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hundert Millionen Gulden bezifferte, verhielt sich Graf
Karolyi ganz apathisch und fand kein Wort der Einwendung.
Der österreichische Kriegsminister Graf Degenfeld wandte sich
unmittelbar Bismarck zu und sagte: „Daß Sie um Geldes
willen Krieg führen, hatte ich nicht geglaubt,“ worauf Bis-
marck wütend aufsprang und ausrief: „Ich werde den
Finanzminister beauftragen, die Kosten des Krieges zu be-
rechnen.“ Mit diesen Worten verließ er den Konferenzsaal
und ließ sich den ganzen Tag über auch bei der Hoftafel nicht
blicken. Einen Monat später wurde der Friedensschluß in
Prag mit einer viel bescheideneren Entschädigungssumme
perfekt.)
Nikolsburg, den 23. Juli 1866.
Unterredung mit dem bisherigen österreichi-
schen Statthalter in Schleswig, von Hof-
mann, betr. Bismarcks Situation während
des Kampfes bei Sadowa.““)
Hofmann wurde, als mit Bismarck bekannt, in Beglei-
tung des österreichischen Friedens-Bevollmächtigten nach Ni-
kolsburg geschickt; dort sagte er Bismarck, daß die Tatsachen
fertig und er der ruhmvollste Staatsmann sei.
Bismarck: „Ich habe mich während des Kampfes bei
Sadowa beim Korps des Generals Fransecky gehalten und
*) Als Bismarck am Abend des 22. Juli beim König
war, warf der letztere zum ersten Mal einen Rückhblick auf die
ganze Vergangenheit, sprach von den Schwierigkeiten, die er schon
als Prinz von Preußen, dann in den ersten Jahren seiner Re-
gierung gehabt — und nun endlich von dem späten „Abend-
rot“, das seinem Alter noch zuteil geworden sei. Sodann um-
armte er Bismarck unter Tränen. Heinrich Abeken; „Ein schlichtes
Leben in bewegter Zeit“ S. 338 (3. Aufl.)
**) Nach einem Briefe Berthold Auerbachs vom 19. Juli
1874 aus Tarasp, wo der Dichter viel mit zwei Diplhmaten,
dem Botschafter von Keudell und dem Unterstaatssekretär von