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Diesem Gesichtspunkt ist in einem modernen
Sägewerk weitgehende Rechnung getragen: nur
einige wenige Menschen meistern die Maschinen
in den Räumen, wo der Laie ein Gewimmel ge-
schäftiger Arbeiter erwartet.
Wasserlagerplatz (millpond). Eine
Eigentümlichkeit aller großen Sägewerksanlagen
in den Vereinigten Staaten ist der Wasserlager-
platz, der Millpond. Die Möglichkeit, eine ge-
nügend große Wasserfläche zu schaffen, ist entschei-
dend für die Wahl des Platzes, an dem das Werk
aufgestellt wird. Der Weiher muß imstande sein,
bequem den Rundholzbedarf der Säge für aller-
mindestens zehn Tage zu fassen. Der Millpond
in Bogalusa z. B. bedeckt eine Fläche von rund
10 ha und faßt etwa 25 000 fm Rundholz.
Seine Ausbildung hat der Pond im Pitch-
Pinec-Gebiet erfahren, wo subtropisch mildes
Klima herrscht und der Nordwind nur selten
blanken Frost zu kurzem Besuch mitbringt. Die
vielen Vorzüge des Wasserlagerplatzes haben aber
bewirkt, daß er auch von dem rauhen Norden
übernommen wurde, und zwar wird er dort im
Winter geheizt, eventuell sogar überdacht, um das
Einfrieren zu verhindern. Wärme hat ja bisher
noch ein amerikanisches Sägewerk mehr zur Ver-
fügung, als ihm lieb ist. Soweit die Abfälle wie
Schwartlinge, Streiflatten, Sägemehl usw. nicht
direkt zur Kesselheizung dienen, müssen sie be-
seitigt werden. Das geschieht durch Verbrennen,
ursprünglich auf großen, offenen Haufen, später
wegen der Feuergefährlichkeit im sogenannten
„burner“, einem großen Zylinder, der von oben
beschickt wird und dessen doppelte Wand durch
laufendes Wasser abgekühlt wird. Dieses Kühl-
wasser nun dient zur Heizung des Millpond und
unter Umständen wird das Wasser aus dem Pond
wieder als Kühlwasser in die Doppelwand des
Burners hinaufgepumpt.
Die Vorteile, die ein solcher Wasserlagerplatz
gegenüber einem Lagerplatz auf festem Boden
bietet, sind ganz bedeutend. Die Anlagekosten sind
gering. Fast immer wird sich ein Platz finden,
der durch Abdämmen eines kleinen Wasserlaufes
in einen Weiher verwandelt werden kann, und
nur selten ergibt sich die Notwendigkeit, auf ganz
slachem Gelände künstliche Uferdämme aufzu-
schütten und das Wasser hineinzupumpen.
Das Entladen der anrollenden Eisenbahnzüge
geschieht verblüffend einfach. Die Entladerampe
hat auf die Länge von zwei Waggons eine „in-
clined track“, das heißt, die äußere Schiene ist
etwa 40 cm höher als die nach dem Wasser zu
liegende. Der Zug hält auf der Rampe. Vor-
sichtig werden die Sicherungen an der dem Wasser
zugekehrten Seite gelöst. Langsam fährt der Zug
an und schiebt den letzten Waggon über die schiefe
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Stelle. Eine geringe Nachhilfe, und die Ladung
gleitet polternd in das wild aufschäumende
Wasser. In zehn Minnten ist der ganze Zug
entladen (Abb. 10).
Viele Sägemühlen lassen die Stämme im
Wald ohne Ausnahme in Normalblöcher von
16 Fuß Länge aufarbeiten, da hierdurch Ver-
ladung und Verrechnung der Alkordlöhne be-
deutend vereinfacht wird.
Kommt jedoch auch der Einschnitt von Bau-
holz, eventuell sogar nach Maßlisten in Frage, so
ist der Pond noch mit einer Einrichtung zum Ab-
längen der Langholzstämme versehen, die aus
einer großen Fuchsschwanz= oder Kreissäge und
zwei „niggerheads“ oder Widdern zum Fest-
halten der schwimmenden Hölzer besteht.
Zubringer oder Conveyor. Ebenso
einfach wie das Entladen gestaltet sich der Trans-
port der einzelnen Blöcher vor die Sägen. Von
dem hohen Giebel des Fabrikgebäudes reicht ein
merkwürdiges Ding in das Wasser des Millpond,
der Zubringer oder Conveyor. Wie der Rüssel
eines ungeheuren Elefanten sieht das Ding aus
(Abb. 11). Unten, wo es ins Wasser hineinragt,
steht ein Mann mit einem Flößerhaken, der ein
Bloch nach dem anderen heranzieht. Eine Kette
ohne Ende faßt mit starken, aufwärts gebogenen
Spitzen das Bloch und zieht es auf der aus starken
Balken gebauten Gleitbahn mit Paternosterwerk
nach oben; hier wird es gemessen, und ein rauher
Stoß mit dem „niggerhead"“ (Widder) schleudert
es von der Gleitbahn rechts oder links hinunter.
Da liegt es nun und wartet.
Bandsäge, Vollgatter, Trenn-
säge. An der Wand fährt ein kleiner Wagen
hin und her; das ist der Blockwagen für die Band-
säge. Eben kommt er leer zurück. Wieder taucht
ein Niggerhead aus der Versenkung auf und
schleudert den Stamm gegen den Wagen. Der
Mann dort oben bewegt in demselben Augenblick
einen Hebel, und ein paar Klauen schlagen in das
Holz und halten den Stamm in dieser Lage fest.
Nun fährt der Wagen auf die riesige Bandsäge
zu. Erst werden die Schwartlinge und einige
Bohlen abgesäumt, dann der Stamm wieder mit
Hilse des Widders gewendet, so daß jetzt die Pa-
rallelseite gesäumt wird. So ist gleich auf ein-
wandfreie Weise der Stamm auf Fausstellen
untersucht. Fehlerhafte Stämme werden ganz
auf der Bamsäge geschnitten, ebenso Kantholz.
Zu Brettwaren bestimmte, gesunde Blöcher
werden auf der Bandsäge nur parallel besäumt
und laufen dann, gleich vier bis sechs zusammen,
durch ein großes Vollgatter.
In neuerer Zeit hat man auch doppelschnei-
dige Bandsägen verwendet, wodurch der jedes-
malige Leerlauf des Blockwagens erspart wird;