Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

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denn der gute Herr hatte gar nichts von Pesa gesagt, 
wieviel jeder Mann täglich Lohn erhalten solle; 
etwas umsonst zu thun, zumal einem bwana mkubwa, 
der nach ihrer Meinung die Pesa und Rupien nur 
in Kisten von Lindi kommen lassen darf, davon hatten 
sie noch nie geträumt. 
Aber es war in der That so. Der »bwana 
mkubwa von den Asikarie hat wirklich die Arbeit 
befohlen, und da ist doch nicht zu spaßen; denn er 
hat auch noch gesagt, er werde nach einem halben 
Jahre wieder kommen und nachsehen. Darum greifen 
Häuptlinge und Leute nun wacker an, um nicht die 
Ungnade des Herrn von den Askari (schwarze Sol- 
daten) auf sich zu laden. Leßtere fürchten die hiesigen 
Einwohner sehr, weil sie eben gar so schnell schießen 
können und einen Säbel auch noch haben. Diese 
Furcht ist zu Vielem nütze; der Mensch muß eine 
Obrigkeit und das Schwert fürchten; ist dies schon 
im civilisirten Europa der Fall, um wieviel mehr 
hier im unkultivirten Lande. 
Wir haben jetzt 42 Ziegen, bekommen aber im 
Ganzen nur 3 bis 4 Tassen Milch. Die Aussichten 
auf eine gesegnete Ernte sind gut. Die Mtama- 
Ernte beginnt erst im Juni und Juli. Der an- 
gepflanzte Mhogo ist ein Anziehungspunkt für unseren 
Esel; er hat es schon einige Male vorgezogen, statt 
der süßen Nachtruhe einen Spaziergang in die ein- 
ladenden Stauden zu machen. 
RAus fremden MHolonien. 
Dandel und Schifffahrt von Lourenco-Maraques 71890.7) 
Die infolge des Jamesonschen Einfalles im Trans- 
vaal herrschende bedrückte Geschäftslage übte in den 
ersten zwei Monaten des Jahres 1896 einen starken 
Rückschlag auf Lourengo-Marques aus. Die Kom- 
missionsgeschäfte hatten unter dem Ausbleiben von 
Kaufaufträgen, die Spekulationsgeschäfte darunter zu 
leiden, daß für Johannesburg bestimmte, in Lourenco- 
Margques bereits gelandete Waaren wegen der Unsicher- 
heit der Verhältnisse vom Weitertransport zunächst 
zurückgehalten wurden. Mit dem März trat aber 
ein Umschwung zum Bessern ein, so daß der Ausfall 
der zwei schlechten Monate nicht nur reichlich gedeckt, 
sondern dos an sich gewinnreiche Jahr 1895 noch 
beträchtlich überholt wurde. So wurden während 
des Jahres 1896 von einer einzigen Speditionsfirma 
gegen 50 000 Tonnen nach dem Transvaal befördert. 
Der Gesammtwechselverkehr zwischen Lourengo- 
Marques und dem Transvaal ist mit 1 000 000 
Pfd. Sterl. nicht zu hoch angesetzt. 
Der durch Indier vermittelte Handel mit den 
Eingeborenen hatte zwar viel unter der im Innern 
herrschenden Hungersnoth zu leiden, aber dennoch 
kann man den Werth der mit indischen Händlern 
  
*) Aus dem Deutschen Handels-Archiv 1897, S. 163 f. 
  
abgeschlossenen Geschäfte auf 50 000 Pfd. Sterl. be- 
iffern. 
- Die „Nationale Bank der Zuid Afrikaansche Re- 
publiek Beperkt“ in Lourengo-Marges vermittelt jetzt 
direkt Geldgeschäfte mit den Hauptplätzen Deutschlands. 
Das portugiesische Geld stieg im Anfang des 
Jahres 1896 infolge neu ausgeschriebener Kommunal= 
steuern auf 5200 Néis = 1 Pfd. Sterl. Dieser 
hohe Kurs sank aber bald wieder. Er stand eine 
Zeit lang auf 1 Pfd. Sterl. = 5800 Réis und stellte 
sich im Durchschnitt auf 5600 Réis = 1 Pfd. Sterl. 
Zu der günstigen Lage der Geschäfte trug in nicht 
unbeträchtlichem Maße der Umstand bei, daß die 
unter den obwaltenden Verhältnissen unumgänglich 
erforderliche Kaffernarbeit stets dem Bedürfnisse ent- 
sprechend und bei nicht zu hohen Löhnen — zwei 
bis drei Schillinge täglich bei freier Beköstigung — 
erhältlich war. - 
Der im Jahre 1896 in den allgemeinen Ver- 
hältnissen zu Tage getretene Aufschwung zum Bessern 
veranlaßte es mit, daß solche Finanzkreise, die sich 
bislang von Delagoabai ferngehalten hatten, dem 
Platze spekulative Aufmerksamkeit zuwandten. Von 
verschiedenen Johannesburger Syndikaten wurden 
beträchtliche Erwerbungen an Grundeigenthum ge- 
macht, und zwar nicht nur in der Stadt selbst ge- 
legene Grundstücke zur baldigen Ausnützung erworben, 
sondern auch außerhalb dieser und im Vororte Reubn- 
Point gelegene, deren Ausnutzung eine rege Bau- 
thätigkeit voraussetzt. Im Ganzen wurde während 
des Jahres 1896 Grundeigenthum im Werthe von 
rund 130 000 Pffd. Sterl. erworben. 
In der Etablirung zweier großer französischer 
Importfirmen in Lourenco-Marques kann ebenfalls 
ein Zeichen des sich steigernden Vertrauens in die 
dortigen Verhältnisse gesehen werden. 
andel. 
Die Einfuhr des Jahres 1896 stellte sich gegen 
die des Vorjahres, wie folgt: 
Nationalität der Schiffe 
  
  
  
mit welchen die Waaren 1895 1896 
eingeführt wurden: Tonnen zu 1000 k 
Deutsche 30 615 31 46 
Britische 119 766 164 296 
Französische 955 7211 
Amerikanische (Ver. St.) 2800 4906 
Schwedische 8000 6340 
Norwegische 4 000 7868. 
Pormygiesische 270 1350 
Dänische. 500 1 600 
Russische — 2310 
Niederländische — 9119 
elgische — 1900 
Zusammen 186866 268 343 
Ueber die Tonnenzahl der durch Schiffe aus- 
geführten Güter liegen keine Angaben vor. 
Durch die portugiesische Eisenbahn wurden im 
Jahre 1896 159 745 Tonnen befördert. 
Die große Steigerung des Eisenbahnverkehrs zeigt 
sich am besten aus einer Gegenüberstellung der letzten 
vier Jahre.
	        
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