Full text: Reichs-Gesetzblatt. 1872. (6)

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schweren Fällen kann zugleich auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldaten- 
standes erkannt werden.  
§. 138. 
Wer bei Ausübung des Dienstes oder unter Verletzung eines militärischen 
Dienstverhältnisses sich eines Diebstahls oder einer Unterschlagung an Sachen 
schuldig macht, welche ihm vermöge des Dienstes oder jenes Verhältnisses zu- 
gänglich oder anvertraut sind, wird mit mittlerem oder strengem Arrest nicht 
unter vierzehn Tagen oder mit Gefängniß bis zu fünf Jahren bestraft; zugleich 
kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. Gleiche Strafe 
trifft denjenigen, welcher einen Diebstahl oder eine Unterschlagung gegen einen 
Vorgesetzten oder einen Kameraden, gegen seinen Quartierwirth oder eine zu dessen 
Hausstand gehörige Person bezeht.   
die Handlung ein Verbrechen im Sinne der allgemeinen Strafgesetze, 
so ist auf die in diesen Gesetzen angedrohte Strafe zu erkennen. 
Zehnter Abschnitt. 
Verletzung von Dienstpflichten bei Ausführung besonderer 
Dienstverrichtungen. 
§. 139. 
Wer vorsäzich unrichtige Dienstatteste ausstellt oder Rapporte, dienstliche 
Meldungen oder dienstliche Berichte unrichtig abstattet, oder solche wisch 
weiter befördert, wird mit Gefängniß von 6 Monaten bis zu drei Jahren 
und mit Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes bestraft. In minder 
schweren Fällen tritt mittlerer oder strenger Arrest oder Gefängniß oder Festungs- 
haft bis zu sechs Monaten ein. §. 140 
Wer für eine Handlung, die eine Verletzung einer Dienstpflicht enthält, 
Geschenke oder andere Vortheile annimmt, fordert oder sich versprechen läßt, wird 
wegen Bestechung mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren bestraft. In minder 
schweren Fällen tritt Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren ein; auch kann neben dem 
Gefängniß auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes erkannt werden. 
§. 141. 
Wer als Befehlshaber einer militärischen Wache, eines Kommandos oder 
einer Abtheilung, oder wer als Schildwache oder als Posten in schuldhafter 
Weise sich außer Stand setzt, den ihm obliegenden Dienst zu versehen, ober 
eigenmächtig seinen Posten verläßt oder sonst den ihm in Bezug auf jenen Dienst 
ertheilten Vorschriften entgegenhandelt, wird mit mittlerem oder strengem Arrest 
nicht unter vierzehn Tagen, im Felde mit mittlerem oder strengem Arrest nicht 
unter drei Wochen oder mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu zwei Jahren bestraft. 
Wird durch die Pflichtverletzung ein Nachtheil verursacht, so tritt Gefängniß 
oder Festungshaft bis zu drei Jahren, im Felde Gefängniß oder Festungshaft 
nicht unter drei Jahren, und wenn dieselbe vor dem Feinde begangen ist, Todes- 
strafe, in minder schweren Fällen Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren oder 
lebenslängliche Freiheitsstrafe ein. 
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