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Daran anschließend wird besonders betont,
daß Hauptmann T. Wickham sich von derartigen
Machenschaften ferngehalten habe.
Nach der Art, wie diese Bemerkungen in den
Nachruf eingeflochten sind, hat es den Anschein,
als sei den Offizieren und Beamten der englischen
Besitzungen an der Westküste diese politische Wühl-
arbeit ganz allgemein bekannt gewesen.
. Daß die Umtriebe der Duala anläßlich der
Enteignung des Geländes für die Neustadt und
Hafenanlagen in Duala von englischer Seite stark
geschürt wurden, ist schon früher vermutet worden.
Sichere Beweise waren aber nicht zu finden.
Auffallend war ferner, daß bei den Einge-
borenen der Bezirke an der Westgrenze Kameruns
immer wieder Hinterladergewehre auftauchten,
deren Herkunft dunkel blieb.
Die erwähnten Bemerkungen der Gelegen-
heitsdruckschrift „British Heroes“ werfen ein
neues Licht auf diese bisher unaufgeklärt ge-
bliebenen Tatsachen.
Deutsch-Südwestafrika.
bie Südakrikanische Union und der Angrift auf
Deutsch-Sübwestakrika.
Darüber, daß die Mehrzahl der Buren in
ihrem Herzen das Eingreifen der Regierung
Bothas in den Weltkrieg durch den Angriff auf
Deutsch-Südwestafrika mißbilligt, kann nach
allen aus Südafrika vorliegenden Nachrichten kein
Zweifel bestehen. Allerdiugs hat nur ein geringer
Teil den Mut gefunden, dies Gefühl tatkräftig
zum Ausdruck zu bringen. Wie nunmehr aus
einem in der Wochenschrift The African World--
veröffentlichten „offenen Brief“ hervorgeht, sind
auch englisch-südafrikanische Kreise, die ohne
weiteres als nicht-deutschfreundlich anzusehen sind,
mit der Bothaschen Angriffspolitik nicht einver-
standen. Der in diesem „offenen Brief“ dar-
gelegten Auffassung ist eine besondere Bedeutung
noch insofern beizumessen, als der Verfasser des
Briefes ein früheres Mitglied des Ministeriums
Botha, der Finanzminister H. C. Hull ist,
der seit seinem Rücktritt in näheren Beziehungen
zu der südafrikanischen Minenwelt steht. Hull
führt in seinem offenen Brief zunächst aus, man
könne die Tatsachen nicht leugnen, daß der
Rassengegensatz zwischen Buren und Eng-
ländern in der Südafrikanischen Union wieder
erwacht und in einigen Teilen des Landes
schärfer geworden sei denn je. Man stehe
vor einer entscheidenden Wendung in dem Geschick
der Südafrikanischen Union; er wolle sich bei der
rein sachlichen Prüfung der vorliegenden Lebens-
fragen weder vom Rassenstandpunkt, noch von
persönlicher Vorliebe für Botha oder für Hertzog
leiten lassen.
Was uns aus seinen Ausführungen natur-
gemäß am meisten interessiert, sind seine Aus-
lassungen über den Angriff auf Deutsch-Südwest-
afrika; er sagt darüber wörtlich folgendes:
„Ich denke nicht, daß es richtig sein würde, mit
Stillschweigen hinwegzugehen über die unglücklichen
Ereignisse des letzten Jahres und die Ergebnisse, die
von ihnen stammen, oder zurückzuschrecken vor einer
Außerung meiner Meinung über die Frage der
Invasion von Deutsch-Südwest. Ich weiß voll-
kommen, daß viele meine Ansichten über diese An-
gelegenheiten nicht teilen, und daß es für mich der
leichtere Weg sein würde, gar nichts darüber zu sagen —
zumal die Leidenschaften noch entslammt und die Ge-
fühle noch aufgeregt sind. Aber ich glaube, der bessere
und mutigere Weg ist, den unangenehmen Tatsachen
ins Antlitz zu blicken und ihnen nicht auszuweichen.
Nun darf ich gleich vorweg sagen, daß ich immer der
Meinung gewesen bin und auch noch bin, daß die
Politik des Einmarsches in Deutsch-Südwest ein
schwerer politischer Fehler war, und daß infolge dieses
Fehlers viele von den Unruhen, die im letzten Jahre
sich erhoben, entstanden sind. Ich suche nicht einen
Augenblick lang die Handlungsweise derer zu recht-
fertigen, welche zur Rebellion schritten oder welche die
Wafsen aufnahmen gegen die gesetzmäßige Autorität.
Im Gegenteil, ich bin sehr unzufrieden mit denen,
welche die Rebellion anstifteten, und sage, ihre Hand-
lungsweise war falsch und gänglich ungesetzmäßig.
Aber ich behaupte, daß, als unsere Regierung mit
der Reichsregierung den Uertrag abschloß, in
Deutsch-Südwest einzufallen (!), sie völlig er-
mangelte, die starken Gefühle richtig einzu-
schätzen, welche unter einer großen Angahl der
holländisch sprechenden Bevölkerung gegen
cine Invasionspolitik bestanden.
Ich glaube, daß das Verlangen der Reichsregierung
in vollem Umfange zufriedengestellt worden wärc,
wenn unsere Regierung sich bereit erklärt hätte, unser
eigenes Land vor fremden Angriffen zu verteidigen,
und wenn unsere Regierung gleichzeitig Freiwillige
aufgerusen hütte — wie das von allen anderen
Kolonien mit Selbstverwaltung getau worden ist —
um dem Reich auf den Schlachtfeldern Europas
zu helfen, wo trotz allem das Schicksal
Deutschlands und seiner Kolonien zu ent-
scheiden sein wird.“
Soweit interessiert uns die warnende Stimme
des früheren südafrikanischen Finanzministers
Hull, der übrigens hierbei von sich aus noch
einmal ausdrücklich feststellt, daß nicht etwa von
Deutsch-Südwestafrika die Feindseligkeiten gegen