Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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stillen ein Vertrauensmann König Leopolds, der ihn 
zu allerhand Aufträgen benutzte, für die er die belgische 
Gesandtschaft nicht in Bewegung setzen konnte. 
Auf den zitierten Artikel hin erlangte er durch 
Vermittlung des Chefredakteurs Pindter der „Nord- 
deutschen Allgemeinen Zeitung“ Zutritt zu dem Refe- 
renten für die Kongoangelegenheiten im Auswärtigen 
Amt, dem Geh. Legationsrat v. Kusserow. Diesem 
gegenüber legitimierte er sich durch seine Erklärungen, 
die mit den Berichten des Grafen Brandenburg über- 
einstimmten, sowie durch verschiedene Briefe des 
Kabinettssekretärs des Königs, in welchen dieser ihn 
ausdrücklich auffordern ließ, die Disposition der amt- 
lichen Kreise hinsichtlich der Gesellschaft zu sondieren. 
Gantier überreichte Herrn v. Kusserow eine Anzahl 
zum Teil vertraulicher Dokumente, die dazu dienen 
sollten, der deutschen Regierung über die Organisation 
der Association und über die Absichten ihrer Gründer 
die gewünschte Auskunft zu erteilen. 
Herr v. Kusserow, der damals ein warmer 
Bewunderer von Stanley war und deshalb auch dem 
Unternehmen des Königs wohlwollend gegenüber- 
stand, berichtete über die wiederholten Besuche Gantiers 
an den Reichskanzler nach Friedrichsruh unter Ein- 
sendung der ihm durch den Vertrauensmann zu- 
gestellten Dokumente. Zugleich brachte er, einem 
diesbezüglichen Wunsche Gantiers entsprechend, in 
Vorschlag, durch eine kleine Zeitungsnotiz, zu der er 
einen Entwurf beifügte, in der „Norddeutschen All- 
gemeinen Zeitung“ die Sympathien für die Gesellschaft 
zu bekunden, um die hierüber im belgischen Publikum 
bestehenden Zweifel zu beseitigen. Beim Fürsten 
fand er jedoch hierfür durchaus keine Zustimmung, 
der marginal bemerkte: 
„Es empfiehlt sich nicht, gegenwärtig die Meinung, 
daß wir uns für den Kongo interessieren, durch irgend- 
welche Publikation zu bestärken. Ob das belgische Pub- 
likum Zweifel hat, ist ganz gleichgültig. Nicht gleich- 
gültig aber ist es, wenn wir Veröffentlichungen 
machen, durch welche die Engländer in ihrem Argwohn 
bezüglich diesseitiger Pläne und Aufmerksamkeit auf 
Afrika bestärkt werden. Bevor unsere Schiffe mit 
Nachtigal nicht ihre Aufträge ausgeführt haben, 
müssen wir tun, als ob Afrika für uns gar nicht 
existierte.“ Hinsichtlich der Kusserowschen Vorschläge, 
eine Erklärung abzugeben, daß das Werk der Inter- 
nationalen Afrikanischen Gesellschaft auf deutsche 
Unterstützung rechnen könne, verfügte der Fürsti 
„Durchaus nichts und auch nichts hinzufügen über 
Bereitwilligkeit zu unterhandeln. Dadurch zeigt man 
zuviel Eifer und verschlechtert die Verhandlungsbasis. 
Es ist gar nichts zu tun oder an irgend jemand zu 
sagen, sondern ohne Redensarten mit Strauch in 
Brüssel zu unterhandeln, sobald S. M. es gestattet. 
Das wird durch Artikel und Sympathiebekenntnisse 
nur erschwert und gefährdet. Vor allem keine Zeitungs- 
artikel mehr, bis Nachtigal gehandelt hat.“ 
  
Zu den ihm zugesandten Brüsseler Dokumenten 
bemerkte der Reichskanzler: „Es ist nicht nützlich und 
ohne Resultat, mich mit Papier zu überschütten, solange 
ich die Allerhöchste Ermächtigung zum Unterhandeln 
nicht habe. Ich wünsche keine weitere Zuschrift in der 
Sache, solange die Ermächtigung nicht vorliegt.“ 
Unter den erwähnten Dokumenten befand sich auch 
eine Niederschrift, die deshalb interessant ist, weil sie 
die Ideen, die König Leopold sich damals über die 
zukünftige Gestaltung seines Unternehmens gebildet 
hatte, ziemlich klar widerspiegelt. Sie wurde von 
Bismarck durchgelesen und von ihm mit (lhier in 
Klammern eingefügten) Randvermerken versehen: 
„La reconnaissance de I’Etat indépendant, 
ct le placement de cet Etat sous la garantie 
de I'Europe (wer ist das?) seraient choses par- 
faites. Cette garantie devrait, si possible 
porter sur trois Doints: P’indépendance, les 
limites de I’Etat et certaines dispositions. 
organiques. · 
PonkquelenolnelDtatpmssebtenmaroheh 
il lui faudrait les bouches ou au moins quelques 
points des bouches du Congo en eau profonde, 
certaines Provinces du Centre de I'Afrique et 
une bande de territoire vers I'Ocean indien 
(wenn man so pröäzisiert, so wird „Europae darüber 
nie einig werden, wenn davon viel gesprochen wird, 
so werden England, Frankreich, Portugal alarmiert 
werden). Les provinces du Centre de I'Afrique, 
abandonnées par I’Egypte (bis dahin soll das 
Kongoreich gehen 7!) sont celles on la traite des 
noirs sévit le plus. Les donner au nouvel Etat 
c'est le meilleur moy#en de couper le mal à sa 
racine (Schwindel). 
L’'association n'a pas encore pu arrster le 
Projet de Constitution (le pourra-t-elle jamais ? 
Des personnes fort compétentes lui ont pr- 
senté les idées suivantes (Phantasien): Le 
nouvel Etat serait placé sous la Suzeraineté 
du Roi ou de la Reine') des Belges, selon ce 
dui paraitrait le plus avantageuk. Le pouvoir 
serait exercé PDar un Conseil exécutif compos 
des aghats (Coburg?) de la famille actuellement 
régnante en Belgique ct d'un certain nombre 
de membres nommés (widerruflich.) par le 
Suzerain. C'est ce conseil qui nommerait à 
toutes les fonctions. Le Suzerain est le pro- 
Priétaire dépositaire du trésor (unterstrichen und 
Ausrufezeichen) du nouvel Etat. La con- 
stitution de ce trésor en faveur de l’Etat nourean# 
est un point tout à fait capital et pour lequel 
une grande latitude devra éetre laissée au 
premier suzerain, afin qu'il puisse prendre 
) Für den unwahrscheinlichen Fall des Wider- 
spruches der belgischen Kammer wollte der König 
diesen Ausweg nebmen.
	        
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