Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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nene dritte Ausgabe durchweg authentisches Ma- 
terial enthält. Der Umfang des Buches hat sich 
um ein Drittel vermehrt. Insbesondere ist das 
Kapitel über Viehzucht erweitert worden; das 
Kapitel über die Schutzgebietsverwaltung enthält 
Zusätze über Eisenbahn-, Post= und Telegraphen- 
verhältnisse, über Abgaben und die Schürfgebühren 
sowie den neuen Zolltarif. Der Anhang hat 
gleichfalls eine wesentliche Vermehrung erfahren; 
hier sind die drei Verordnungen, betreffend den 
Handel und Verkehr mit Rohdiamanten und deren 
Gewinnung im Schutzgebiet, zu nennen. 
Die reichlich beigefügten Illustrationen — 
ältere überholte Bilder sind weggefallen — unter- 
stützen in trefflicher Weise den Text und das 
Orientierungsbestreben des Rat suchenden Lesers. 
Eine wertvolle Neuerung ist auch hinsichtlich 
des Kartenmaterials zu verzeichnen: statt einer 
einzigen sind nämlich zwei Karten aufgenommen. 
Die eine Karte gibt einen geographischen Überblick 
über das Schutzgebiet, unter Hervorhebung der 
einzelnen Verwaltungsstellen und Gerichtssitze, der 
Post= und Telegraphen= sowie der fertigen und 
projektierten Eisenbahn-Verbindungen, während die 
zweite Karte den Umfang des Landbesitzes und 
der Minengerechtsame des Fiskus und der Privat- 
gesellschaften veranschaulicht. 
In einem Anhang „Literatur, Karten und 
Zeitungen“ sind ebenfalls die allerjüngsten Er- 
scheinungen, z. B. die erst vor wenigen Tagen 
fertiggestellte nue Karte des südwestafrikanischen 
Schutzgebiets, mit berücksichtigt. 
Der „Ratgeber“ ist für jeden, der nach Süd- 
westafrika auswandern will, unentbehrlich. Er 
wird überall da, wo nicht ganz besondere Ver- 
hältnisse vorliegen, vorherige Anfragen an die 
zuständigen Behörden überflüssig machen. Dabei 
ist der Preis der alte geblieben und so niedrig 
bemessen, daß er gegenüber dem, was in dem 
Buche geboten wird, überhaupt keine Rolle spielt. 
Graf v. Götzen, früher Kaiserlicher Gonverneur 
von Deutsch-Ostafrika: Deutsch-Ostafrika im 
Aufstand 1905/06. Mit sechs farbigen Licht- 
drucktafeln nach Originalen von Wilhelm Kuh- 
nert, vier Kartenskizzen und einer Ubersichts- 
karte. Berlin 1909. Verlag von Dictrich 
Reimer (Ernst Vohsen). Preis geb. 12, —. 
Während der Aufstand in Deutsch-Südwest- 
afrika durch den Preußischen Generalstab eingehend 
geschildert worden ist, fehlte bisher eine zusammen- 
fassende Darstellung des ostafrikanischen Aufstandes 
vom Jahre 1905/06. Das Erscheinen eines 
Buches wie des vorliegenden ist daher hochwill- 
kommen, namentlich wenn es aus der Feder eines 
so sachkundigen und berufenen Mannes wie des 
Grafen Götzen stammt. Der Verfasser stand mitten 
  
in den Ereignissen und war durch seine Stellung 
als Gouverneur in erster Linie an den Maßnahmen 
zur Niederwerfung des Aufstandes beteiligt. 
Möge das Buch auch solche Leser finden und 
(wie der Verfasser selbst sagt) zum Nachdenken an- 
regen, deren Gedankenkreis koloniales Leben bisher 
nicht in sich einzuschließen pflegte. Das würde 
nicht unwesentlich zur Steigerung des Interesses 
an den Kolonien überhaupt und zum wachsenden 
Verständnis für ihre Notwendigkeiten beitragen, 
zu denen nicht in letzter Linie eine starke Schutz- 
truppe gehört. 
Major Langheld: Zwanzig Jahre in deutschen 
Kolonien. 431 Seiten mit 180 Bildern und 
2 Karten. Berlin 1909. Verlag von Wilhelm 
Weicher. Preis geh. 9,—, geb. 10, —. 
Der Verfasser schildert im ersten Teile des 
Buches die Erlebnisse seiner langen und ab- 
wechslungsreichen Tätigkeit in Deutsch-Ostafrika. 
Besonders interessant sind seine Erinnerungen an 
Wißmann und an Emin Pascha, den er bis 
Bukoba begleitete. Aber auch die anderen Ab- 
schnitte enthalten an Wissenswertem eine reiche Fülle. 
Die fesselnden Ausführungen über unser ost- 
afrikanisches Schutzgebiet finden im zweiten Teile 
„Kamernn“ eine wertvolle Ergänzung durch 
den häufigen Vergleich der dortigen Verhältnisse 
mit den bereits geschilderten, sowie durch das 
öftere Eingehen auf das System der Engländer 
in Nigerien, dessen sichtliche Erfolge der Verfasser 
mehrfach an Ort und Stelle kennen zu lernen 
und zu bewundern Gelegenheit hatte. In der 
anspruchslosen Darstellung der eigenen Tätigkeit 
begegnen wir immer wieder den Vorteilen, die 
zielbewußten Persönlichkeiten eine langjährige 
Afrika-Erfahrung zum Besten des Schutzgebietes 
an die Hand zu geben pflegt. Sei es, daß sie 
es verstehen, den Eingeborenen — unbeschadet 
des erforderlichen Respekts vor unserer Macht- 
überlegenheit — zur richtigen Zeit die Hand zum 
Friedeu zu bieten und dadurch unnötigem Blut- 
vergießen vorzubeugen, oder daß ihnen perfön- 
liche Beziehungen zugute kommen, die sie in den 
langen Jahren ihrer Afrikatätigkeit mit den ent- 
scheidenden Persönlichkeiten des Nachbargebictes 
zum Nutzen von Handel und Wandel anknüpfen. 
Auch das stille und segensreiche Wirken deutscher 
Frauen unter den Farbigen Kameruns lernen wir 
kennen, wie sie dort nicht nur Wunden zu heilen, 
sondern durch Energie und Unerschrockenheit selbst 
der Indolenz der Buschbewohner Achtung und 
Anhänglichkeit abzuringen verstanden haben. 
Dem Buche kann man unur weiteste 
breitung wünschen. 
Ver-
	        
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