Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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regierung in den „Nordgebieten“ der Goldküste) 
nur als kleiner Weiler bestand, so muß man beim 
Anblick der bedeutenden, sauberen Stadt, den 
sanitären Einrichtungen und der großen, soliden 
Stationsgebäude der Energie der englischen Re- 
gierung alle Anerkennung zollen. Am unbe- 
friedigsten ist für den Arzt, die Apotheke und die 
Kranken gesorgt, doch soll auch hierin bald Wandel 
geschaffen werden. Einstweilen ist für die Apotheke 
und das Sprechzimmer (für die Kranken) nur 
eine niedrige, mit Gras bedeckte Lehmhütte vor- 
handen. 
Zwei Kilometer östlich von den Dienstwohnungen 
der Angestellten hat der Resident ein imposantes 
Gebäude aufführen lassen. Es sieht fast aus wie 
ein behäbiges Landhaus in England und ist ein 
Zeugnis davon, daß England mit der Bewilligung 
von Geldmitteln nicht kargt. 
Wir kamen nach dem Dorf Jo (im englischen 
Gebiete). Ein Aussätiger ohne Finger und Zehen 
streckte mir unbefangen die verstümmelte Hand 
zum Gruß hin. Wie sehnen wir und das Volk 
die Zeit herbei, in welcher diese Armen in Asylen 
untergebracht und nicht nur verpflegt, sondern 
auch isoliert werden! (Oben war berichtet, daß 
in der deutschen Kolonie die dentschen Behörden 
Aussätzigenasyle errichtet haben.) 
Auf der Straße nach Gambaga (im englischen 
Gebiete) wurden Elefantenspuren in der Nähe 
von Bächen sehr häufig, und es war der Weg 
so schlimm zugerichtet, daß wir absteigen und 
unsere Räder über die großen Löcher führen 
mußten. Brücken gab es auf der Strecke nicht, 
und man mußte sehen, wie man über die drei 
Bäche, die den Weg krenzten, hihüberkam. 
Je mehr wir uns (der deutschen Station) 
Sansanne Mangu näherten, desto öder wurde 
die Gegend. Es ist daher ein sehr zu begrüßendes 
Unternehmen der (deutschen) Regierung, daß sie 
dem Baummangel durch Anpflanzung von Nutz- 
hölzern abzuhelfen sucht. Die Pflanzungen standen 
zu unserer Verwunderung trotz der großen Hitze 
und Trockenheit zum Teil ausgezeichnet. Es sind 
ungefähr 270 Hektar Land mit Teak, Odum, Papao, 
Mahagoni, Olpalmen, Kapok und anderen wert- 
vollen Nutzbäumen bepflanzt. Welche Zierde für 
Mangu wird diese Pflanzung in etwa 10 bis 
20 Jahren sein! 
Wie wichtig für die Zukunft des Landes die 
Hebung der Viehzucht ist, haben wir schon er- 
wähnt. Es werden von ausgesuchten Tieren 
Zuchtochsen gezogen und im ganzen (deutschen 
Mangu-) Bezirke herum verteilt. Daneben herrscht 
stramme Zucht und Ordnung, und ein Befehl wird 
nicht wiederholt. 
Bei allem strengen Regiment ist der Verkehr 
der deutschen Beamten mit dem Volk doch sehr 
  
freundlich, und der günstige Einfluß eines solchen 
Regiments ist denn auch nicht zu verkennen, be- 
sonders nicht, wenn man vorher das unangenehme 
Verhalten vieler Eingeborenen unter anderm 
(englischen) Regiment schmerzlich empfunden hat 
(der Verfasser hatte, wie erwähnt, eine vierteljahr- 
hundertjährige Erfahrung auf der benachbarten 
englischen Goldküste hinter sich). 
Es ist eine unschätzbare Wohltat für die 
Völker im Norden Togos und der Goldküste, daß 
dort der Schnapshandel von der Regierung ver- 
boten ist. Man muß die schrecklichen Wirkungen 
des Schnapstrinkens auf ein Volk beobachtet haben 
wie ich als Arzt 25 Jahre auf der (englischen) 
Goldküste Gelegenheit hatte, um diese Wohltat zu 
ermessen. Trotz der mit jedem Jahr wachsenden 
Wohlhabenheit der Stämme an der (englischen) 
Goldküste wächst die Zahl der Tuberkulosen, der 
Epileptiker, der Geisteskranken, und die Gefängnisse 
füllen sich immer mehr. Wir vertrauen der wahr- 
haft für das Wohl ihrer Völker besorgten deutschen 
Kolonialregierung und ihrer Energie, daß sie mit 
den anderen Kolonialregierungen zu der Erkenntnis 
komme, daß Schnapseinfuhr (auch in der Küsten- 
gegend) verhindert werden muß. 
Leider war auch das Gerücht vom Ausbruch 
der Genickstarre in Kabure (in der deutschen Kolonie) 
Wahrheit. 
Mit Schrecken dachten wir daran, welch furcht- 
bare Verheerungen diese entsetzliche Krankheit in 
dem englischen Gebiete nördlich von Kintampo 
vor einigen Jahren angerichtet hatte. Man sprach 
damals von 75000 Menschen, die der Seuche 
zum Opfser gefallen seien, und in (englischen) 
Tamale erzählte uns ein (englischer) Offizier, daß 
in jenen Gegenden noch jetzt ganze Haufen von 
enschengebeinen auf den Hügeln herumliegen 
und fast die ganze Einwohnerschaft von der 
Krankheit hingerafft worden sei. 
Südlich von (der deutschen Station) Sokode 
liegen großartige, 270 Hektar umfassende (von der 
deutschen Regierung angelegte) Pflanzungen. Am 
Tage nach unserer Ankunft wurden wir in ihnen 
herumgeführt. Da bekamen wir aufs neue den 
Eindruck von der großzügigen Arbeit, die auf 
den (deutschen Regierungs-) Stationen in dieser 
Hinsicht getan wird. Die großen Landstücke, die 
mit Teak, Mahagoni, Olpalmen, Kapok und 
andern Nutzhölzern und Fruchtbäumen bepflanzt 
sind (Verfasser führt einige an; in Wirklichkeit 
handelt es sich um einige hundert von ver- 
schiedenen Bäumen und Pflanzen), machten einen 
vortrefflichen Eindruck. Zugleich werden die Ein- 
wohner auf alle mögliche Weise ermuntert, eben- 
falls solche Bäume zu pflanzen. Diese weitsichtige 
Arbeit der (deutschen) Regierung kann nicht anders 
als hocherfreuliche Früchte für die Kolonie tragen, 
 
	        
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