Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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Diesem Gesichtspunkt ist in einem modernen 
Sägewerk weitgehende Rechnung getragen: nur 
einige wenige Menschen meistern die Maschinen 
in den Räumen, wo der Laie ein Gewimmel ge- 
schäftiger Arbeiter erwartet. 
Wasserlagerplatz (millpond). Eine 
Eigentümlichkeit aller großen Sägewerksanlagen 
in den Vereinigten Staaten ist der Wasserlager- 
platz, der Millpond. Die Möglichkeit, eine ge- 
nügend große Wasserfläche zu schaffen, ist entschei- 
dend für die Wahl des Platzes, an dem das Werk 
aufgestellt wird. Der Weiher muß imstande sein, 
bequem den Rundholzbedarf der Säge für aller- 
mindestens zehn Tage zu fassen. Der Millpond 
in Bogalusa z. B. bedeckt eine Fläche von rund 
10 ha und faßt etwa 25 000 fm Rundholz. 
Seine Ausbildung hat der Pond im Pitch- 
Pinec-Gebiet erfahren, wo subtropisch mildes 
Klima herrscht und der Nordwind nur selten 
blanken Frost zu kurzem Besuch mitbringt. Die 
vielen Vorzüge des Wasserlagerplatzes haben aber 
bewirkt, daß er auch von dem rauhen Norden 
übernommen wurde, und zwar wird er dort im 
Winter geheizt, eventuell sogar überdacht, um das 
Einfrieren zu verhindern. Wärme hat ja bisher 
noch ein amerikanisches Sägewerk mehr zur Ver- 
fügung, als ihm lieb ist. Soweit die Abfälle wie 
Schwartlinge, Streiflatten, Sägemehl usw. nicht 
direkt zur Kesselheizung dienen, müssen sie be- 
seitigt werden. Das geschieht durch Verbrennen, 
ursprünglich auf großen, offenen Haufen, später 
wegen der Feuergefährlichkeit im sogenannten 
„burner“, einem großen Zylinder, der von oben 
beschickt wird und dessen doppelte Wand durch 
laufendes Wasser abgekühlt wird. Dieses Kühl- 
wasser nun dient zur Heizung des Millpond und 
unter Umständen wird das Wasser aus dem Pond 
wieder als Kühlwasser in die Doppelwand des 
Burners hinaufgepumpt. 
Die Vorteile, die ein solcher Wasserlagerplatz 
gegenüber einem Lagerplatz auf festem Boden 
bietet, sind ganz bedeutend. Die Anlagekosten sind 
gering. Fast immer wird sich ein Platz finden, 
der durch Abdämmen eines kleinen Wasserlaufes 
in einen Weiher verwandelt werden kann, und 
nur selten ergibt sich die Notwendigkeit, auf ganz 
slachem Gelände künstliche Uferdämme aufzu- 
schütten und das Wasser hineinzupumpen. 
Das Entladen der anrollenden Eisenbahnzüge 
geschieht verblüffend einfach. Die Entladerampe 
hat auf die Länge von zwei Waggons eine „in- 
clined track“, das heißt, die äußere Schiene ist 
etwa 40 cm höher als die nach dem Wasser zu 
liegende. Der Zug hält auf der Rampe. Vor- 
sichtig werden die Sicherungen an der dem Wasser 
zugekehrten Seite gelöst. Langsam fährt der Zug 
an und schiebt den letzten Waggon über die schiefe 
  
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Stelle. Eine geringe Nachhilfe, und die Ladung 
gleitet polternd in das wild aufschäumende 
Wasser. In zehn Minnten ist der ganze Zug 
entladen (Abb. 10). 
Viele Sägemühlen lassen die Stämme im 
Wald ohne Ausnahme in Normalblöcher von 
16 Fuß Länge aufarbeiten, da hierdurch Ver- 
ladung und Verrechnung der Alkordlöhne be- 
deutend vereinfacht wird. 
Kommt jedoch auch der Einschnitt von Bau- 
holz, eventuell sogar nach Maßlisten in Frage, so 
ist der Pond noch mit einer Einrichtung zum Ab- 
längen der Langholzstämme versehen, die aus 
einer großen Fuchsschwanz= oder Kreissäge und 
zwei „niggerheads“ oder Widdern zum Fest- 
halten der schwimmenden Hölzer besteht. 
Zubringer oder Conveyor. Ebenso 
einfach wie das Entladen gestaltet sich der Trans- 
port der einzelnen Blöcher vor die Sägen. Von 
dem hohen Giebel des Fabrikgebäudes reicht ein 
merkwürdiges Ding in das Wasser des Millpond, 
der Zubringer oder Conveyor. Wie der Rüssel 
eines ungeheuren Elefanten sieht das Ding aus 
(Abb. 11). Unten, wo es ins Wasser hineinragt, 
steht ein Mann mit einem Flößerhaken, der ein 
Bloch nach dem anderen heranzieht. Eine Kette 
ohne Ende faßt mit starken, aufwärts gebogenen 
Spitzen das Bloch und zieht es auf der aus starken 
Balken gebauten Gleitbahn mit Paternosterwerk 
nach oben; hier wird es gemessen, und ein rauher 
Stoß mit dem „niggerhead"“ (Widder) schleudert 
es von der Gleitbahn rechts oder links hinunter. 
Da liegt es nun und wartet. 
Bandsäge, Vollgatter, Trenn- 
säge. An der Wand fährt ein kleiner Wagen 
hin und her; das ist der Blockwagen für die Band- 
säge. Eben kommt er leer zurück. Wieder taucht 
ein Niggerhead aus der Versenkung auf und 
schleudert den Stamm gegen den Wagen. Der 
Mann dort oben bewegt in demselben Augenblick 
einen Hebel, und ein paar Klauen schlagen in das 
Holz und halten den Stamm in dieser Lage fest. 
Nun fährt der Wagen auf die riesige Bandsäge 
zu. Erst werden die Schwartlinge und einige 
Bohlen abgesäumt, dann der Stamm wieder mit 
Hilse des Widders gewendet, so daß jetzt die Pa- 
rallelseite gesäumt wird. So ist gleich auf ein- 
wandfreie Weise der Stamm auf Fausstellen 
untersucht. Fehlerhafte Stämme werden ganz 
auf der Bamsäge geschnitten, ebenso Kantholz. 
Zu Brettwaren bestimmte, gesunde Blöcher 
werden auf der Bandsäge nur parallel besäumt 
und laufen dann, gleich vier bis sechs zusammen, 
durch ein großes Vollgatter. 
In neuerer Zeit hat man auch doppelschnei- 
dige Bandsägen verwendet, wodurch der jedes- 
malige Leerlauf des Blockwagens erspart wird;
	        
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