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regierung in den „Nordgebieten“ der Goldküste)
nur als kleiner Weiler bestand, so muß man beim
Anblick der bedeutenden, sauberen Stadt, den
sanitären Einrichtungen und der großen, soliden
Stationsgebäude der Energie der englischen Re-
gierung alle Anerkennung zollen. Am unbe-
friedigsten ist für den Arzt, die Apotheke und die
Kranken gesorgt, doch soll auch hierin bald Wandel
geschaffen werden. Einstweilen ist für die Apotheke
und das Sprechzimmer (für die Kranken) nur
eine niedrige, mit Gras bedeckte Lehmhütte vor-
handen.
Zwei Kilometer östlich von den Dienstwohnungen
der Angestellten hat der Resident ein imposantes
Gebäude aufführen lassen. Es sieht fast aus wie
ein behäbiges Landhaus in England und ist ein
Zeugnis davon, daß England mit der Bewilligung
von Geldmitteln nicht kargt.
Wir kamen nach dem Dorf Jo (im englischen
Gebiete). Ein Aussätiger ohne Finger und Zehen
streckte mir unbefangen die verstümmelte Hand
zum Gruß hin. Wie sehnen wir und das Volk
die Zeit herbei, in welcher diese Armen in Asylen
untergebracht und nicht nur verpflegt, sondern
auch isoliert werden! (Oben war berichtet, daß
in der deutschen Kolonie die dentschen Behörden
Aussätzigenasyle errichtet haben.)
Auf der Straße nach Gambaga (im englischen
Gebiete) wurden Elefantenspuren in der Nähe
von Bächen sehr häufig, und es war der Weg
so schlimm zugerichtet, daß wir absteigen und
unsere Räder über die großen Löcher führen
mußten. Brücken gab es auf der Strecke nicht,
und man mußte sehen, wie man über die drei
Bäche, die den Weg krenzten, hihüberkam.
Je mehr wir uns (der deutschen Station)
Sansanne Mangu näherten, desto öder wurde
die Gegend. Es ist daher ein sehr zu begrüßendes
Unternehmen der (deutschen) Regierung, daß sie
dem Baummangel durch Anpflanzung von Nutz-
hölzern abzuhelfen sucht. Die Pflanzungen standen
zu unserer Verwunderung trotz der großen Hitze
und Trockenheit zum Teil ausgezeichnet. Es sind
ungefähr 270 Hektar Land mit Teak, Odum, Papao,
Mahagoni, Olpalmen, Kapok und anderen wert-
vollen Nutzbäumen bepflanzt. Welche Zierde für
Mangu wird diese Pflanzung in etwa 10 bis
20 Jahren sein!
Wie wichtig für die Zukunft des Landes die
Hebung der Viehzucht ist, haben wir schon er-
wähnt. Es werden von ausgesuchten Tieren
Zuchtochsen gezogen und im ganzen (deutschen
Mangu-) Bezirke herum verteilt. Daneben herrscht
stramme Zucht und Ordnung, und ein Befehl wird
nicht wiederholt.
Bei allem strengen Regiment ist der Verkehr
der deutschen Beamten mit dem Volk doch sehr
freundlich, und der günstige Einfluß eines solchen
Regiments ist denn auch nicht zu verkennen, be-
sonders nicht, wenn man vorher das unangenehme
Verhalten vieler Eingeborenen unter anderm
(englischen) Regiment schmerzlich empfunden hat
(der Verfasser hatte, wie erwähnt, eine vierteljahr-
hundertjährige Erfahrung auf der benachbarten
englischen Goldküste hinter sich).
Es ist eine unschätzbare Wohltat für die
Völker im Norden Togos und der Goldküste, daß
dort der Schnapshandel von der Regierung ver-
boten ist. Man muß die schrecklichen Wirkungen
des Schnapstrinkens auf ein Volk beobachtet haben
wie ich als Arzt 25 Jahre auf der (englischen)
Goldküste Gelegenheit hatte, um diese Wohltat zu
ermessen. Trotz der mit jedem Jahr wachsenden
Wohlhabenheit der Stämme an der (englischen)
Goldküste wächst die Zahl der Tuberkulosen, der
Epileptiker, der Geisteskranken, und die Gefängnisse
füllen sich immer mehr. Wir vertrauen der wahr-
haft für das Wohl ihrer Völker besorgten deutschen
Kolonialregierung und ihrer Energie, daß sie mit
den anderen Kolonialregierungen zu der Erkenntnis
komme, daß Schnapseinfuhr (auch in der Küsten-
gegend) verhindert werden muß.
Leider war auch das Gerücht vom Ausbruch
der Genickstarre in Kabure (in der deutschen Kolonie)
Wahrheit.
Mit Schrecken dachten wir daran, welch furcht-
bare Verheerungen diese entsetzliche Krankheit in
dem englischen Gebiete nördlich von Kintampo
vor einigen Jahren angerichtet hatte. Man sprach
damals von 75000 Menschen, die der Seuche
zum Opfser gefallen seien, und in (englischen)
Tamale erzählte uns ein (englischer) Offizier, daß
in jenen Gegenden noch jetzt ganze Haufen von
enschengebeinen auf den Hügeln herumliegen
und fast die ganze Einwohnerschaft von der
Krankheit hingerafft worden sei.
Südlich von (der deutschen Station) Sokode
liegen großartige, 270 Hektar umfassende (von der
deutschen Regierung angelegte) Pflanzungen. Am
Tage nach unserer Ankunft wurden wir in ihnen
herumgeführt. Da bekamen wir aufs neue den
Eindruck von der großzügigen Arbeit, die auf
den (deutschen Regierungs-) Stationen in dieser
Hinsicht getan wird. Die großen Landstücke, die
mit Teak, Mahagoni, Olpalmen, Kapok und
andern Nutzhölzern und Fruchtbäumen bepflanzt
sind (Verfasser führt einige an; in Wirklichkeit
handelt es sich um einige hundert von ver-
schiedenen Bäumen und Pflanzen), machten einen
vortrefflichen Eindruck. Zugleich werden die Ein-
wohner auf alle mögliche Weise ermuntert, eben-
falls solche Bäume zu pflanzen. Diese weitsichtige
Arbeit der (deutschen) Regierung kann nicht anders
als hocherfreuliche Früchte für die Kolonie tragen,