Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

nun aller Hörer Brust. Nur das mit der Konkursmasse hat 
ebensowenig glaubhaft geklungen wie vorher aus dem Munde 
der sozialdemokratischen Programmredner. 
Die Wahrheit ist, daß wir unsere Kapitulation ansagen 
mußten, ale die Revolte in München, in Kiel und anderswo 
ausgebrochen war. Bis dahin war die Oberste Heeresleitung 
gegen einen vernichtenden Waffenstillstand gewesen und hatte 
weiteren Widerstand gefordert. Also das neue System war der 
Konkurs; da erst mußte der zusammengebrochene Schuldner die 
Hände binstrecken und sich die Daumschrauben anlegen lassen. 
Has braucht der Mehrheitssozialist Keil, der nun zu Wort 
kommt, von Partei wegen nicht zu wissen. Er setzt uns die 
ältesten Ladenhüter der roten Wahlrhetorik vor. Es wendet 
sich der Gast mit Grausen. Die Bänke der Abgeordneten 
veröden. Selbst die Genossen oben auf der Regierunge- 
estrade flüchten gelangweilt. Unentwegt setzt Keil seine 
Volksversammlungerede fort, über die Konkursmasse natür- 
lich, über die Schuld des alten Sostems, — eine Anklage 
gegen einen bereits siebenmal totgeredeten Angeklagten. 
Und doch: ein Satz aus seiner Rede, der ein lebhaftes „Sehr 
richtig!“ in den Reihen seiner Parteigenossen auslöst, verdient 
es, als Bekenntnis der Wahrheit festgehalten zu werden. 
Keil sagt: „Die kurzfristige Kanzlerschaft des ba- 
dischen Prinzen war bereits das erste Stadium der 
Revolution.“ Sagt es unter allgemeiner Zustimmung 
seiner Genossen, die sich wohl kaum mehr daran erinnern, 
daß Serenissimus Ebert am Eröffnungstage der National- 
versammlung der „kaiserlichen“ Regierung des Prinzen Max 
die Schuld an unserer Wehrlosmachung durch den Waffen- 
stillstand zugeschoben hat. Also den Konkurs. 
In sehr später Stunde kommt — zum erstenmal in diesem 
Hause — ein Vertreter der Minderheit zu Wort. Der Graf 
Posadowsky. ODie Deutschnationalen haben keinen Volks- 
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