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im Jahre 1900 ins Leben gerufene Expedition
nach den ostafrikanischen Steppen von Dr. Busse
ausgeführt. Die Expedition stellte das Vorkommen
wildwachsender Gerbstoffpflanzen in der Kolonie
fest und ergab wichtige Fingerzeige für ihre Aus-
beutung. Auch andere Forschungsreisende wandten
im Auftrage des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees
ihre Aufmerksamkeit den kolonialen Gerbstoffen zu.
Weiterhin suchte das Komitee die Versorgung des
heimischen Marktes mit diesen Produkten aus den
eigenen Kolonien durch die Einführung der Kultur
wichtiger fremder Gerbstoffpflanzen in die Kolonien
zu fördern. Zu diesem Zwecke wurde in den
letzten Jahren mehrfach Saatgut der Gerberakazie
und des Malettobaumes zu Kulturversuchen ver-
teilt. Auch durch kostenlose Begutachtung von
Gerbstoffen sucht das Komitee das Interesse an
diesen Produkten dauernd rege zu erhalten.
Bis jetzt haben die genannten Kolonien für
die Gerbstoffgewinnung nur zum verschwindend
kleinen Teil ausgenutzt werden können. Es
wurden aus ihnen Gerbstoffe ausgesuhrt:
(in Mart)
1001 1002 1903 1904 1005 1906
Deutsch-
Ostafrikal.)
Kamerun.
2270 28 46% 20 134 1761
15 4900 15½6. 2 710 2 74. 758 50
— — Tœẽ 31618 20882 17 911
Die an sich schon geringfügigen Zahlen zeigen
obenein noch eine sinkende Tendenz, besonders
für Kamerun. Das beruht jedoch, wie bereits
früher erwähnt, keineswegs auf einer Abnahme
der ausbeutungsfähigen Holzbestände, sondern hat
seinen innersten Grund in Fragen der Technik
und des Verkehrs.
Eines der Gerbmittel, welches aus den Kolonien
in großen Mengen bezogen werden könnte, ist die
Mangrovenrinde.“) Nach Schätzungen des
als Sachverständigen bekannten Farmers Den-
hardt, der heute schon 1600 Mann in der tro-
pischen Holzproduktion beschäftigt, sind die in
Kamerun und Ostafrika vorhandenen Mangroven-
bestände auf mindestens 120 000 ha anzunehmen,
deren Gerbstofsgehalt bei den heutigen Preisen
auf wenigstens 850 Millionen Mark veran-
schlagt wird. Vor einigen Jahrzehnten bereits
hat man versucht, die Mangrovenrinde zu Gerb-
zwecken in größerem Umfange zu benutzen. Die
Versuche scheiterten damals wesentlich daran, daß
1) Vor 1903 nicht gesondert nachgewiesen.
2) Unter Mangroven versteht man eine eigenartige
tropische Waldbildung an den Flußmündungen und
Meeresbuchten, wo der Boden durch be und Flu
abwechselnd überschwemmt und trockengelegt wird.
dieser Gerbstoff das zu bearbeitende Leder aus-
geprägt rot färbte, also für gewisse Zwecke ver-
darb. Es ist jedoch nunmehr gelungen, diesem
lbelstande so weit abzuhelfen, daß die Verwendung
von Mangrovenrinde technisch keine besonderen
Schwierigkeiten mehr bietet. Es ist auch fest-
gestellt, daß Mangrovenwaldungen künstlich an-
gelegt werden können, so daß ein Versiegen der
Ausbeute nicht zu befürchten ist. Im Jahre 1905
in Ostafrika angepflanzte Mangrovenbestände haben
sich befriedigend entwickelt. Auch von privater
Seite wird der Ausnutzung der Mangrovenbestände
neuerdings mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Eine
süddeutsche Firma hat soeben 3000 ha Wald zu
diesem Zweck in Deutsch-Ostafrika erworben.
Von Bedeutung für Anbauzwecke ist die
Mimose oder Gerberakazie, die ursprünglich
in Australien gefunden wurde. Sie entwickelt
sich unter tropischem Himmel sehr schnell und er-
laubt bereits im Alter von sechs Jahren eine
Rindennutzung. Eingehende Untersuchungen von
Sachverständigen haben zu dem urteil geführt,
daß der Anbau dieser Gerbstoff liefernden Pflanze
besonders für Ostafrika durchaus zu empfehlen sei.
Praktische Versuche, die zunächst im kleinen in
Westusambara vorgenommen wurden, haben dieses
Urteil bestätigt. Das Gouvernement beabsichtigt
demgemäß, den Anbau der Gerberakazie durch
Verteilung von Saatgut und andere Maßnahmen
tatkräftig zu unterstützen. Auch Südwestafrika
dürfte für die Kultur der Gerberakazie in Frage
kommen. Das englische Natal führt bereits be-
deutende Mengen von Rinden der Gerberakazie
aus, deren Anbau von der Wattle Growers'
Union mit regem Eifer betrieben wird. Die Aus-
fuhr aus Natal stellte sich im Jahre 1906 auf
14 700, im Jahre 1907 auf 23 700 t im Werte
von 1,8 bzw. 2,7 Millionen Mark.
Seit einigen Jahren kommt aus Australien
die Malettorinde, die einer Eukalyptusart ent-
stammt, in größeren Mengen nach Deutschland,
die sich für die Gerberei in hervorragendem Maße
eignet und gleichzeitig den Vorzug der Billigkeit
hat. Es werden infolgedessen in neuerer Zeit
Anbauversuche auch in unserem Ostafrika unter-
nommen, die anscheinend günstige Ergebnisse er-
warten lassen. Myrobalanen und Dividivi,
die unter den eingeführten Gerbstoffen ebenfalls
zu nennen sind, sind Früchte von Pflanzen, die
in Ostafrika gleichfalls vorkommen. Ahnlich ver-
hält es sich mit dem Katechu, einem Baum,
dessen Holz zu Gerbzwecken geeignet ist und der
in Ostafrika ganze Wälder bildet. Katechu dient
auch zum Tränken der Fischernetze.
Alle diese Gerbstoffe, die in vorstehendem auf-
geführt sind, werden bei sachgemäßer Ausnutzung
voraussichtlich hinreichen, um die deutsche Leder-
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