Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Beständen sehr häufig vor. Die Früchte sind 
rot, die Kerne groß, die Schalen sehr ölhaltig. 
2. Dedugbakui. Diese Palme ist selten. 
Sie zeichnet sich durch sehr üppiges Fruchtfleisch 
und kleinen, dünnschaligen Kern aus. 
3. Sede. Die Früchte find gelb, an der 
Spitze grünlich. Dem Ol wird von den Ein- 
geborenen besondere Heilkraft bei Verwundungen 
zugeschrieben. 
Die Frucht wird mit den Fingern zerquetscht 
und auf der wunden Stelle verrieben. Zuweilen 
wird die Frucht auch vor dem Gebrauch ge- 
röstet; das durch Zerdrücken des Fruchtfleisches 
hervorquellende Ol läßt man dann auf die Wunde 
träufeln. 
4. Afade. Diese Palme ist äußerlich kennt- 
lich durch zusammengewachsene Blattfiedern. Sie 
kommt nur in vereinzelten Exemplaren vor; ihr 
Standort wird von den Eingeborenen nach Mög- 
lichkeit geheim gehalten. Die Kerne werden beim 
Wahrsagen von Fetischleuten benutzt und sehr 
hoch bezahlt. 
Die Aufbereitung der Olfrüchte geht folgen- 
dermaßen vonstatten: 
Die von den Olpalmen abgeschlagenen Frucht- 
stände werden 5 bis 8 Tage an einem gegen 
Sonne und Regen geschützten Ort niedergelegt, 
damit sich die einzelnen Früchte lockern. In der 
Trockenzeit wird die Sonne durch über die Frucht- 
stände gelegte Palmzweige, in der Regenzeit 
werden Sonne und Regen durch Errichtung eines 
Schutzdaches von den Früchten fern gehalten; 
die Einwirkung von Sonne und Regen auf die 
abgeschlagenen Fruchtstände würde eine Ver- 
minderung des Olertrages herbeiführen. 
Nachdem die Früchte mit der Hand oder 
durch Schlagen mit einem Stock auf die Frucht- 
stände aus diesem entfernt sind, werden sie in 
einen Tontopf geschüttet und so weit mit Wasser 
übergossen, daß sie eben bedeckt sind. In diesem 
Tontopf werden sie auf einem Feuer gekocht, das 
meist mit entkernten Fruchtständen und trockenen 
Palmrippen angelegt wird. 
Sobald das Fruchtfleisch weich geworden ist, 
werden die Früchte aus dem Wasser heraus- 
genommen und in eine etwa einen Meter tiefe, 
trichterförmige Erdgrube von 1 bis 2 m Durch- 
messer getan, welche mit Steinplatten ausgekleidet 
ist (Olgrube). Hierin werden die Früchte mit 
Holzstangen von Oberarmdicke so lange gestampft, 
bis sich alle Fleischfasern von dem Kern gelöst 
haben. Während des Stampfens werden die 
Früchte von Zeit zu Zeit mit kleinen Mengen 
heißen Wassers befeuchtet, um den Entfaserungs- 
vorgang zu beschleunigen. Ist dieser beendigt, 
so verbleiben die Kerne noch 1 bis 3 Tage in 
  
der Olgrube und werden zum Schutz gegen Un- 
geziefer mit einer Kalabasse zugedeckt. 
Um die Kerne und die Fleischfasern vollends 
voneinander zu scheiden, werden die Früchte 
mit lauem Wasser begossen und mit den Händen 
zerquetscht oder mit den Füßen getreten. 
Sobald sich sämtliche Fasern von den Kernen 
abgelöst haben, wird das sich an der Oberfläche 
des Wassers ansammelnde Ol mit der Hand oder 
einer Kalabasse abgeschöpft, die Kerne aber werden 
aus dem Wasser genommen und an der Sonne ge- 
trocknet. Das Ol wird, um es von dem anhaften- 
den Wasser zu befreien, so lange in Töpfen gekocht, 
bis das Wasser verdampft ist. 
Um das Ol aus den Palmkernen zu ge- 
winnen, wird von diesen durch Klopfen mit einem 
Stein zunächst die harte Schale entfernt. Dann 
wird ein Topf mit einer geringen Menge Palmöl 
aufs Feuer gesetzt und, sobald das Ol heiß ge- 
worden ist, die entschalten Kerne hineingeworfen. 
Diese werden nun unter stetem Umrühren mit 
Stöcken auf schwachem Feuer etwa zwei Stunden 
lang geröstet. 
Dann werden die Kerne auf einer Steinmühle 
zerrieben und wiederum auf das Feuer gebracht. 
Den zerriebenen Kernen wird etwas Wasser zuge- 
setzt, damit die Absonderung des Palmöls schneller 
vonstatten geht. 
Das sich ausscheidende Ol wird von der Ober- 
flüäche abgeschöpft und noch einmal gründlich 
durchgekocht. Der zurückbleibende Kernebrei wird 
fortgeworfen. 
Kus dem „TKropenpflanzer“. 
Das Aprilheft des „Tropenpflanzer“ bringt 
an erster Stelle einen beachtenswerten Artikel 
von D. Sandmann: „Nochmals die Zukunft 
des Para-Kautschuks am Amazonas.“ Der 
Verfasser, der vor kurzem das Amazonasgebiet 
zur Untersuchung der Frage bereist hat, ob und 
in welchem Maße die Wildkautschukgewinnung 
die Rentabilität der Plantagen in Zukunft beein- 
flussen wird, vertritt hier — entgegen der Meinung 
des holländischen Fachgelehrten Dr. Berkhout — 
von neuem die Ansicht, daß mit dem Vollertrag 
der Plantagen die Kautschukproduktion am 
Amazonas keineswegs nachlassen werde, da die 
Produktionskosten des wilden Kautschuks durch 
den Anbau von Lebensmitteln im Amazonas- 
gebiet selbst bedeutend verringert werden könnten. 
Deshalb sei bei Neuanlage von Kautschukplantagen 
immer von dem Gesichtspunkt auszugehen, inwie- 
weit diese in dem zu erwartenden Konkurrenz- 
kampf und bei Preisen, die vorteilhaft angelegten 
Hevea-Planutagen noch normalen Nutzen lassen,
	        
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