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höhen sich dadurch die Gewinnungskosten be-
trächtlich, anderseits werden die Hölzer durch die
Zerkleinerung zu vielen Zwecken untauglich. Be-
rücksichtigt man ferner, daß der Transport einer
Tonne Last z. B. aus dem Seengebiet von Ost-
afrika an die Küste mehr als 40 Träger, die
wochenlang unterwegs sind, sowie einen Kosten-
aufwand von 2500 Mk. erfordert, während die
gleiche Last durch die Eisenbahn unter Ersparung
der Träger mit einem Buuchteil des Kosten-
aufwandes in kurzer Zeit zur Küste geschafft
werden könnte, so werden die sprunghafte Ent-
wicklung und die teilweise Abnahme der Ausfuhr
von Holz aus unseren Kolonien ohne weiteres
erklärlich. Die Ausbeutung von Holzbeständen
hat bisher eben nur in nächster Nähe der Küste
stattfinden können, während die reichen Bestände
im Innern noch unberührt sind. So ist es z. B.
auch zu erklären, daß die Ausfuhr von Ebenholz
aus Kamerun erheblich gesunken ist. Sie bezifferte
sich im Jahre
1. Juli 1895 bis 30. Juni 1896 auf 100 758 Mk.
1. 1896 -30 = 1897 47528 =
1. 1897 l. 1898 = 53761
1. - 1898 l 30 1899 20 830
1. 1899 30. - 1900 = 23 581
Diese Bestände können nur durch Bahnen
erschlossen werden. Auch die Ausnutzung der
schiffbaren Flüsse in unseren Kolonien ist nur auf
diese Weise möglich; auch hier sind Feldbahnen
und Drahtseilbahnen erforderlich, um die Hölzer
den Wasserläufen zuzuführen. Brauchen diese
Zubringerbahnen auch häufig nicht lang zu sein,
so ist doch ihre Anlage zur Zeit kaum möglich,
da es nicht angängig ist, die nötigen Maschinen
und Fahrzeuge durch Menschenkraft ins Innere
zu bringen.
Sobald diese Verkehrswege erst vorhanden
sind, werden unsere Kolonien in der Lage sein,
ihre Ausfuhr an Hölzern um ein Mehrfaches zu
erhöhen. Soweit die Waldbestände bereits er-
forscht sind, enthalten sie alle die Hölzer, die wir
heute noch vom Ausland einführen, außerdem
eine Anzahl anderer, deren Verwendungsmöglich-
keit für unsere Industrie noch Versuchen unter-
liegt. Nach den bisherigen Ergebnissen sind die
Aussichten für eine Verwendungsmöglichkeit günstig.
Auf der Weltausstellung zu St. Louis fanden die
dort ausgestellten Hölzer aus unseren Kolonien
wegen ihrer Schönheit allgemeine Anerkennung.
Von der Größe der Waldungen mögen die fol-
genden Zahlen einen Begriff geben.
In Ostafrika sind in der Nähe der Küste
allein 250 000 ha Hochwald, 50 km landeinwärts
weitere 1 bis 2 Millionen ha vorhanden, die mit
Tikbaum eingeführt.
Zedernholz und Mahagoni durchsetzt sind. 1) Bis
Mitte 1907 waren von der Forstverwaltung
192 000 ha Wald in Besitz genommen worden,
davon rund 92 000 ha im Jahre 1906/07.
Einer der Wälder, der 25 000 ha große Schume-
wald im Bezirk Wilhelmstal, soll jetzt aus-
gebeutet werden. Zu diesem Zweck werden Draht-
seilbahnen gebaut. Die Wälder Ostusambaras
trachtet die Sigi-Gesellschaft durch eine Stichbahn,
von der Mitte 1907 12 km fertiggestellt waren,
zu erschließen. Außerdem ist in Berlin eine Ge-
sellschaft zur Ausnutzung der Holzbestände von
Usambara gegründet worden.
In Kamerur ist das Küstengebiet zum großen
Teil mit Urwald bestanden, der sich bis zu 300 km
ins Innere erstreckt und ungeheure Holzreichtümer
birgt. Bemerkenswert ist auch das Vorkommen
ausgedehnter Mangrovenwaldungen, von denen
weiter unten noch zu sprechen sein wird, un-
mittelbar an der Küste und in der Umgebung
der Flußmündungen. Zur Ausbentung dieser
Bestände sind in letzter Zeit mehrfach Holzschlag-
konzessionen nachgesucht worden.
Die Kolonie Togo kann heute als verhält-
nismäßig waldarm gelten, während in früheren
Zeiten große Teile des Schutzgebiets mit Wald
bestanden waren. Die deutsche Verwaltung geht
demgemäß planmäßig mit Aufforstungen vor. In
Südtogo soll ein 287 qkm großes Gebiet auf-
geforstet werden. Um auch die Privattätigkeit
nach dieser Richtung hin zu fördern, hat das
Gouvernement Pflanzprämien ausgeschrieben. Auch
wird den Versuchen zur Einführung fremder Holz-
arten ständig Beachtung geschenkt. So hat die
botanische Zentralstelle in Togo den wertvollen
Allein die Station Sokodé
brachte im Jahre 1906/07 160 000 Samen in
die Erde, während 30 000 Tikbäume, die ältesten
sechsjährig, bereits an ihren endgültigen Standort
verpflanzt waren.
Um das Interesse an der Verwendung kolo-
nialer Hölzer tatkräftig zu fördern, hat das
Kolonial-Wirtschaftliche Komitee in seiner
diesjährigen Tagung beschlossen, einen Holzsachver-
ständigen nach Kamerun zu senden, um die dor-
tigen Bestände auf ihre Verwendbarkeit für die
deutsche Industrie näher zu untersuchen, sofern
es gelingt, die erforderlichen Mittel aus Inter-
essentenkreisen aufzubringen.
In enger Verbindung mit der Nutzholzfrage
steht die Frage der Versorgung Deutschlands mit
Gerbstoffen. Schon seit langer Zeit ist Deutsch-
land nicht mehr in der Lage, den Bedarf der
* Um die Ausdehnung der Wälder in unseren
Kolonien achtiq würdigen zu können, sei erwähnt, daß
lnahme von 1900 im ganzen Deutschen
Reich etwa sgalsne Hektar Hochwass vorhanden sind.