Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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daß die angeführten Beispiele genügen, um zu 
zeigen, wie einschneidend und bestimmend für das 
Wirtschaftsleben und den Kulturzustand der Bajas 
die geologischen und klimatischen Eigenschaften 
seiner öden Steppenheimat sind. Fassen wir die 
Ergebnisse noch einmal zusammen, so sehen wir, 
daß Waffe und Schmuck. das Eisenerz, Haus- 
fundament, Bett und Kochtopf der Lateritlehm 
liefert, daß ohne den glatten Granit die übliche 
Mehlbereitung unmöglich ist. Ferner gibt der 
Granit in seinen Höhlen Wohnungen, in kleinen 
Bruchstücken Handwerkzeug. Färbmittel liefern 
der weiße Bauxit und der Graphit. Sein 
Land ist es, das den Baja zu dem gemacht hat, 
der er heute ist. Darum ist er auch mit seiner 
öden Steppe so verwachsen, daß er nur dort 
  
leben kann. Der Kulturmensch aber, dem sich für 
einen Augenblick die Schleier öffneten, die über 
die Seele des Naturmenschen ausgebreitet liegen, 
wird erstaunen müssen über die Fülle geistiger 
Kraft, die dort schlummert, und unbewußt sich 
doch bereits seinem Land angepaßt und es seinem 
Willen untertan gemacht hat. 
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Deutsch-Südwestafrika. 
Heue elsenbabn in Deutsch-Südwestatrika. 
Englischen Meldungen zufolge ist Swakop- 
mund mit der Walfischbai durch eine Eisen- 
bahn verbunden worden. 
  
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. 
Vollendung einer australlschen überlandbahn. 
In Anstralien ist um 12. November 1917 die Ost- 
westeisenbahnlinie von Port Augnsta in Südanstra- 
lien nach Kalgoorlic in Westaustralien dem Verkehr 
übergeben worden. Durch Vollendung dieser, seit 1902, 
geplanten, im Herbst 1911 vom Vundesparlament ge- 
nehmigten großen Uberlandbahn durch das australische 
Festland ist das Eisenbahnnetz der Ostnaaten Anstra- 
liens mit den Eisenbahnen von Westaustralien in Ver- 
bindung gesent. Die Oststanten Oueensland, Neusüd- 
wales und Viktoria sind von Westanstralien durch ein 
ungehener ausgedehntes, sast völlig unbesiedeltes 
Landgebiet getrennt, das zum großen Teil aus Flächen 
von traurigsier Einförmigkeit und Uufiruchtbarleit be- 
steht. Insolgedessen entbehrten die Eisenbahnen der 
Ostsiaaten bioher jeder Schienenverbindung mit den 
Bahnen von Westaustralien. und das Eisenbahnnet 
Anstraliens eimwickelte sich daher innerhalb der ein- 
selnen Staaten im allgemeinen gang selbstndig. Durch 
Fertigstellung der neuen Uberlandbahn sind unnmehr 
die Haupistädte aller australischen Stlaaten unterein- 
ander durch den Schienenstrang verbunden. Die Bahn 
bält sich durchweg ziemlich nahe der Südküste des 
Festlandes und ist, bei einer Länge von 1002 engl. 
Meilen 1693 km. dadurch ausgezeichnet, daß sie 
auf elwa 1600 km durch wasserloses Gelände führt. 
von dem mehr als 1000 km völlig unbewohnt sind 
und auch keine Auosicht zu irgendwelcher 
lichen Verwertung darbieten. Die Bahn wird daher 
mit Recht als unstralische „Wü nnenba hn“ begeichnei. 
Eine Strecke von 565 km Länge wird ohne Aufenthalt 
und ohne Zwischensiation durchsahren: mit dieser 
Streckenlänge dürfte diese Wüstenbahn wohl von keiner 
anderen Bahn der Erde übertroffen werden. 
Auf ihr wirtschaftliches Erträgnis wird man hier— 
nach kaum allzu rosige Hoffnungen seben dürfen, viel- 
mehr beruhte die Nolwendigleii ihres Baues auf stra- 
tegischen Forderungen, indem die Bahn die Möglichleit 
schuf, größere Truppenverschiebungen zwischen West 
und Ost rascher und sicherer durchguführen als bisher. 
Insbesondere soll die Bahn auch dem Durchgangs- 
verkehr zwischen den Goldfeldern von Westaustralien 
  
wirtschaft- 
in erster Rlasse 9 K 10 ah, in zweiter Klasse 6 & 7 Sh: 
  
und den landwirtschaftlichen Bezirken des Ostens 
dienen und diesen Berkehr der Schiffahrt, deren Be- 
förderungspreise hier sehr hoch sind, abnehmen. Die 
Wassererschließung bereitete beim Bahnbau sehr große 
Schwierigkeiten. zahlreiche Brunnen mußten gebohrt 
und Standämme zur Gewinnung von Wasser hergestellt 
werden. Die Bankosten, die ursprünglich auf 3990000 L 
veranschlagt waren. haben bisher 6 750 000 KL betragen. 
werden sich uber voraussichtlich auf. 8 000 000 L, das 
sind etwa 96 100./2,km sieigern, wenn die Bahn zur 
Benutzung für Schnellzüge ausgebaut sein wird. Das 
Schienengewicht beträgt 35 kg#m: die Spurweite über- 
ltrifft mit 1°912% engl. 1,4605 m die enropäische 
Vollspur (1,1 35 mi um 1 goll oder 25 mm. 
Mittels der neuen Überlandbahn kann man nun- 
mehr von Perih in Westanstralien bis Brisbane in 
Oucensland ununterbrochen rund 5150 km Eisenbahn- 
fahrt zurücklegen. Für die Beförderung der euro- 
päischen Post hat dir neue Bahyn eine erhebliche Zeit- 
ersparnis gebracht, denn die Fahrt von Frecemantle 
nach Melbourne dauert gegenwärtig 83½ Stunden, 
während bisher der Dampfer zwischen Freemantle und 
Melbourne durschnittlich 6 Tage, zwischen Freemantle 
und Adelaide 4½, : Tage brauchte: von Kalgoorlie nach 
Adelaide fährt man jetzt in 36 Stunden, während man 
bisher 5 Tage dagu brauchte. Seir Eröffnung der 
Bahn verkehren wöchentlich drei züge. Die Fahrpreise 
sind, wie folgt. festgesetzt: Melbourne — Kalgoorlie 
Melbourne Freemanile oder Perth in erster Klasse 
10 K. in zweiter Klasse 6 & 13½1 cah; Schlafwagen- 
zuschlag für die Nacht in erster Klasse 10, in zweiter 
Klasse 5 
Für ven durchgehenden Verkehr der neuen Bahn 
macht sich der bekannte Mißstand des australischen 
Eisenbahnwesens, die Bieljsältigkeit der Spurweiten, 
nunmehr in erhöhtem Maße geltend. Nach der Mit- 
leilung in Lloyds List, der wir die vorstehenden An- 
gaben zum Teil entnehmen, wechselt die Spurweite 
bei einer Fahrt von Frecmantle nach Brisbane nicht 
weniger als sechs Mal: Die Bahnen in Westaustra- 
lien und die von Oueensland sowie Tasmanien und
	        
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