Gebieten der geschlossene Wald die Bodentempera= 
turen bedentend zu erniedrigen vermag. 
Da nun die Lufst im Walde kühler ist als im 
Freien, und zwar, wie zahlreiche Messungen er- 
geben haben, im Verhältnis um so kühler, je 
höher die Sommerwärme ist, so folgt daraus, 
daß Luftströmungen, welche durch einen ge- 
schlossenen Wald streichen, eine Abkühlung er- 
leiden. Durch diese Abkühlung wird aber der 
Wasserdampfgehalt der Luft seinem Sättigungs- 
punkte näher gebracht bzw. es scheidet sich tropfbar 
flüssiges Wasser aus, wenn diese durchstreichende 
Luft bereits gesättigt war. Waldbestände wirken 
daher in gemäßigtem Klima besonders während 
der Vegetationszeit als Kondensatoren auf die 
Luftfeuchtigkeit, indem sie gesättigten Luftströ- 
mungen Wasser entziehen und ihren absoluten 
Feuchtigkeitsgehalt herabmindern, den relativen 
Feuchtigkeitsgehalt dagegen erhöhen. Hierzu 
kommt aber noch eine Steigerung der Luftfeuch- 
tigkeit auf andere Weise, indem nämlich im Walde 
ein weitverzweigtes, tief eindringendes Wurzel- 
system oft aus großen Tiefen das Wasser empor= 
saugt und durch die Transpiration der Blätter 
und Zweige den Wasserdampfgehalt der Luft er- 
 
	        
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