Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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lassen. Hock arbeitete im geheimen, aber nicht unbemerkt, auf 
eine Sprengung des Zollvereins hin durch eine Vereinigung 
der süddeutschen und vielleicht auch mitteldeutschen Staaten mit 
Osterreich zu einem Zollganzen. Osterreich empfahl, falls Preußen 
dem Vertrage vom 7. Sept. nicht entsage, mit Bayern, Württem- 
berg, den beiden Hessen, Nassau und der freien Stadt Frankfurt 
Vorbereitungen zu einem selbständigen Zollverein zu machen; in 
erster Stelle und schleunig sei auch erforderlich, daß die genannten 
Regierungen und das Königreich Sachsen eine gemeinsame An- 
frage darüber an Preußen richteten, ob Hannover zu den Ver- 
handlungen über Erneuerung des Zollvereins zugezogen werde; 
im Falle der Bejahung sei dann das gemeinsame Verlangen zu 
stellen, auch Osterreich an den Verhandlungen teilnehmen zu 
lassen, da die Verhandlungen doch einmal über die Grenzen des 
alten Zollvereins hinausgingen. Einen weiteren energischen Schritt 
tat Osterreich, indem es am 25. Nov. 1851 sämtliche Bundes- 
regierungen auf den 4. Jan. 1852 nach Wien zu freien Kon- 
ferenzen über die handelspolitische Lage einlud, also ein Viertel- 
jahr vor den zu Berlin angesetzten Zollkonferenzen. Wie wohl 
nicht anders erwartet, lehnte Preußen vor Neukonstituierung des 
Zollvereins jede andere Art der Unterhandlung ab. In Wien 
wurde zunächst ganz offen über die Möglichkeit eines Handels- 
vertrags zwischen dem Zollverein und Osterreich beraten (Vertrags- 
form A), ferner über eine Vorbereitung der vollständigen Zoll- 
einigung Osterreichs und Deutschlands (Vertragsform B). Als 
Grundlage beider Entwürfe war eine allgemeine gegenseitige An- 
gleichung der Tarife in Aussicht genommen, bis dann so oder 
so eine völlige Zolleinigung möglich sei. Zu diesen beiden Vor- 
schlägen trat dann aber ein geheimer (Vertragsform C): wenn, 
wie vorauszusehen, Preußen auf beide Vorschläge ablehnend ant- 
worte, dann sollten Bayern, Württemberg, Baden, beide Hessen, 
Nassau und Sachsen unter Austritt aus dem preußischen Zoll- 
verein mit OÖsterreich einen neuen begründen. Während man sich 
im Prinzip über die Verträge A und B ohne große Schwierig- 
keiten verständigte, war der Vertrag C trotz aller Bereitwilligkeit 
Sachsens, entgegenzukommen, so geartet, daß fast jeder einzelne
	        
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