Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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zu kultivieren, namentlich deshalb nicht, weil er 
in der Trockenzeit die Blätter abwirft, somit eine 
dauernde Bodenbeschattung nicht ausübt. Und 
gerade in der Trockenzeit ist natürlich für unsere 
aufgeforstete Baumsteppe eine Beschattung des 
Bodens unerläßlich, wenn wir einen der durch 
die Aufforstung angestrebten Zweck erreichen 
wollen, nämlich eine günstige Einwirkung auf 
den Wasserstand der Flüsse. Ein weiterer Vorteil 
der Mischung wäre, daß der Tiek durch die Khaya, 
welche den Charakter einer Schattholzart trägt, 
voraussichtlich in die Höhe getrieben wird, weniger 
Seitenäste ansetzt, wozu er namentlich in der 
Jugend sehr viel Neigung hat, somit astreinere 
und daher wertvollere Stämme ausbildet. 
Unmittelbar anschließend an die kleine Fläche 
Mischkultur von Khaya Klainü# und Tectona 
grandis wurde Erythrophloeum guineense ge- 
pflanzt. Zur Zeit der Herausnahme der jungen 
Pflanzen aus den Saatbeeten zur Verpflanzung ins 
Freiland (Juni 1908) war die Entwicklung der ein- 
zelnen Pflanzen eine ganz verschiedene. Während 
einzelne Pflanzen eine Höhe von 1 m und darüber 
erreicht hatten, waren andere nur 15 bis 20 cm 
hoch. Die Durchschnittshöhe der Pflänzlinge 
betrug 60 cm bei einem Stammumfange von 
2 bis 3 cm. Diese so sehr verschiedene Ent- 
wicklung der jungen Pflanzen beruht auf der un- 
regelmäßigen Keimung des Samens, welche sich 
über ein halbes Jahr und noch länger hinaus- 
zieht. Der Verpflanzung dieser Holzart folgte 
ein dreiwöchiges Aussetzen des Regens, was um 
so schädlicher war, als der Boden zur Zeit der 
Verpflanzung an sich schon ziemlich trocken war. 
Die Folge davon war, daß wenige Wochen nach 
der Verpflanzung viele Pflanzen, insbesondere die 
schwächeren, eingingen. Stellenweise beträgt der 
Verlust 50 v. H., stellenweise 10 bis 20 v. H.; 
der Durchschnittsverlust ist 30 v. H. Später, in 
der eigentlichen Trockenzeit, nachdem die Pflanzen 
angewachsen waren, also in der Zeit von De- 
zember bis März, ist kaum eine Pflanze ein- 
gegangen. Die davongekommenen Pflanzen haben 
sich gut entwickelt, stehen sehr frohwüchsig, sind 
durchschnittlich 1,2 m hoch und haben einen 
Stammumfang von 6 bis 8 cm am unteren 
Ende. Im Gegensatz zu Khaya bildet Erythro- 
phloeum guincense nicht schon in der ersten 
Ingend einen unverzweigten geraden Stamm aus, 
sondern setzt reichlich Seitenäste an. Bei der an- 
gewendeten Pflanzweite von 2: 2 m würde diese 
Holzart bald in Schluß treten, so daß bald eine 
dauernde Bodenbeschattung erzielt und der Gras- 
wuchs hintangehalten würde. Anscheinend aber 
läßt sich Erythrophloeum guineense nicht so 
sicher ohne wesentliche Verluste verpflanzen wie 
Khaya Klainii. Dieser Umstand sowie die reiche 
  
Verzweigung von Erythrophloeum weisen darauf 
hin, diese Holzart in einem engeren Verbande als 
2 : Im, vielleicht zunächst in 1,5: 1,5 m zu kul- 
tivieren, um dadurch einerseits die Verluste aus- 
zugleichen, anderseits dadurch ein baldiges Ab- 
sterben der unteren Seitenäste und somit astreine 
Stämme zu erzielen. Ein anderer Ausweg be- 
stände darin, Erythrophloeum überhaupt nicht in 
reinen Beständen, sondern in Mischkultur mit 
anderen Holzarten zu pflanzen. Erythrophloeum 
kommt in unseren Waldgebieten überall in dichtem 
Schlusse im Verein mit den verschiedensten anderen 
Holzarten vor und bildet dort schöne astreine, 
vollholzige Stämme aus; demnach muß auch die 
Mischung mit anderen Holzarten auf künstlichem 
Wege möglich sein. 
Ursprünglich war beabsichtigt, Erythrophloeum 
in dieser Kultur rein zu erziehen. Da aber die 
vorerwähnten Verluste eintraten und aus den in 
die Pflanzgärten am 16. bzw. 24. Juni 1908 
ausgelegten Chlorophora excelsa und Khaya 
Klainii-Samen sich bereits verpflanzbare Pflänzchen 
entwickelt hatten, welche infolge zu engen Bei- 
sammenstehens in den Saatbeeten, namentlich in 
den Chlorophorabeeten, sowieso hätten ausgedünnt 
werden müssen, so wurden diese Pflänzlinge gleich 
zur Ausbesserung der Erythrophloeumkultur be- 
nützt. Die Erde war in den für die Erythro- 
phloeumpflanzen gegrabenen Pflanzlöchern noch 
ganz locker, so daß die Nachbesserung nur einen 
geringen Bruchteil der Arbeit verursachte, welche 
auf die gleiche Anzahl der ins Freiland ge- 
brachten eingegangenen Erythrophloeum verwendet 
wurde. " 
Es wurden von Osten herein zunächst 50 Reihen 
mit Khaya Klainyi nachgebessert (4. November 
1908). Die jungen Pflänzlinge, welche eine 
durchschnittliche Höhe von 20 bis 30 cem erreicht 
hatten, überstanden die frühzeitige Verpflanzung 
gut, sie sind zu 95 v. H. davongekommen und 
haben sich zu frohwüchsigen, durchschnittlich 1 m 
hohen Pflanzen entwickelt. Der oben erwähnte, 
an den im Mai verpflanzten Khaya auftretende 
Schädling zeigt sich bei diesen Pflanzen nur in 
geringem Maße an vereinzelten Pflanzen. An- 
schließend an diese 50 Reihen wurde auf 38 Reihen 
die Nachbesserung mit Chlorophora excelsa aus- 
geführt. Auch diese Nachbesserung ist fast voll- 
ständig angegangen. Die jungen Odumpflänzlinge 
hatten bei ihrer Verpflanzung eine Höhe von 
15 bis 20 em; sie haben sich zu kräftigen Bäum- 
chen von 1 m Höhe und einem unteren Stamm- 
umfange von 3 bis 6 cm entwickelt. Einzelne 
Pflanzen sind von einem Schädling, Phytolyma 
lata, befallen. Dieser Blattfloh führt eine Ver- 
gallung der jungen Triebe herbei. Eine nennens- 
werte Schädigung ist an den befallenen Pflanzen
	        
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