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hat sich in diesem ausgeprägten Waldlande be-
reits wieder Baumsteppe gebildet. Von Ayhessido
ab wird der waldartige Charakter wieder vor-
herrschend; wenngleich hier an vielen Stellen
hohes und dichtes Gras Platz gegriffen hat, so
sind doch die Reste des ehemaligen Waldes noch
in Gruppen und einzeln stehenden Bäumen vor-
handen. Auch eine reiche Palmenvegetation ist
hier entstanden, und es ist klar, daß hier die Ol-
palme, indem sie auf den Wald folgte, besonders
günstige Bedingungen zu frohwüchsigem Gedeihen
fand. Das reichbewaldete Agugebirge hat an
seinen Ostabhängen an vielen Stellen den Wald
eingebüßt. Als besonders schädlich muß die
Entwaldung der beiden Einhänge zu einer tief-
eingeschnittenen Schlucht hervorgehoben werden.
Soweit von der Ferne erkennbar war, hat hier
Steppenbildung begonnen. Nördlich von Gadja
beginnt wieder die Baumsteppe.
*#
Die Vegetationsverhältnisse des ganzen be-
reisten Gebietes zusammengefaßt, ist das Ergeb-
nis folgendes: Der größte Teil ist Steppenfor-
mation. Die Gebiete, welche noch ausgesprochenen
Waldcharakter zeigen, sind hauptsächlich auf die
Gebirge beschränkt; die angetroffenen Waldgebiete
find das Toresigebirge, das Gebirge zwischen Ele
und Gudewe, das nördlich des Weges Aku—
Togukovhe liegende Udentogebirge und das Agu-
gebirge. Die vorgefundenen Verhältnisse zeigen,
daß Klima und Boden das Gedeihen von Wald-
bäumen und auch die Bildung von Wald in
großen Teilen des bereisten Gebiets begünstigen,
sie lassen ferner den sicheren Schluß zu, daß
weitausgedehnte Gebiete, welche jetzt Baumsteppe
find, einst mit Wald bestockt waren, und endlich
bekunden sie nur zu deutlich, daß die Ent-
waldung und darauf folgende Steppenbildung
auf große Flächen jährlich fortschreitet. Es fragt
üch nun, ob so durchgreifende Anderungen in
den Vegetationsverhältnissen eines Landes auch
Vegleiterscheinungen in klimatischer Beziehung
zur Folge haben, das heißt, ob sie den durch-
schninlichen Gang der Luftwärme und Feuchtig-
ent einer bestimmten Gegend beeinflussen. Die
Beantwortung dieser Frage legt eine kurze Er-
Werung über die Einwirkung des geschlossenen
aldes aus die Luft= und Bodentemperatur und
aur die Feuchugkeit der Luft nahe. Es sei mir
# nachstehenden gestattet, die wesentlichen
. rundzüge der durch zahlreiche forstlich-meteoro-
Kauche Beobachtungsstationen des europäischen
näntinents in dieser Hinsicht gefundenen Resultate
". her auszuführen. Dabei ist dann in Berück-
tigung zu ziehen, daß diese Beobachtungen
in gemäßigtem Klima ausgeführt sind, daß somit
nur die während der Sommermonate stattge-
habten Beobachtungen analoge Schlüsse auf tro-
pische Gebiete zulassen.
Die an den verschiedensten Stationen Deutsch-
lands und der Schweiz ausgeführten und über
mehr als zwei Jahrzehnte sich erstreckenden
Messungen der täglichen Lufttemperatur im Walde
und derjenigen im angrenzenden Freilande haben
ergeben, daß im Durchschnitt des ganzen Jahres
die Waldluft von etwas niedrigerer Temperatur
ist als jene des Freilandes, daß aber dieser er-
kältende Einfluß des Waldes auf die Lufttempe-
ratur am stärksten im Hochsommer hervortritt.
Selbst im Durchschnitte vieljähriger zahlreicher
Beobachtungen beträgt die Abstumpfung der
höchsten Julitemperatur 3 bis 4 Grad Celsius.
Wenn demnach in gemäßigtem Klima an einzelnen
heißen Tagen solche Differenzen zwischen Wald-
luft und Feldluft vorkommen, so ist anzunehmen,
daß unter den Tropen die Differenzen noch größere
sind und vor allem, daß diese Differenzen im
Monatsmittel vorhanden sein können, zumal da
in den Tropen die nächtliche Abkühlung eine
geringere ist.
Aber auch auf die Bodentemperatur übt der
geschlossene Wald einen nicht zu unterschätzenden
mäßigenden Einfluß aus. So haben diesbezüg-
liche Messungen in Württemberg gezeigt, daß der
Unterschied zwischen den höchsten Bodentempera-
turen des Waldes und Feldes bis auf 6 Grad,
ja selbst bis auf 8 Grad steigt. Hieraus ergibt
sich ohne weiteres, daß besonders in tropischen
Gebieten der geschlossene Wald die Bodentempera=
turen bedentend zu erniedrigen vermag.
Da nun die Lufst im Walde kühler ist als im
Freien, und zwar, wie zahlreiche Messungen er-
geben haben, im Verhältnis um so kühler, je
höher die Sommerwärme ist, so folgt daraus,
daß Luftströmungen, welche durch einen ge-
schlossenen Wald streichen, eine Abkühlung er-
leiden. Durch diese Abkühlung wird aber der
Wasserdampfgehalt der Luft seinem Sättigungs-
punkte näher gebracht bzw. es scheidet sich tropfbar
flüssiges Wasser aus, wenn diese durchstreichende
Luft bereits gesättigt war. Waldbestände wirken
daher in gemäßigtem Klima besonders während
der Vegetationszeit als Kondensatoren auf die
Luftfeuchtigkeit, indem sie gesättigten Luftströ-
mungen Wasser entziehen und ihren absoluten
Feuchtigkeitsgehalt herabmindern, den relativen
Feuchtigkeitsgehalt dagegen erhöhen. Hierzu
kommt aber noch eine Steigerung der Luftfeuch-
tigkeit auf andere Weise, indem nämlich im Walde
ein weitverzweigtes, tief eindringendes Wurzel-
system oft aus großen Tiefen das Wasser empor=
saugt und durch die Transpiration der Blätter
und Zweige den Wasserdampfgehalt der Luft er-